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a o n ^47. Unter Verantwortlichkeit der Redaction der Eilpost. Druck von E. P. Melzer in Leipzig. 1840. Neuestes Bulletin der Moden. Paris, den 5. November IS40. Sie erinnern sich, daß ich Ihnen in meinem vorigen Briefe von der Pracht der ?ol<in geschrieben. Diese Roben, welche man bei Madame Penona, lins 8t. I'iorre-Ii-Iontinartro Nr. L, findet, sind aber auch in der That das Glanzvollste, Eleganteste, was man sich denken kann. Denken Sie sich einen weißen Grund, ganz durchsäet mit Blättern oder Blumen von allen Nuancen, so fein, so zart, daß dieser Purpur die herrlichsten Camellien übertrifft! Das Blau gleicht dem Azur, der in Email schimmert, und das Gelb erinnert an die in Sonnenschein glänzende Färbung der herbstlichen Bäume. Das Lila, das Grün, das Rofenfarbene — alle sind von hinreißen dem Effect. Dazu denken Sie sich noch die golden und silbern gemischt schillernden Fädchen in den Blumen und Blättern, welche auf diesem Grunde blühen, und Sie werden selbst ge stehen, daß diese Roben unübertrefflich schön sind. Andre Pä- kinarten sind nicht minder,ausgezeichnet; ;. B. der persische mit Goldrefleren auf weißem, rothem, grünem Grund u. s. w. Dann der ?ökin ronaisssnce, der den köstlichsten Abendputz bildet. Ein andres Genre, das zwar weniger.glänzend, doch höchst eleffant ist, hat man an einem Sammctzcllge, dem sogenannten Velvui8 maurosguer. Dieser Stoff zeichnet sich durch seins noble Einfachheit aus. Man kann ihn zu allen Tageszeiten tragen, am Abend, am Morgen, auf der Promenade u. s. w. Ein schöner neuer Stoff, der sehr beliebt zu werden scheint, ist der albanesische l/orientale, ebenfalls ganz aller liebst. Dieser Stoff hält.die Mitte zwischen Levanline und Seide. Doch wozu Sie mit vielen Namen belästigen? Nicht übergehcn darf ich aber die Erwähnung einer neuen Form von Mäntelchen, welche neben den Shawls und Sammetübcr- würfen gebräuchlich sind, nämlich die sogenannten ven etia Ni schen Mäntelchen. Man benutzt sie beim Ausgehen des Abends. Die indischen Cachemire stehen immer noch in An sehen. Die schönsten findet man bei Delisle. Die corüons ä'^Iger sind einer der anmuthigstcn Bcstand- theile der Coiffuren, von derErsindung der Madame Seg uin, Kus Keuve-ckes - k»etits-Ddamps, Nr. 60. Sie werden um Sammetturbans geschlungen, und die Enden fallen auf beiden Seiten hernieder. Man hat auch Turbans von tür kischem Moussclin, der mit einem Goldfaden durchzogen ist. Das Reinigen und Waschen der Cachemirshawls geschieht jetzt am häufigsten und vortheilhaftesten durch Dampfapparate. Lor Kurzem zeigte Jemand an, daß er auf diese Weise jeden Stoff, welcher Art cr auch sei, waschen lasse. So wird den Seidenzeugen der alte Glanz wiedergcgebcn, der Sammet und die Spitzen erlangen das Ansehen ihrer Neuheit wieder. Was die Herren moden betrifft, so ist der Schnitt der Paletots einem fortwährenden^Wechsel unterworfen. Die neuesten Arten zeichnen sich besonders durch eine schöne Taille aus, die aber weder durch einen Zug oder durch Besatz her vorgebracht wird. Die weiten Damenärmcl scheinen bei die ser Tracht immer gebräuchlicher zu werden. Die höchste Ele ganz sieht man bei den Gilets; einige von blauem oder violet tem Stoff mit kleinen Stickereien nehmen sich besonders gut aus. Durch ihren Reflex nehmen diese Gilets eine nach der Stellung des Herrn sich richtende, stets wechselnde Färbung an; sie scheinen zu gleicher Zeit dunkel und hell. Man trägt sie auf Bällen und bei Soireen. Der Luxus in Wäsche scheint diesen Winter noch bedeuten der werden zu wollen, als im vorigen; man kehrt zu der Sitte der Vorfahren in dieser Beziehung zurück — überall sieht man gepreßte Busenstreife und Manschetten. Des Aufwandes, den man mit Hemden macht, hab' ich schon neulich erwähnt. Die Spazierstöcke sind noch immer Mode und werden es wahr scheinlich auch bleiben, doch hier reicht meine weibliche Kennt- niß nicht aus. Nehmen Sie also mit dem Berichteten vorlieb. Ihre Melani«. Feuilleton. Allan Camera« heißt ein in französischer Ucbersetzung erschienener Roman, der viel Aufsehen in Paris macht. Wie man sagt, ist Walter Scott sein Verfasser, in dessen handschriftlichem Nachlaß man ihn gefunden haben soll. Wenn nur nicht wieder eine Mystisication dahinter steckt! Halm's Griseldis ist auf englischen Bühnen mit großem Beifall gegeben worden. Da der Stoff aus der Zeit des Kö nigs Artus mit der Tafelrunde genommen ist, so mag freilich für die Engländer das Trauerspiel von besonderem Interesse sein. Die bei Arnold (Dresden und London) herausgekommene Uebcrtragung ist von Sir Ralph Anstruther. Trost gegen daS Podagra. Alle andere Krankheiten, sagt der sat-rische Moschcrosy, sind also geartet, daß sie den Menschen endlich in den Tod gar bringen, ja ihm ost Sinn und Gedanken also nehmen, daß er an seine Seligkeit nicht kann gedenken; das Podagra thut solche gefährliche Dinge gar nicht, sondern zu seiner Zeit, wie ein treuer Vater, wenn es lange genug gestäupt, weiß es wiederum nachzulasscn. Es züchtigt, aber mit Maßen und zur Buß' und Besserung des Lebens, /