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12 Ans Algier. Der Diebstahl ist bei den Arabern bis zur Wissenschaft ausgebildet. Sie scheinen sogar das Vieh so weit abgerichtet zu haben, daß es von dem Boden, wo sie es gestohlen, im Galopp davon läuft und aller Verfolgung spot tet. Namentlich ist die Verwegenheit der Kabylen grenzenlos. Sie überfallen und ermorden oft Personen ganz in der Nähe der Lager, blos um ein bischen Stroh zu stehlen. Böse Folgen des Schauspiels. Zn London sind unlängst mehre junge Leute wegen Diebereien eingczogcn wor den, welche in ihrer Aussage sämmtlich vergeben, daß sic durch das Lustspiel „Jack Shcppard," das in letzter Zeit auf allen kleinern Bühnen der Hauptstadt häufig gegeben worden ist, zum Diebstahl angelockt worden seien. Dem. Rachel ist nach ihrem ersten Auftreten neuerdings wieder so unpäßlich geworden, daß sie die weiter angckündigten Vorstellungen nicht geben kann. Die Aerztc haben ihr eine Reise auf das nächste Frühjahr nach Italien angcrathen. Das Theater erleidet durch die Kränklichkeit dieser großen Künst lerin bedeutende Verluste; denn selbst wenn die Mars auftritt, ist das Schauspielhaus nicht ein Drittheil so gefüllt, als bei dem.Erscheinen ihrer jugendlichen Rivalin. Paris. Die englische Manie, sich in die Königin zu ver lieben, scheint auch in Paris Nachahmung zu finden. Da aber die Männer im Allgemeinen für eine solche Romantik nicht zu blasirt sind, so übernehmen es die emancipationslustigen Frauen, die englische Sitte cinzuführcn, und wählen sich zum Helden ihres Romans den Herzog von Orleans. Ein junges Mädchen, Namens Mari, hat den Anfang gemacht und scheint es bereits in ihrer Liebe bis zum Wahnsinn gebracht zu haben. Vor einigen Tagen suchte sic in den Palast der Tuilericn ein- zudringcn, um endlich die Zustimmung des Königs und ckuw Königin zu ihrer Vermählung mit dem Herzoge von Orleans zu erlangen. Man hat sie vorläufig in eine Heilanstalt ge bracht und der Herzog von Orleans soll ihr eine kleine Pension ausgesetzt haben, Letztres wäre allerdings ganz das Mittel, die Nachahmungssucht der Pariserinnen zu reizen. M i s c e l l e n. Man schreibt aus Weimar: Der Pianofortespicler Dreyschock entzückt uns jetzt durch sein herrliches Spiel und seine trefflichen Kompositionen. Er besitzt eine eminente Kunstfer tigkeit, so daß er z. B. blos mit der linken Hand spielt, ohne daß man die rechte Hand vermißt, und wie der Violinspieler X Prumc durch den Vortrag seiner „Melancholie" hinriß, ebenso thut dies Dreyschock mit einer Komposition „Campanella", welche man rücksichtlich ihrer Gcmüthlichkcit zu hörrn nicht müde wird. Der Künstler ist erst einundzwanzig Jahre alt und wird über Berlin nach Petersburg reisen. — Vor einigen Tagen ist die Mutter des verewigten Kapellmeisters Hummel, dreiundneunzig Jahre alt, in Jena gestorben. Bei der ersten Dorstcllnng von Carter, kam Vic tor Hugo zur Cassencontrolle, um einzutrctcn, obgleich er sich kein Billct verschafft hatte. — „Wer sind Sie?" frug ihn der Kontrolleur. — „Ich nenne mich Victor Hugo," entgegnete der Poet.— „Den kenne ich nicht," meinte der Beamtete. — „Ich bin Victor Hugo, verstanden ?" crwicderte nun der Verfasser non Notrc Dame von Paris. — „Den kenne ich nicht," wiederholte ruhig der Kontrolleur. Einer der Autoren des Stückes ging so eben vorüber und auf dessen Veranlassung erhielt Victor Hugo Zutritt und einen Platz. Dabei bemerkte der Kontrolleur zu den Umstehenden: „Merkwürdig ist cs von diesem Herrn da, als sollten wir verbunden sein, ganz Paris zu kennen! Victor Hugo, und was ist denn mit dem?" — O Eitelkeit des Ruhms, wie schnell schwindest Du dahin! Fanny Eisler verläßt so eben Frankreich und begibt sich nach der andern Erdhälstc. Rordamerica ist so glücklich gewesen diesen Sieg über Europa zu tragen und das Theater von New- Uork wird cs sein, wo diese Künstlerin zuerst ihre Triumphe feiern wird. — Mademoiselle Rachel fährt fort, im Theater francais Triumph auf Triumph zu feiern, man erinnert sich nicht, ähnliche Bcssallsbegcistcrung bei den Franzosen und na mentlich bei den Parisern jemals vorgesunden zu haben und das will viel sagen. Erklärung der Modenknpfer. 1. Kurzer Rock mit schmalem Sammtkragen, breiten Aufschlä gen und Seitentaschen. Beinkleider klein carrirt. 2. Kopfputz von Atlas, Spitzen und Goldbordüre. Spencer von Sammet. Die Aermel und das weitoffenstehende Leibchen sind mit Spitzen garnirt. Rock von Moufseline mit einem breiten Spitzen - Volant. 3. Sammethut mit Blumenbouquet. Kurzer Mantel, von Kachimir mit Capüchon. 4. Häubchen. Robe von Atlas nut zwei Volans. Kurze Aer mel mit drei Reihen kleiner Buffen. Spitzenshawl. Handschuhe garnirt. Alle Einsendungen für die „Eilpost" werden unter Adresse des Unterzeichneten, ,-,-abzugebcn de. Buchhändler Ednnrd Meissner in Leipzig" entweder durch Buchhändlergelegenheit oder franco erbeten. Grimma, den 1. Januar 1840. Ferdinand Stolie. Hierzu eine literarische Beilage von der I. Scheible'schen Buchhandlung in Stuttgart.