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Der -8 a I o n. ^46. Unter Verantwortlichkeit der Redaction der Eilpost. Druck von C. P. Melzer in Leipzig. 1840. Neuestes Bulletin der Moden. Paris, den 29. October 1810. Die Frage, wie man dießmal die Wintermäntel tragen werde, wird wohl Madame Ameise, auf der Straße Mont martre, Nr. 165, entscheiden; denn da sie die größte und prächtigste Auswahl derselben hat, so gebietet sie über den Ge schmack und die Mode. Den Vorzug vor allen Mänteln er halten die mit Sammet besetzten, in seidenen Stoffen von der selben Farbe. Andre sind mit Seidenplüsch geziert. Sie sind kurz und lassen ein ziemliches Stück des Kleides sehen, das ebenfalls seiden und gemustert, in der herrlichsten Uebcrein- slimmung mit dem Mantel, die Eleganz des Ganzen erhöht. Außerdem bemerkt man auch die sogenannten russischen Män tel von weißem Cachemir mit erhabener Stickerei. Das Promenaden-Costüm vervielfältigt sich überhaupt auf die verschiedenste Weise. Jetzt sieht man viele indische Cachc- mirs, die von denen, welchen sie zu thcuer sind, durch fran zösische Shawls ersetzt werden. Das Magazin Gagelin, in der Straße Richelieu, Nr. 93, macht darin ungeheure Ge schäfte mit den Damen, welche zu Fuß zu gehen pflegen. Die seidenen Ueberröcke werden meist mit Stickereien, theils in großen, theils in winzig kleinen Mustern, getragen. Man nennt sie Phantasie-Roben. In der Regel haben sie vorn drei Reihen Knöpfe, welche ihnen ein sehr zierliches Ansehen geben. Weite Aermel sind bei diesen Kleidern an der Tages ordnung. Im Hause trägt man Reben von 6ro, <le Kaples, oder von afrikanischem Stoff, oder von einfachem Lcvantine, mit einem Spencer mit Sammet besetzt von der nämlichen Farbe. Die Manschetten werden sehr hoch heraufgcschlagen. Am Abend I>nv kurze Aermel gewöhnlich, mit Manschetten von schwarzen oder weißen Spitzen. Ein kleines Mouffelinhäubchcn, mit feinen Spitzen und Band besetzt, ist am Morgen, und oft auch am Abend, die Coiffure der Damen von Distinction. Häubchen, mit Sammet oder Blumen geziert, werden vielleicht dcßwcgcn so geschmackvoll gefunden, weil man sie algier'sche Häubchen nennt. Algürine heißt auch ein Zeug, das in Grün mit Ponccau- Rcfler, oder in Blau mit Gcld-Rcfler und mit leichten Dessins von schwarzer Stickerei sehr beliebt ist. Das sogenannte l'ülein 6'lipabsn ist ein streifiger Stoff, dessen Grund mit Bouquets von allen Farben besäet ist. Was die Hüte betrifft, so trägt man sie aus Spaziergängen meist von Sammet; gewöhnlich sind sie mit Blumen oder Fe dern geschmückt, die dieselben Nuancen haben, als der Sammet. Die Hüte von pailler, rosensarbener oder weißer Seide sind jedoch vwi gebräuchlicher, als die von Sammet. Was aber bei der neuen Mode das Erfreulichste und Zweckmäßige ist, das ist der größere Umfang der Hüte. Wahrlich, die ehemaligen gewährten doch allzuwenig Schutz gegen die äußere Atmosphäre, gegen Wind und Staub. Diesem Ucbcl ist nun wieder einmal abgeholfen und die Unpäßlichkeiten der Damen werden sich wohl dadurch bedeutend verringern. In Erwartung der großen Feste, der brillanten Rüunions, die jetzt beginnen, versammelt sich die feine Welt schon in kleinen Coterien, in freundschaftlichen Assembleen, gleichsam zur Vorfeier der kommenden Festlichkeiten. Beim Thcc prä- sentircn sich die geschmackvollsten und kostspieligsten Porccllan- serviccs. Das Porcellan ist überhaupt hier LuruS und noth- wendiges Erforderns geworden. Chinesisches und englisches sieht man in der merkwürdigsten Mannigfaltigkeit. Die Un terhaltung, selbst in dm Soirücn der Vornehmsten, ist gänz lich ungezwungen; die Etikette wird dem Takte jedes Einzelnen überlassen und bedarf keiner strengen Normen mehr. Mit der größer» Einfachheit der Kleider, die gerade jetzt mehr, wie je, ächt, gediegen, frei von Flitterwerk sind, ist auch eine Einfachheit des gegenseitigen Umgangs entstanden, von der man vor zehn Jahren noch keinen Begriff hatte. Die Herren huldigen den Damen, wie zu allen Zeiten, mit der feinsten Aufmerksamkeit, aber ihre Huldigungen find nicht mehr so leer und hohl,'als sonst. Sollte vielleicht auch dazu die Tracht der Herren beigetragen haben, die nicht ernster und schlichter sein kann, als sie cs gegenwärtig ist ? Die schwarze Farbe ist allgemein und wird nur durch die Eleganz der blendenden Wäsche einigermaßen gemildert. Doch über die Herrcnmodcn schreibe ich Ihnen ein ander Mal ausführlicher. . Ihre Melnni e. Feuilleton. Jur Geschichte des Kaffce'S und der Kaffee häuser. Es ist nicht unwahrscheinlich, daß der Kaffee zuerst nach Venedig kam. Man hat einen Brief von Piedro della Valle aus Sonstantinopel von 1615, in welchem er schreibt, er wolle etwas Kaffee miknchmen, wenn er nach Italien zu rückreise. l6lD führten einige aus der Levante nach Marseille heimkehrendc Kaufleute Kaffeebohnen mit sich und zeigten sie und die dazu gehörigen Geräthschaftcn als eine Seltenheit: et was später sing man an, ihn dort in den Kausmannshäusern zu genießen, und 1671 ward ein Laden eröffnet. Der Erste, welcher Kaffee nach England brachte, war gleichfalls ein von