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e r a r o n. Unter Verantwortlichkeit der Redaction der Eilpost. Druck von C. P. Melzer in Leipzig. 1840. Neuestes Bulletin der Moden. Paris, den IZ. November 1840. Man fängt an sich eifriger, als je, mit der Feststellung einer Mode der Coiffuren für die Abendgesellschaften zu be schäftigen, und wenn ich nach dem, was ich beobachtet habe, urtheilen darf, so möchte ich behaupten, daß der Orient noch immer eine große Rolle bei diesem Theile der Toilette spielen werde. Die algicr'schen Coiffuren haben nichts an An sehen verloren; die egyp tisch en und syrischen beginnen mit jenen zu concurriren und die Herrschaft der Mode mit ihnen zu theilen. Ans bcmcrkenswerthesten sind die sogenann ten historischen Kopfputze von Moritz Beauvais, der ver sprochen hat, sich diesen Winter selbst zu übertreffen. Die Sammethüte scheinen für permanent erklärt worden zu sein; man verlangt überall nach Sammet, vorzüglich nach schwarzem Sammet, Und in der That, was könnte auch hübscher klei den, als ein schwarzer Sammcthut, den man nur mit einer Feder von derselben Farbe, angenehm über die Form des Hutes gebogen, schmücken oder mit geschmackvoll angebrachten Band schleifen verzieren mag. Der geperlte Sammet ist auch sehr ausgezeichnet, man verziert ihn mit Blumen oder Federn, eben falls von derselben Farbe, als der Hut. Ich könnte Ihnen eine Beschreibung liefere von den kleinen Capots, welche bei Madame Poll et, Ku« kickelisu Nr. 95, zu haben sind, oder von den niedlichen Ueberwürfen, den so genannten Sorties «le bal, welche sich durch die allerliebsten Seidenpelerinen vorthcilhaft auszeichnen, oder auch von den reizenden Mützchen, welche immer gebräuchlicher werden; aber ich ziehe es vor, Sie dicßmal auf die kleinen Sammet mäntelchen aufmerksam zu machen, die, ohne auf bizarre Weise überladen zu sein, mit Passements gestickt und bei ihrer Einfachheit doch ächt nobel sind. Die schon genannte Madame Pollet, die überhaupt einen sehr feinen Geschmack hat, setzt in großer Menge Mäntelchen mit Taille und langen Pelerinen, die mit Quasten endigen, ab. Die Capuce, welche oben von mäßiger Weite ist, fällt dann sich erweiternd bis auf die Mitte des Rückens herab. Die seidenen Ueberröcke sind sehr beliebt. Sie werden mit drei Reihen Knöpfen vorn garnirt, mit Bandbesatz. Zu Haus kleidern benutzt man ein Zeug, das man chinesisch en Flachs nennt. Sie müssen sich ab« darunter nicht etwa einen ordi nären Stoff vorstellen, vielmehr ist er der theuerste unter allen, welche bisher zu diesem Zwecke verwendet wurde, aber freilich auch der nobelste. Man hat ihn meistens nur in matten Far ben, dabei glänzt er aber wie Seide und schmiegt sich so weich und geschmeidig an den Körper, daß er die Formen einer schönen Frau sehr vorteilhaft hervorhebt. Bei Ballkleidern treibt man jetzt großen Luxus mit Spitzenbesatz. Auch hier neigt sich die Mode der orientalischen Tracht zu. Neulich erst sah ich mehre Damen in einer großen Soirüe, welche völlig wie Anhängerinnen des Moslem aussahen. Sie trugen eine Art von Schärpen von lichtem, oder vielmehr feinem Flor, die auf der einen Schulter herabgehend an der Seite in reicher Fülle hcrabwallten. Es giebt noch eine Specialität in der Mode, die wir bis her in unfern Berichten nur wenig erwähnt haben, die aber immer mehr Bedeutung bei der eleganten Welt erhält. Das Schnupftuch nämlich, ist gar nicht allein ein Gegenstand der Nützlichkeit, ein gemeines Erforderniß einer vollständigen Toi lette, es wird hier zu einem Hauptbestandtheile des Putzes er hoben, und wir halten es daher für unsre Pflicht, alle Damen besonders darauf aufmerksam zu machen. Chinesische Leinwand oder der feinste Battist sind die Zeuge, welche dazu verwendet werden; jene zeichnet sich durch einen seidenen, etwas in's Gelbliche oder vielmehr Röthlich schimmernden Glanz aus. Die künstlichsten Stickereien in reichen Mustern sind in den Kanten und in den Ecken der Tücher angebracht, welche man häufig mit Spitzen besetzt trägt. Nicht unterlassen darf ich die Methode des Herrn vr. Bremser, die Behandlung der Haare betreffend, zu erwähnen. Es ist unnöthig, erst der Vortheile einer schönen Chevelure zu gedenken, wir beschränken uns nur darauf zu versichern, daß jenes Werk, das unverkennbar von Geist und einer feinen Beobachtungsgabe zeugt, über die Erhaltung der Haare, über ihre Pflege und Vervollkommnung, die schätzens- wcrthesten Bemerkungen, die untrüglichsten Aufschlüsse giebt. Das dazu gehörige Haarwasser kauft man bei den Gebrüdern Douret, Algierstraße Nr. 1l. Jedes Flacon muß, wenn eS ächt sein soll, die Signatur des vr. Bremser aus Weißen fels tragen. Da wir verbunden sind, Alles anzuzeigcn, was zu den Schönheitsmitteln gehört, so müssen wir auch auf eine neue Art von Schönheitswasser, das sogenannte eau <lv l'urguis aufmerksam machen, welche, wie kein anderes, die Haut ver vollkommnet, sie geschmeidig, zart und rein macht. Immer zu empfehlen ist außerdem das Rosen wasser der Madame Dussert, Kus <Iu 6og-8aint-8onorö Nr. IZ, welches man jetzt auf den Toilettentischen aller Damen findet. Ihre Melanie.