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Feuilleton. Norwegisches Gesnndheittrinkcn. Es ist durch gehends bei dem kleinsten häuslichen Mahle, wie bei den größ ten Fcstgclagcn in Gebrauch. Bei jenem darf kein Tischgcnoß das erste Glas austrinken, bis er sich nicht einzeln gegen die klebrigen verbeugt, und jeden mit Namen genannt hat. Das selbe muß bei dem letzten Glase geschehen. Die vertrautesten Freunde, ja selbst die Hausväter ihren Familien gegenüber, beobachten dieß. Bei großen Festgelagen finden noch mehre Cercmonien Statt. Hier erhebt sich die ganze Gesellschaft, trinkt zuerst die Gesundheit des Königs, dann die des Vaterlandes und stimmt zuletzt ein Volkslied mit Musikbegleitung an. Meistens das sehr beliebte: „Norgn, din Skaal!" d. h. „Norwegen auf dein Wohl!" Zu gleicher Zeit werden Kanonu» oder Böller gclöset. Dann erst tauschen die einzelnen Gäste, mit Nennung der vollen Namen und Titel, die gewöhnlichen Gesundheiten aus. Zuletzt gehen Pokale mit Punsch und Madeira herum. Kleiner Bdttrag zur Geschichte der egyptischcn Expedition. Die Egypter konnten es nie begreifen, warum die Franzosen nach ihrem Lande gekommen sein möchten. Ver gebens sprachen ihnen diese von den Engländern, ihren Fein den, von Ruhm, von ihrer Liebe zum Alterthum u. s. w., alles dieses klärte ihnen die Sache nicht auf, und war ihren gewöhnlichen Begriffen gänzlich zuwider. Nur gewöhnt, von Horden in der Wüste überschwemmt zu werden, redete einst ein Egypter einen Franzosen folgendermaßen an: „Ihr habt gewiß kein süßes Wasser in Eurem Lande wie unser Nil, und keinen Regen?" — „Wir haben der Flüsse unzählige," ant wortete der Franzose, „und größere und schönere als Euren Nil." — „So fehlt's Euch wohl an Getreide iü Eurer Küste?" — „Wir besitzen cs in solchem Ueberflusse, daß wir welches ausführen, um Fremde zu nähren." — „So seid Ihr wohl Sklaven des großen Bonaparte, der Euch leitet, wie er will?" — „Auch das nicht, wir sind, was er war, und können als freie Leute auch Generale und Chefs werden." — „Aber habt Ihr denn etwa keinen Vater und keine Mutter mehr, daß Ihr so unglücklich umherwandclt?" — „Ach," riefen mehre, „wir haben Vater und Mutter, und Freunde und Geliebte ver lassen." — „Sonderbares Volk," rief der Egypter nachdcnkend aus," was kann Euch denn zu Hause fehlen? Habt Ihr auch Datteln wie wir?" — Nein, Datteln haben wir nicht." — „Ach, gelobt sei Mahomed und die Propheten, nun wissen wir's, diese Fremdlinge sind zu uns gekommen, weil cs ihnen an Datteln gebricht, die Datteln haben sie hergczogcn;" und voll Erstaunen schlug diese egyptische Gesellschaft die Hände über den Kopf. Sonderbare Ehescheidung. Sie findet bei den Mon tenegrinern Statt. Der Mann, die Frau und beider Ver wandten erscheinen in der Kirche und treten vor den Altar, wo der Pfarrer steht. Jetzt bringt der Küster einen Becher voll Wein, und reicht ihn dem letzter» zur Besegnung. Der Becher geht nun herum, bis er zuletzt auch dem Manne an geboten wird, Von diesem hängt cs nun auch ab, ob er die Scheidung zurücknehmen, oder darauf bestehen will. In jenem Falle thut er eine» Schluck, in diesem nicht. Bleibt er also bei seinem Entschlüsse, so fordert der Geistliche der Frau ihre Schürze ab, läßt dieselbe von den beiden Vätern halten und schneidet sic mit einer eigens dazu bestimmten Sichel der Längc nach durch. — „Der Himmel Hal euch geschieden!" — spricht er, und Alles ist abgethan. Bemcrkenswerth ist, daß nie die Frau, sondern immer nur der Mann auf Sch.idung antragen kann, und daß blos dem Pfarrer die Prüfung der Gründe zusteht. Liebkosungswörter. „Mein himmlisches Gänschen, mein perlenes Mädchen, mein goldenes Mädchen!" sagt der Neugrieche. — „Mein Fcttkrübchcn, mein Dickwürstchen, mein Nüdelchen!" der Norwcge, und beide befinden sich wohl dabei. Am lustigsten aber ist's, wenn uns in einem französischen Journale ein Herr de Sucy berichtet, daß man in Deutsch land zu den Bräuten sagt: „Mein Henkel!" (Engel) und zu den Gattinnen: „Mein Saß!" (Schatz). Dichtcrhonorare. Lord Byron erhielt für jeden vier zeiligen Vers seiner Gedichte vier und vierzig'Gulden, so daß auf jede Zeile ein Karolin kommt. Wieland erhielt bei der ersten Ausgabe seines Oberon für den Bogen zu acht und vierzig achtzciligcn Stanzen nicht mehr als fünf Thalcr Sächsisch, oder neun Gulden Rheinisch. Voß soll bei der* letzten Ausgabe seiner Uebersctzung des Homer für jeden Hexa meter einen Vicrundzwanziger 0 fl. Conv.) erhalten haben, was im Ganzen eine sehr bedeutende Summe macht. Neugriechische Rhapsode». Alles singt in Griechen land, Alt und Jung, Männer und Weiber, Jünglinge und Jungfrauen; es ist eine Art von Nationalinstinkt; man be gleitet sich dabei auf einem Saiteninstrumente. Alte Gesänge haben sich freilich nur wenig erhalten; man trifft einige Reste derselben fast blos bei Hirten und Seeleuten an. Aber der neuen Hymnen, Romanzen u.s. w. giebt es sehr viel; auch sind sie nichts weniger als ohne poetischen Werth. Noch jetzt hat Griechenland seine wandernden Rhapsoden, die man überall mit Entzücken empfängt und deren Gesänge auf allen Lippen sind- Die neugriechischen Frauen sind im Allgemeinen groß und wohl gebaut, haben sehr schöne Augen, sehr edle Züge, wahrhaft griechische Busen, herrliche Zähne und einen Mund zum Küssen gemacht. Nach den Provinzen finden in dessen im Einzelnen mehre Verschiedenheiten Statt. So ist z. B. die Spartanerin blond und zart, während die Griechin von Taygetus der stolzen kriegerischen Pallas gleicht. Die Messcnierin ist klein, rund, niedlich, grazienhaft, während die Arkadien bei aller Lieblichkeit ihres Lächelns immer etwas schwcrfälli erscheint. Alle diese Frauen haben übrigens einen Ernst un, eine Strenge des Charakters, die der asiatischen Ueppigkeü ganz entgegengesetzt sind. Toleranz in Nordamerika. In Nordamerika, in den westlichen Staaten besonders sind beinahe alle religiösen Sekten vereinigt, die nur die kirchliche Statistik aufzählen kann. Dennoch denkt Niemand an einen Unterschied, selbst bei Heirathen nicht. Daher das - amerikanische Sprichwort: