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crwicdern: „Rüstig und fröhlich die Anker herab! Das Schiff liegt ruhig; wir eilen zum Mahle bei Flammenlicht." — Der Kapitän trägt sein Solo mit gedämpfter Stimme in Recitativ- sorm vor; die Schiffsleute aber singen in rauschendem For tissimo ; das Ganze ist sehr lebendig und macht einen höchst angenehmen Eindruck. -- Das Arnvtyal. Wenn man von Florenz über Pistoja und Lucca nach Pisa geht, so führt die Straße auf dem rechten User des Arno, immer am Fuße der Appenninen hin. Der untere Theil des Gebirges ist mit einem düstern Olivcnwaldc bedeckt. In diesem befinden sich eine Menge kleiner Meierhöfe zerstreut, die aber nicht sichtbar sind. Höhet hinauf erheben sich dichte, herrliche Kastanienpflanzungen, deren kräftiges, frisches Grün das Auge sehr erquickend an zieht. Die Straße selbst ist zu beiden Seiten mit ländlichen Wohnungen eingefaßt, die meistens immer hundert Fuß von einander abstehen. So hat jedes seinen kleinen Garten u. s. w. um und neben sich. Alle diese Häuser zeichnen sich durch ein Ebcnmaaß und eine Zierlichkeit der Formen aus, die ganz dem italienischen Klima entspricht. Von der Straße sind sie sämmt- lich durch eine Schutzmauer und eine kleine Terrasse getrennt. Hier pflegen immer eine Reihe Blumentöpfe, kleine Orangen bäume, Aloen u. s. w. zu stehen. Alle diese Töpfe, Scherben, Kübel ec. haben eine antike Form. Das Haus selbst ist über und über-mit Reben umrankt. Die Florcntinischen Strohflcchtcrnlncn. Sie be wohnen das eben beschriebene ArnotHal und sind als arka dische Landmädchen anzusehen, Dieser Industriezweig ist ein köstlicher Schatz für das genannte Thal; hiervon schreibt sich der Wohlstand her, den man in den Umgebungen von Florenz bemerkt. Die schönen, feinen italienischen Strohhüte, die hier geflochten und durch ganz Europa versendet werden, sind all gemein bekannt. Der jährliche Ertrag dieses Fabrikats wird auf drei Millionen Lire geschätzt, eine Summe, die ganz in den Händen dieser Mädchen bleibt. Jede derselben arbeitet auf ihre eigene Hand, verschafft sich ihren Strohbedarf für eine Kleinigkeit und legt das aus dem Verkauft der Hüte gelöste Geld zu seiner Aussteuer zurück. Ein Theil dieses Verdienstes indessen kommt den Vätern zu Gut, Hiervon werden nämlich die Baucrnweiber bezahlt, die statt der niedlichen Strohflech- lcrinncn die Feldarbeiten versehen. Diese Tagelöhnerinnen kommen aus den Appenninen und erhalten täglich, bei eigener Verköstigung, acht bis zehn italienische Sous. Ein solches Mädchen hingegen verdient das Vierfache, wenigstens dreißig Soldi den Tag. Es ist ei» malerischer Anblick, dieselben mit ihrer zierlichen Arbeit beschäftigt, vor ihren Häusern sitzen zu sehen. Die seinen weißen Lcinwandkleider, die hellfarbigen seidenen Mieder, die allerliebsten Strohhüte, die seitwärts auf den niedlichen Köpfchen sitzen und die blühenden Gesichtchen mit dem süßen Lächeln auf den Rosenlippen, geben ihnen, in Wahrheit, ein recht idyllisches Ansehen. Alorentinischcs Hutstrob. Es ist Waizenstroh, das beste kommt aus der Gegend von Pistoja. Man muß dabei bemerken, daß dieser Waizcn auf einem sehr magern und trocknen Boden wächst. Die Halme werden ncch vor völliger Reife ausgczogen und an beiden Enden so weit verkürzt, daß sie nur vier bis fünf Zoll lang bleiben, welches das höchste ist. Hierauf werden sie in kleinen Bündeln an die Flechterinnen verkauft. Diese lassen sie nun von jungen Mädchen auslescn, die auf dieses Geschäft vollkommen cingelehrt sind. Eine sucht die dicksten Halme, eine zweite und dritte die dünner«, und' die vierte und fünfte die dünnsten und allerdünnstcn aus. So haben die Flechterinnen vier bis fünf Sorten vor sich, und nun fängt die Bearbeitung an. Gewandtheit der wilden Elephanten. Dieß gigan tische Thier ist im Zustande der Wildheit unendlich schneller als das beste Pferd. Dieß erfuhren jüngst zu ihrem Unglücke zwei Briten, die während einer Jagd auf der Insel Ceylon einen wilden Elephanten mit Flintenschüssen «»griffen und nicht ahneten, daß dieß so schwerfällig scheinende Geschöpf sie in den Windungen eines dicht bewachsenen Gehölzes würde verfolgen und erreichen können. Allein vergebens verkroch sich einer der kecken Jäger in den dichtesten Unterbusch; die Spur kraft des Elephanten übertrifft die jedes andern Thiercs. Durch alle Windungen folgte er der Spur der Fliehenden, witterte einen der versteckten im tiefsten Dickicht, zog ihn mit seinen Rüffel hervor und zermalmte ihn in Stücken. Kaum hatte der Gefährte des Unglücklichen Zeit und Kraft, einen hohen Baum zü erklimmen und von dort aus das klägliche Geschick seines Begleiters anzuschauen. Doch auch hier witterte das rachedürstcnde Thier seinen Feind, und hielt viele Stunden lang unter dem Baume Wache, wo der bebende und ermat tete Flüchtling so lange ausharren mußte, bis sein wüthender Verfolger durch Hunger von dannen getrieben wurde. Ein unbekanntes Wort von Ney. Ney war be kanntlich im Grunde seines Herzens ein sehr strenger Republi kaner und der „Verkaiserung" des ersten Consuls nichts weniger als hold. „Aber Ney," sagte Bonaparte am Abende des Krönungstages zu ihm, „ganz Paris war doch auf den Beinen, um mich als Kaiser zu sehen!" — „Ah bah!" gab Ney ganz trocken zur Antwort, „das ist noch nichts! Aber mach' Dir einmal den Spaß und laß Dich blind erschießen. Dann wette ich, daß ganz Frankreich herbeiströmt." — Dieß vergaß ihm Napoleon nie. Haarputz der Ncugrirchinuen. Die Pflege und der Schmuck des Haares ist bei den Ncugriechinncn eine sehr wichtige Angelegenheit; viel Sorgfalt wird besonders aus die Färbung desselben gewandt. Bei Unverhcirathcten müssen nämlich die Haare mahagonibraun, bei Vcrhcirathetcn aber dunkelschwarz sein. Diese Färbemittel sind Pflanzen pulver und ganz unschädlicher Natur. Sic kommen aus Afrika und werden in ganz Griechenland von Kleinhändlern verkauft. Jenes zur Mahagonifarbe scheint von der l-aevsonin invrmis zu sein; das zum Dunkelschwarz ist noch unbekannt. Die Manes der Perserinnen. Wenn eine Perserin einem Manne eine Birne sendet, so bedeutet dieß: Du kannst Hoffnung fassen. — Eine Feder: Sei unbesorgt, Du wirst erhört. — Etwas Erde: Gieb vor Allem Deine bisherige Liebschaft auf.— Etwas Flachs: Bist Du böse auf mich? — Eine Bohne: Die So-gc um Dich raubt mir den Schlaf,—