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Der Salon. ^41. Anter Verantwortlichkeit der Redaction der Eilpost. t Druck von E. P. Melzer in Leipzig. / s» 1840 Neuestes Bulletin der Moden. Paris, den 24. September 1840. Unter unseren Modistinnen ist Madame Landein diejenige, welche sich im Allgemeinen am wenigsten darum bekümmert, nachgeahmt oder copirt zu werden. Sie muß großes Gewicht auf ihre Phantasie legen, und in der That, sie hat Recht; es ist unmöglich, sich in Gedanken die Reichhaltigkeit und Ver schiedenartigkeit der allerliebsten Mäntel, ihrer Shawls in den neuesten Formen und ihrer so reichhaltig besetzten Tabliers aus- zumalcn; von den Roben gar nicht zu sprechen. Einer beson- dern-Erwähnung verdienen ihre Burnuff-Shawls, welche eine vorzügliche Herbstkleidung abgebcn werden. Es sind Cache- mires von Heller Farbe in den zartesten Nuancen, rund herum mit Einfassungen von schottischem Sammet. Der Capuchon, die Cordeliüre nichts fehlt daran, aber vor Allem ist der Schnitt sehr graciös und bestimmt und die Einfassung mit außerordentlicher Sorgfalt gearbeitet. Diese Shawls so ein facher und bequemer Art sind ein Luxusartikel der Hähern Stände. Eine große Rolle wird ferner der maurische Mantel bei unseren eleganten Damen spielen; er besteht aus weißem Cachemirc mit strohgelber Einfassung und einer seinen Spitzen garnitur; einige Falten werden mit einer Cordeliüre über der Taille befestigt, das Uebrige fällt graciös herunter und gleicht den langen Aermeln aus dem Mittelalter, deren Form nach Willkür mittelst einer Schnur und einer Agraffe bestimmt wird. Die Form des Capuchons von der Brust und de» Schultern hat einen allerliebsten Schnitt und einen äußerst ansprechenden Faltenwurf. Während des gegenwärtigen Ucbergangs zu den Winter moden giebt es nur wenige neue und pikante Erfindungen, welche die eleganten Damen zum Etablissement der Dcmoiselle Lenormand hinführcn, die auch eine so große Auswahl englischer Modeartikel besitzt. Freilich ist stets Geschmack in der Toilette der Französinnen, aber ein weit aristokratischer Reichthum zeichnet fortwährend der Schmuck der Engländerin nen aus. Unter diesem haben besonders die Jupons von Crinoline vielen Beifall bei uns gesunden; dieser allerliebste Stoff und die anmuthige Weise, mit welcher man von seinen Fal ten Gebrauch macht, ist ganz geeignet, der Taille die vortheil- haftestcn Umrisse zu geben. Oudinot hat der Crinoline eine Frische und Schmiegsamkeit gegeben, die unübertrefflich sind. Die neueste Form der Palletots, welche man für den Winter in Vorschlag brachte, hat niedrige an den Schößen angebrachte Taschen und eine sehr lange Reihe Knöpfe, was demselben ein hübsches Aussehen giebt. Die Taille richtet sich ganz nach der natürlichen Statur. Der Schnitt des Rückens ist fo, daß die Taille möglichst lang erscheint. Die Borden, welche den Schooß besetzen, vereinigen sich auf der Mitlelnaht des Rückens und noch zu beiden Seiten in einer Höchst ge schmackvollen Weise. » " Wollen Sic mir noch erlauben, so sage ich Ihnen Einiges über die eleganteste äußere Fornt eines Briefes. Der Brief einer Dame von Stande muß auf doppelt satinirkem Vignetten- papiere geschrieben und Mit dem feinsten Lack und einem künst lerisch gestochenen Petschaft versehen sein. Eine neue Art von Dintenfässer darf jetzt bei keiner Mode dame fehlen ; sie heißen Typhoiden und sind eine Erfindung des Hofpapierfabrikanten Chaulin. Es ist überflüssig, zu be merken , 'daß man ausschließlich das erwähnte seidenartige Papier, mit seinem Wappen und seinen Anfangsbuchstaben ver sehen, benutzt. Die weiße Vignette ist allen colorirten Rändern vorzuziehen, selbst der einfachen Vergißmeinnichtguirlande, oder anderen Blumen. Die Adressen tragen mitunter denselben Stempel wie das Papier. Das Petschaft ist der wichtigste Therl bei einem Briefe; man findet deren im neuesten Geschmacke in Elfenbein, Krystall, Koralle und allen Arten Edelsteinen. Sie lassen nichts zu wünschen übrig, sowohl in der Vollendung ihrer Form als auch ihres Stiches. — In wenigen Tagen erhalten Sie wieder einen Bericht von Ihrer Melani e. Feuilleton. Tchiffergcsang auf dem Nile. Der Kapitän HM Solo an: „Matrosen zu den Rudern! Matrosen rasch an's Werk!" Die Schiffslcute antworten im Ehor: „Gott und Muhamcd" (zweimal). — Der Kapitän fährt abermals Solo fort: „Gott segne und helfe euch!" (zweimal). Die Matrosen antworten wie oben. — Der Kapitän singt weiter: „Wind und Strömung sind gegen uns, aber Gott leitet das Schiff/^ Die Matrosen fallen ein: „Ja, Gott gebeut dem Winde und dem Strom! Ja Gott ist mit uns!" — Der Kapitän fängt wieder an: .„Ihr seid Männer, ihr kennt die Gefahr, aber ihr fürchtet sie nicht!" Die Matrosen antworten: „Keine Furcht und kein Schrecken, denn Golt leitet das Schiff!" — Endlich schließt der Kapitän: „In Fluthcn sinkt die Sonne, doch schon lodert das Feuer auf! Fröhlich ihr Männer, rüstig die Anker herab! Der Kaffee siedet, das Schaaf ist gebraten, kommt, erquickt euch mit Speise und Trank!" Die Matrosen