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52. Unter Verantwortlichkeit der Redaction der Eilpost. Druck von C. P. Melzer in Leipzig. 1840. Neuestes Bulletin der Mode». Paris, den 10. December 1840. Sie sollten die Menge kleiner kurzer Ueberwürfe sehen, welche, wie es scheint, diesen Winter die dauernde Herrschaft über alle übrigen Moden führen werden. Es exi- stircn für sie die allcrverschiedenstcn Namen, denn sie sind wirklich ganz allerliebst, man schmeichelt ihnen ordentlich mit Zärtlichkeitsbcnennungen. Weniger einfach, als die Mäntel, distinguirtcr, als die Shawls, erfüllen sie alle Bedingungen des Geschmacks und der Eleganz. Auch das Haus Popelin, welches sonst immer sehr bedenklich ist, hat sie als für die Salons würdige Neuigkeit anerkannt und besitzt eine große Auswahl derselben. Sie gehen nur bis zur Garnitur der Robe herab und lassen also den untern Thcil derselben — und auf diesen nimmt eine gute Toilette jedesmal behutsame Rücksicht — völlig frei sehen. Ein großer Vorzug,an ihnen ist, daß sie die Aermel des Klei des, die Manschette, die Handschuhe nicht verhüllen und ihnen erlauben, sich in ihrer vollen Form zu zeigen. Die Handschuhe bekommt man, beiläufig gesagt, am zierlichsten bei Mayer, Aussage Oüoisonl Nr. 32, bei welchem jetzt die ganze seine Welt ihre dießfalsigen Bedürfnisse nimmt. Was den Schnitt des Halses bei jenen Peliffen betrifft, so ist er ganz geeignet, um eine schöne Schulter zu zeigen; jede ungraziöse Rückenfalte ist vorsichtig vermieden, wie denn überhaupt Mad. Popelin dieser Tracht eine Eleganz zu geben weiß, welches derjenigen der Roben vom feinsten Schnitt nichts nachgiebt. Die Roben aber sind auch in demselben Hause von der höch sten Vollkommenheit zu haben, und man würde nicht fertig wer den mit Aufzählen, wenn man die verschiedenen Arten von Gar nituren namhaft machen wollte, mit welchen die Sammetüber röcke, die Roben von reichen Stoffen und die Ballkleider ge schmückt sind. Die hübschen Ballpclerinen, zum Putz jugendlicher Damen, sehen herrlich aus mit allen ihren Nuancen von rosenfarbencn und blauen Maraboutsgarnituren. Die Morgenklcider von feinen Wollenstoffen, mit Posamcntierarbeit verziert, dann die eleganten Negligüröcke, einige in Cachemir mit Spitzen, die an dern in Levantine, ferner die Visitenrobcn, alle diese Moden gehören zu dem Ausgesuchtesten, was man in der Art haben kann. Zch kann nicht umhin, Sie auch auf die prächtigen Cache- mires des Magazins Brousse, lins liiosielieu Nr. 82, auf merksam zu machen und unter denselben besonders auf einen, welcher vor kaum vierzehn Tage» hier angekommen ist und die Bewunderung Aller auf sich zieht. Er ist aber auch wirk lich einzig in seiner Art. Seine Farbe ist blau, aber von einer solchen bezaubernden Reinheit und Zartheit, wie man sie nie mals bei Indischen Shawls »och gesehen. Das Muster ist na türlich der Schönheit der Farbe würdig, und die großen Pal menzweige, welche sich erheben und in einander verzweigen, sind von der imposantesten Wirkung. Glücklich diejenige Dame, welche sich zur Besitzerin dieser kostbaren Schöpfung machen kann. Die Hüte sind für diesen Winter in Form der Capote's, und eine Dame, welche sich vermessen wollte, eine andere Form zu tragen, müßte sich gefallen lassen, daß man glaubt, sie käme aus einer Wcltgegend, wohin weder jemals ein Moden journal, noch der gute Geschmack überhaupt gedrungen ist. Die Form der Hüte also ist jetzt ganz niedrig, ganz anliegend und umgrenzt auf eine sehr angenehme Weise das Gesicht mit Spitzen und Sammet, freilich so geh-imnißvoll, daß man kaum erkennen kann, ob es hübsch ist. Madame Seguin, lins dlenvs-<les-?etits-6Immps Nr. 60, hat so eben eine bewunderungswürdige Parthie Gold- und Sammelbänder ausgestellt für die Coiffuren zu kleinen Soireen, zum Theater u. s. w. Es giebt wirklich nichts Reizenderes, als ihre Ncgligehäubchen in-8atin pi <;»<>, mit Blonden umgeben, welche en burbes an jeder Seite herabfallen i dann auch die Hüte ü In I.ouis XIV. und die kleinen ooilfures man- llnrines, welche sich fast jeden Tag ändern und immer graziöser werden. Das Magazin: „Die hohe Pforte" hat die reichste Aus wahl an geschmackvollen Taschentüchern. So groß die Menge derselben ist, so groß ist auch ihre Mannigfaltigkeit; man findet sie für jede Stunde des Tags, für jede Toilette, von 100 Sous bis zu 200 Franks. Nun zu den Herrenmoden. Bis jetzt ist es nicht kalt ge nug gewesen, um eine entschiedene Mode für Herrenmäntel zu veranlassen. Diejenigen, welche man sieht, können keinen Aus schlag geben, denn sie sind schon feit längerer Zeit gemacht. Der Mantel ist ein Artikel, den man sich zuletzt anschafft. Man wartet ab, bis die Paletots und die Ueberröcke nicht mehr hinlänglich vor der Kälte schützen; daher kann man an nehmen, daß noch ein paar Wochen hingehcn werden, ehe sich in Beziehung auf die Mäntel eine Neuigkeit feststellt. Die Paletots sind jetzt ganz uniform, so groß ist die Aehn- lichkeil unter allen, die man trägt; man kann nicht einmal den weiten und breiten Paletot ausnehmen; er wird noch sehr gern getragen und bewahrt hartnäckig seine frühere Form. Eine neue Art von Knöpfen en eoaille haben wir gesehen, welche wahrscheinlich sehr beliebt werden dürften. Die Pantalons trägt man jetzt von solcher Weite, daß sie kaum weiter sein können. Der Fuß ist völlig bedeckt. Die Gilets sind auf der Brust ganz offen. Dank dieser