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I« 'n A Id jlt !e l Unter Verantwortlichkeit der Redaction der Eilpost, i t Druck von E. P. Melzer in Leipzig. ) 1840 Neuestes Bulletin der Moden der Paletots Sie haben sich bewegt, kann durch Tincturcn, Ocle und Pomaden angekündigt. Das meiste Auf sehen macht in jüngster Zeit das sogenannte sau plisnomenals, mit welchem man sogleich jedem Haare eine beliebige und un zerstörbare Farbe geben kann, ohne ihm zu schaden. Das Hauptdepot dieses Wundermittels ist bei Madame Peck, lins 8t. Ikonore, Nr. 179. Der, Preis eines Fläschchens 6 Fr. Zur Conservation der Lippen pnd Zähne braucht man gegen wärtig in der Regel das und pouüie anglajsss, das durch die Modegewölbe gewesen, z. B. bei Ba renne auf der place 6s la ülaüslsins, bei Palmyra und Landrin, auf der Straße ?üoiseus, und habe meine Beobachtungen an gestellt. Ich muß mir indessen Vorbehalten, in meinem nächsten Briefe genauere Angaben zu machen, da, wie . ich schon be merkt, noch keine Entschiedenheit in der Mode für den Win ter herrscht. Warum sollte die Mode, das beweglichste Ding auf der Erde, nicht einmal unentschlossen sein und so zu sagen irrlichteriren? Fester steht sie schon in Beziehung auf die Herren. Die engen Beinkleider scheinen ihr unbequem geworden zu sein, sie werden hier und da schon von außerordentlicher Weite getragen und bedecken den Fuß fast ganz. Die Farben der Paletots, deren Schnitte sehr verschieden sind, sind theils olivengrün, theils violet, theils braun. Die Herrn Pique-Pas, Sohn und Compagnie Piot haben in ihrem Magazin die größcste und geschmackvollste Auswahl. Eine Art die Gestalt besonders vortheilhaft hervor. Damenärmel, in denen der Arm ganz frei Art der orientalischen Tracht. Die Taille Zug zusammengezogen und erweitert werden. In jenem hat der Rock etwas Aehnlichcs von einem mittelalterlichen Wamms. Zu Gilets trägt man nichts häufiger als Cachemir- stoffe, die ganz allerliebste Dessins haben. Auch faconnirtcr Sammet ist sehr beliebt. Den größten Luxus treiben die Herren mit ihren Hemden, man hat mir gesagt, daß ein einziges Hemde beinahe so viel kostet, als ein leichter Sommcrrock. Ein Elegant wurde genannt, der Hemden von chinesischem Baum bast trug, deren jedes er mit 200 Fr. bezahlt hatte. — Die Haare läßt man jetzt fast noch länger wachsen, als früher. Wenn sich ein Herr bückt, fallen ihm nicht selten die Locken bis zu dem Mund hernieder. Dazu denken Sie sich Stutz-, Backen- und Kinnbart und Sic haben nun das Bild eines martialischen Gesichts. Seitdem die Soldaten in Afrika sich die Bärte so lang als möglich müssen wachsen lassen, ahmt man ihnen in Paris nach. Manchmal habe ich herzlich über diese bärtigen Gesichter lachen müssen, wenn sie auf einem schmächtigen, engbrüstigen Körper saßen. Aber die Mode will es nun einmal so! Da viel von Haarwuchs in Paris die hebt weile nach einen Falle Paris, den 22. October ISIS. Es ist jetzt eine wahre Lust, die Modcmagazinc zu be suchen, die sich mit dem Neuesten und Mannigfaltigsten für die bevorstehende Wintersaison füllen. Die herannahende Mode ist noch, möcht' ich sagen, hinter Thür und Fenster versteckt, .-denn öffentlich hat sie nur einen sehr schwankenden Charak ter, wie immer in der Wendezeit von einer Saison zur andern. Im Theater sah ich viele ganz leichte Kleider bei den Damen der vornehmsten Stände, die feinsten Mousseline träumen gleich sam noch immer von dem schönen Sommer, mit dem es nun doch vorbei ist, obgleich das Wetter nachzuholen scheint, was es bisher versäumt hat. Am Tage ist es warm, wie im Juni, und des Abends weht eine angenehme Kühle, die lockend ge nug ist, um zu Fuß in's Theater zu gehen. Ich versäume jetzt die italienischen Opern niemals, denn hier sind die be zauberndsten Toilettenkünste in voller Pracht entfaltet. Alles, was Paris an eleganten Damen besitzt, findet sich hier ver sammelt — eine wahre Musterkarte des besten Geschmacks. Die herrlichsten Meisterstücke unserer Modistinnen finden sich in diesen Räumen vereinigt. Die moirs 6'Orient broclrss ist derjenige Stoff für den Winter, welcher wahrscheinlich den Preis davon tragen wird; man darf ihn nur ansehcn, um sich nach den Orient zu versetzen; man wähnt den Blumen duft einer glücklichern Vegetation einzusaugen. Die Grund farbe des Stoffes ist entweder weiß oder perlfarbig, die Muster sind die verschiedenartigsten. Eben so bei den Seidenzcuacn, deren Grund gewöhnlich dunkler ist. Auch liebt man jetzt wieder das Farbcnschillernde. Nicht vergessen darf ich Ihnen den Laclismir ro?a> zu nennen, einen Stoff von in der Regel staubfarbigem Grunde, auf welchem kleine niedliche Zweige in Seide gestreut sind, die in allen Farben sich auf eine bril lante Weise von dem einfachen Grunde hcrvorheben. Ein an derer Stoff führt den Namen des crystallseidnen. Bei diesem ist der Reflex von der prachtvollsten Wirkung und in der That Hal er große Aehnlichkeit mit dem durchsichtigen Lustre des reinsten Crystalls. — Was die Coiffuren betrifft, so wiederholt man die Mode des Mitclaltcrs, natürlich mit der feinsten Rede ist, so findet man auch mehr, wie jemals, Essenzen, Modifikation und Nuancen; in der Regel bedient man sich des Sammets zum Kopfputz. Sammet und Seide und immer Sammet und Seide ist überhaupt an der Tagesordnung und wird wahrscheinlich sobald nicht aus der Mode kommen. Sehr geschmackvoll und anmuthig sind mir die reizenden Mützen und Häubchen vorgekommen, welche man zu tragen anfängt. Sie sind mit Stickereien geziert, die nichts zu wünschen übrig lassen. Gestern bin ich mehre Stunden lang auf meiner Wanderung