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Margaret Davidson. Auf diese srühvcrstorbcne Dich terin weist neuerdings das Quaterly Review hin, das schon früher zuerst auf ihre Schwester, Lucrezia Davidson, aufmerksam machte. In Deutschland ist weder die eine noch die andere sehr bekannt. Lucrezia's poetischer Nachlaß (sic war 1808 geboren und starb 1825) ist von Washington Irving herausgegeben, dem auch die Papiere Margaret's, welche 1823 geboren wurde und schon 1838, also 15 Jahre alt, starb, von ihrer Mutter übergeben wurden. Beide Dichterinnen (aus dem Dorfe Platsburg am Khamplainsee in Amerika) hatte» hektische Anlage, die sie von ihrer sie überlebenden Mutter geerbt. Sic liegen am Friedhöfe des Dörfchens Saratoga begraben; Lu crezia soll von wunderbarer Schönheit gewesen ftm stshre Bio graphie schrieb Miß Sedgewick. Wünschenswert!) wäre es, wenn ein deutscher Ucbersctzer uns näher mit jenen interessan ten Geschöpfen bekannt machte. Adolph Böttger's Ta lent ;. B. würde sich gewiß sehr gut zu dieser Vermittlung eignen. Kritische Leuchtkugel. Die Theaterkritik macht doch bisweilen rechte Harlekinssprünge; um recht ausbündig zu loben, schneidet sie die seltsamsten Gesichter. So neulich in dem „Dampfboore", einem Blatte, das sonst nicht ohne Ge schick redigirt ist und sich besonders durch ein reichhaltiges (frei lich ohne alle Quellenangabe zusammengcrafftes) Feuilleton hervorthut. Bei Besprechung der Leistung Emil Devrient' s als Bolingbroke im „Glas Wasser" sagt der Redacteur, t>r. Lasker: — „Herr Emil Dcvrient zeigte sich als wahrer Hofschauspieler; nicht nur sein Engagement macht ihn dazu, er versteht cs auch vollkommen, am Hofe und mit dem Hofe Komödie zu spielen." — Muß Herr Dcvrient, als er das gelesen, nicht gelacht haben? Wo soll die Achtung vor der Kritik Herkommen, wenn sic sich so benimmt? — Bei dieser Gelegenheit erinnern wir uns einer Korrespondenz in demselben „Dampfboote", in der es heißt, in Lißzt's Doctordiplom, was ihm bekanntlich die Königsberger philosophische Facultät ge schenkt, habe gestanden, er sei zum Doctor ernannt worden: „»!> o;,plsusid>i8 »rlüs lorrurum." Wie kann Lasker dicß drucken? Herr Korrespondent — erst in die Schule gehe! — 2- H. Ilatnrgcschichtc und Länderkunde. — Im vergangenem Februar strandeten 54 Walisische an der Küste von Foucstmant, nicht weit von Brest; 49 derselben hatten 6 Metres Länge und 3 Meters im Umfange; die übrigen waren kleiner. Bei einem so gewaltigen, einem Schiffe zu vergleichenden Thiere, wie der Walisisch, ist der Ausdruck Stranden sehr bezeichnend. — Kalabrien ist wohl dasjenige Land in Europa, das den Reisenden die größten Beschwerlichkeiten bietet. Dort scheint Alles noch sehr im Argen zu liegen. „Mehre Wochen — so schreibt ein zu naturwissenschaftlichen Zwecken Reisender — erhielt ich als Nahrung beinahe nichts, als die verhaßten Macaroni, welche ich meist von den Bauern erbetteln mußte, weil es im Innern des Landes so an Gasthäusern fehlt, daß auch Städte von 18,000 Einwohnern, wie Acri u. s. w., weder von Gast- noch Schenkhäusern etwas wissen. Die Eseltreiber haben immer ihre Bekannten, ebenfalls Eseltreiber, wo sie Gegenrecht halten. Von Reisenden aber im Innern des Landes weiß man nichts, und jeder Fremde ist als Franzose so ver dächtig, daß man ihn nicht gern unter Dach läßt und noch unlieber ihm etwas reicht." — Der Begriff „Fremder" ist dem Volke gleichbedeutend mit „Franzose" und deshalb furcht bar verhaßt. — Neber die Insel Martinique lesen wir folgende interessante Mittheilung. Die Erzeugnisse Martinique's sind ungefähr dieselben, wie die Guadeloupes, nämlich das Zuckerruhr, der Kaffeebaum, die Baumwollenstaudc, der Cacaobaum, der Ge würznelken- und Zimmekbaum, der Indigo und Taback. Auf Martinique wächst unter andern: der von Schnupfern so sehr geschätzte Tabak Macuba, der seinen Namen von dem Landes- theile hat, in welchem er gebaut wird. Ich liebe Martinique sehr, wenn alle jene reizenden Inseln, welche den Archipel der Antillen bilden und wohin die Hälfte von Europa aus wanderte, wenn sie klug wäre; wenn man mir aber auch ein Landstück, nach meiner eigenen Wahl, schenkte, mit der aus drücklichen Bedingung, daß ich daselbst wohnen müßte, ich glaube, ich würde cs ausschlagcn. Warum? Wegen der Schlangen. Gott, der alles, was er thut, wohlmacht, hat sich das Geheimniß des seltsamen Beweggrundes Vorbehalten, der ihn veranlaßte, Millionen giftiger Schlangen auf Martinique und St. Lucie gedeihen zu lassen, während es auf Dominica, Maria Galante, Les Sainccs, Guadeloupe, die einander ganz nahe liegen, keine einzige gibt. Noch seltsamer ist es, daß man sie an gewissen Orten von Martinique nicht kennt und nie gekannt hat. Warum, das weiß Gott allein. Martinique hat also zur Ausgleichung für die zahllosen Gunstbezeigungen eine kleine gelbe, und eine große marmorirte Schlange erhalten, deren Biß fast immer tödllich ist, und diese Schlangen sind ungemein häufig. Sie haben fast alle Buschncger in den Wäldern ausgetilgt. Während meines Aufenthaltes im Fort Royal hatte ich mehrmals die Ehre, bei dem Admiral Lu Kaldnilly, dem Gouverneur der Insel, zu Tische zu sein, und er gab es nie zu, daß ich mich ohne eine Laterne entfernte, damit ich den Schlangen entgehen möchte. Man mache also im Mondenschcine romantische Spaziergänge! Eines Abends tödtete man in dem Palaste des Gouverneurs selbst einen solchen werthcn Gast in der Küche. Hauptsächlich halten sich die Schlangen in den Zuckerrohrpflanzungcn auf und wenn man das Rohr abschneidet, halten di« Neger immer eine doppelte Aerndte. Ich habe sehr wenige Personen von denen gesehn, welche von einer Schlange gebissen worden und daran nicht gestorben wären. Obgleich nun die Schlangen auf Martinique eine große Plage sind, so leisten sie doch auf der andern Seide auch sehr große Dienste, indem sic die Ratten vernichten, welche die Zuckerrohrpflanzcn verwüsten und auf die Kaffeebäume klettern. Die meisten Ansiedler würden also sehr mißvergnügt sein, wenn sic keine Schlangen hätten, und hier also läßt sich