Volltext Seite (XML)
Mode, mit ihr steigert sich auch wieder der Luxus der Wäsche bei den Herren, wie es schon bei den Damen der Fall ist. Aber welche Hemden findet man auch in den Magazinen von Doucet, liuo <ls la l'aix Nr. 17, welche Vollkommenheit derselben, welche Auswahl, welche Feinheit der Arbeit! Das ist eine Tracht, welche unsere Vorältcrn trotz ihren Jabots und ihren Spitzcnmanchctten nicht kannten. Die Spazicrstöckc, dieser Luxusartikel, welche sich immer mehr ausbildcn, sind diesen Winter reicher, als jemals, die Knöpfe daran sind wahre Kunstwerke, die ich zu beschreiben mir nicht Fähigkeit genug zutrauc. Nehmen Sir für dießmal vorlieb, Ihre Melanie. Feuilleton. Guter Rath. In einem großen Kaffeehause in Paris stehen auf einer schwarzen Tafel folgende Worte geschrieben: „Diejenigen Herren, welche hier lesen lernen, werden gebeten, sich der Journale vom gestrigen Tage zu bedienen." Diese Bemerkung könnte auch in manchem deutschen Kaffeehause an gebracht werden; es ist wahrhaft zum Verzweifeln, wenn man Neuigkeiten dürstet und der Nachbar behält das ersehnte Blatt stundenlang vor den Augen. Eine Stadt für hcirathslustige Herren. Amster dam hat eine Bevölkerung von 2> 1,000 Seelen, worunter das weibliche Geschlecht ein Uebergcwicht von 21,000 hat. Dazu kommt noch, daß die Holländer, deren viele bekanntlich sehr reich sind, ihre Töchter lieber an deutsche junge Leute, als an Hol länder verheirathcn, weil sie jene für solider halten. Das russische Reich hat eine Gesammtbevölkcrung von ungefähr 63 Millionen Individuen. Auf die europäischen Be sitzungen kommen über 56 Millionen, auf die außereuropäischen über 6 Millionen. Sonst und Jetzt. Eine Relation über eine Reise der polnischen Gesellschaft, welche im Jahre 1573 nach Paris die Nachricht bringen sollte, daß der Herzog von Anjou zur Krone berufen sei, bemerkt, die Gesandten seien am 25. Julius in Metz angekommen, hatten aber, wegen der weiten Entfernung, Paris erst am 3.September erreichen können^ Damit vergleiche man die Schnelligkeit der jetzigen Reisenden auf Eisenbahnen! schickt cS an die Direction, welche cs bestellt hat. Es wird sofort einstudirt und an demselben Abend aufgesührt. Lags darauf ist cs freilich oft vergessen. Die Schauspielerin-Mütter bilden in Paris eine ei gene Gattung von Charakteren. Ein französischer Autor be ginnt eine Schilderung derselben folgendermaßen: „ Lassen wir der Schauspielerin-Mutter ihren allgemeinen Namen: Madam Saint-Robert. Sie ist 50 Jahr alt, besitzt die Trümmer eines gefühlvollen Herzens und eine Tochter,, auf deren Haupt alle ihre Hoffnungen ruhen. Madam Saint-Robert ist — eine alte Komödien-Kammerjungfer, weiland der Hochgenuß von Vitr^-Ie-b'ranoLis, (luimper-korentin, Ouüonarü und an dern Städten ähnlichen Umfangs; oder eine ausgediente Co- quette, welche unter dem altern Zweige auf die Verwendung eines alten St. Ludwig-Ritters die Erlaubniß zu einem Lottc- rirbüreau erhielt, und durch eine Abstimmung der Deputirten- kammer aus ihrer Spielhöhle vertrieben wurde; — oder end lich eine Exthürhüterin in der Straße Loguenarll, welche sich an Händen und Füßen verblutete, um ihr theurcs Kind in die Lehranstalt des Conservatoriums zu bringen und demselben eine glänzende Zukunft zu sichern. Aber Madame Saint-Ro bert gesteht nichts von ihrem Stammbaum; seit ihre Tochter Aurelie mit einigem Erfolg die Bretter betreten hat, findet sie denselben viel zu gering. Sie braucht Vorfahren von besserer Sippschaft. Daher läßt sie von einem Zeitungsschreiber eine rührende Geschichte verfassen, nach welcher ihr Mann Ober- officier in einem Regiment der alten Garde gewesen u. s. w. und die sie sofort auswendig lernt und bei jeder Gelegenheit erzählt." Die Aehnlichkeit mit der deutschen Schauspie lerin- oder Sängerin-Mutkr ist unverkennbar. Eine andere interessante Figur in Paris ist Der Ecwürzkrämcr, von dem Balzac unter Andcrm sagt: „Die tüchtigsten Köpfe unter den Gewürzkrämern werden Maires irgend einer Landgemeinde und verbreiten dort einen gewissen Abglanz der pariser Cultur. Diese machen sich dann an Voltaire oder Rousseau, die sie gekauft haben, sterben je doch über pag. 17. der Einleitung. Stets bei der Hand, ihrem Vatcrlandc nützlich zu sein, lassen sie eine Tränke aus bessern und widersetzen sich den Eingriffen der Geistlichkeit, in dem sie den Gehalt des Dorfpfarrers herabsctzen. Einige ver steigen sich sogar so weit, daß sie ihre Ideen dem Constitutione! mittheilen, von dessen Redaction sie vergeblich Antwort erwar ten, Andere sammeln Unterschriften zu Petitionen gegen die Sklaverei und die Todesstrafe." Zur Warnung. Herr Jacqucmet in Bordeaux hat die Bemerkung gemacht, daß, wenn man in die Oberfläche eines Dampfkessels, in dessen Jnnrcn hochgespannter Dampf sich befindet, eine Orffnung von genügender Kleinheit macht, zuerst nur Dampf ausströmt; wird die Oeffnung größer ge macht, als eine gewisse Grenze angicbt, so strömen außer dem Dampfe auch einzelne mit fortgerisscne Wassertheile aus, und überschreitet endlich die Oeffnung eine bestimmte Grenze, welche noch unter dem gewöhnlichen Querschnitt der Bentilöffnungen Ein Nationalzug. Ein neuerer englischer Roman schriftsteller nenntals die vier großen Bedürfnisseim Leben jedes Briten: Essen, Trinken, Schlafen und Franzosen hassen. Keine LwHvrei, blosse Geschwindigkeit. Der be rühmte NomansclzriststcUer Balzac schrieb neulich einen zwei bändigen Roman in drei Lagen. Die französischen Au toren sind wahre Tausendkünstler. Mancher besinnt sich des und der Größe schmelzbarer Scheiben liegt, so tritt nur Wasser Morgens auf ein Vaudeville, dictirt cs beim Frühstück und durch dir Oeffnung. Dem Dampfe ist die letztere geschloffen