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Der Salon. .,1»' 3!>. Unter Verantwortlichkeit der Redaction der Eilpost. Druck von C. P. Melzer in Leipzig. 1840. Neuestes Bulletin der Moden. Paris, den tO. September 1840. Wenn ich auch nicht gerade sagen will und kann, daß jetzt Ebbe in der Mode-, Luxus- und eleganten Welt cingetretcn ist, so liegt es doch in der wechselnden Jahreszeit, wenn im Augenblicke nicht bedeutende und entscheidende Moden auf tauchen; in meinem nächsten Briefe kann ich schon entschiedener über die Herbsttrachten berichten und sogar auf Mancherlei, was im Winter sich geltend machen wird, hindeuten. — In letzter machen die Neglige's der Madame Popelin in der That Aufsehen und geben Zeugniß von dem reichen Erfindungs geiste, dem liebenswürdigen Geschmacks dieser ausgezeichneten Kleidcrkünstlerin. Es giebt aber auch nichts niedlicheres, an- muthigeres, ja charakteristischeres, als das Neglige- einer eleganten Dame; was spricht sich nicht Alles in demselben aus und macht uns gleichsam mit den liebenswürdigen Eigen schaften der Dame bekannt, die selbst einzelne Angaben zu ihrem Negligu miktheilt und so, wie schon angedeutet, im Neglige sich auf naive Weise selbst giebt. — Die Hüte veränderten sich in letzter Zeit, eben wegen der vorgerückten Jahreszeit nur wenig und immer behauptet noch Madame Leceivain als vorzügliche Hutverfcrtigerin einen ausgezeichneten Rang. Am meisten trägt man sic noch in Crüpe, geschmückt mit Blumen- guirlanden oder einer mit gracieuser Nonchalcnce angebrachten Feder. — In der letzten Zeit bemerkte ich einige elegante Damen in einer Art leichten Turban, oder vielmehr griechischen silberdurch- wirkten Mütze, von welcher eine Seite höchst geschmackvoll ge brochen erschien. Es ist unglaublich, wie dieser Kopfschmuck wirkt und ohne Zweifel werden diese Turbane allgemeine An erkennung finden, zumal da bereits für die jugendliche Königin Victoria ähnliche nach London abgegangen sein sollen. — Die elegante Welt trägt in diesen Lagen die verschiedensten Stoffe; am meisten aber echten Cachemir, chinesischen Erüpe. Weiße Roben wurden wegen der anhaltenden Wärme sehr gern getragen. — Schon tauchen hie und da weiß oder schwarz besetzte Shawls auf, die sich durch das Gefällige des Schnittes gewiß einer allgemeinen Ausbreitung erfreuen werden. Es ist kein Zweifel, daß in der Folge viel glacirtc Seide zu Roben rc. getragen werden wird; ich sah schon mehre von diesem Stoffe, die sich durch die Güte der Seide, so wie durch den eigen- thümlichen Schnitt sehr bemerklich machten. Es ist ganz neu, daß an den Roben drei Volants von jeder Seite herabhängen, welche sich in zierliche Schleifen endigen; ähnliche Schleifen sind auch auf den kurzen Aermeln angebracht, welche »--b von einem allerliebsten Besätze umgeben sind. Das Leibchen ist glatt anliegend und vorn von einer ganz neuen Draperie, wenn man so sagen kann. Nächstens werde ich ihnen um ständlicher über diesen höchst geschmackvollen Anzug berichten. — In meinem letzten Briefe entschuldigte ich mich über schein bare Vernachlässigung der Herrenmoden; ich sage scheinbare Vernachlässigung, denn sind ost meine Mittheilungen nicht so wortreich, wie sie vielleicht wünschen oder erwarten, so liegt der Grund entweder in der größer» Stabilität und Consequenz der Herrenmoden oder in der Zeit selbst, die, wie Ihnen ein leuchten wird, nicht allwöchentlich große Revolutionen im Ge biete des Luxus Hervorrufen kann. Wir haben hier in Paris außerdem gerade in diesem Momente keine ruhigen Augenblicke, um sorglos dem Spiele und der Lust des Tages zu lauschen; wer weiß was ich Ihnen, freilich nur ganz beiläufig, in mei nem nächsten Berichte mitzutheilcn nicht unterlassen kann. Aber bei allen bedrohlichen Ereignissen und auch Furcht ein flößenden Begebnissen läßt sich der Pariser nicht lange erschrecken, er vergißt die Gefahr und liebt das Leben und sucht den Genuß. Die nächste Revolution wird sich unfehlbar in Sachen der Mode auf die Paletots erstrecken und wahrscheinlich werden die Acrmcl großen Metamorphosen unterliegen, die im Momente gar nicht zu ahnen, geschweige zu bestimmen sind. Wer weiß, wohin nun die Acrmel verlegt werden, denn ich kann es Ihnen im Vertrauen bekennen, es sind große Pläne im Werke in Betreff der armen AerMel. Nächst der Aermelfrage wird sich die Neuerung auch der Taille bemächtigen und hier vorzüglich die Länge und Breite derselben angreifcn und ummodeln. Ucber die neuen Stoffe Izu den Paletots kann ich Ihnen aber heute so wenig Bestimmtes mittheilcn, wie über die Arbeitcraufläuse: doch werde ich Ihre Wißbegierde bald stillen können, wenn Sie mir nursnoch wenige Tage Zeit gönnen wollen. Zu Pantalons sind bereits schottische Zeuge angelangt, und in einigen der vorzüglichsten Magazine lagern ausgezeichnete Vorräthe. Da das Zeug carrirt und gestreift ist, so können schon aus diesem Grunde die Farben nicht sehr hell Vorkommen; am meisten bemerkte ich grünblau und schwarzgrün mit einem röthlichcn Farbenschimmer, wodurch diese Sto^e ein unbeschreib liches reizendes Colorit, das nicht allzudunkcl hervortritt, er halten. Auch dunkelgrau, gehoben durch den röthlichen Schimmer, scheint sich geltend machen zu wonn, so wie endlich bräunlich grün. Der röthliche Farben.-chmimer scheint demnach das Lei tende bei all' den Zeugen; mag er -'nxelnen Faden hcrvortreten, oder blo? als Abdäi. Unter den einfarbigen Artikeln für auch Tricots von sehr einfachen ' Was die Gilets anlangt. wer g-winnc»; die vorzüglichsten Must.. ..... ....... , . „ o-!------—uuo großen Zeichnungen in Form von Palmen oder Rosen, durch-