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Die neue Taxe. Zu dem französischen Minister Colbert brachte ein Finanzmann den Plan, den Geist des Menschen zu besteuern nach verschiedenen Classcn und sagte: „dieß sei wohl die erste und einzige Abgabe, die jeder gern nach der höchsten Taxe zahlen würde , um im Geist mit zu den Ersten gezählt zu werden." „Sehr schön," entgegnete der Minister dem dünkelhaften Planmacher, „und zur Belohnung soll Ihr Geist ganz taxfrei sein." Orientalischer Luxus. Folgende Schilderung eines griechischen Gesandten bei dem Ealifen Moktader Billah gicbt einen Begriff von dem einst herrschenden Eercmonicl und dem dabei Statt findenden Luxus. An dem zur Audienz bestimmten Tage geleitete der Grcß- vezir den Gesandten in den Palast des Califen. Achtunddrei ßigtausend türkische Teppiche waren auf den Straßen ausgc- breitct. Am Thor des Palastes standen achttausend Thürhüter mit goldenen Helmen- und Stäben. Der erste Hof des Pa lastes war gleichfalls mit den prächtigsten Teppichen bedeckt und hundertsunfzigtausend Mann standen in Schlachtordnung. Den zweiten Hof bewachten tausend Edelknaben, ganz in Gold stoff gekleidet. Das Thor des Palastes war mit einem mäch tigen schwarzsammtncn Vorhänge bedeckt und mit Perlen und Diamanten übersäet. Diesen mußten Mst Könige und Für sten küssen. Der Großvczir und der Gesandte traten nach diesem Ehr furcht bezeichnenden Kusse in eine Reihe herrlicher Gemächer, in welchen eine dreifache Reihe von viertausend weißen und dreitausend schwarzen Verschnittenen stand. Der Weg führte sodann durch einen Waffensaal, worin zehntausend goldne mit Edelsteinen besetzte Cuirafse und dreißigtausend Rüstungen von übergoldetem Stahl' ausgestellt waren. Hundert Löwen an Ketten bewachten dieses kostbare Zeughaus. > wurde der Gesandte in den Saal geführt, wo der Califen stand. Er war von Ebenholz mit Edcl- , d großen Perlen reich besetzt. In der Mitte des Saales befand sich ein goldncs Becken, aus dessen Mitte ein großer Baum von Silber cmporzuwachsen schien. Der Stamm theilte sich in siebzehn Acste, deren Früchte von Gold und Silber der Natur kunstreich nachgcahmt waren. Auf den Resten wiegten sich eine Menge Singvögel, deren anmuthige Harmonien das Ohr ergötzten. Der Gesandte warf sich noch zweihundert Schritte weit vom Throne des Calisen nieder und in dieser Entfernung mußte er sein Anliegen in der demüthig- stcn Stellung Vorbringen. Tagcslängc an verscbicdcnen Erke». In Berlin und London währt der längste Tag 16z- und der kürzeste 7z - ^n. In Stockholm und Upsala der längste 144 und der 9 Stunden. In Hamburg, Danzig und Stettin der 17 und der kürzeste 7 Stunden. In Petersburg und der längste 19 und der kürzeste 5 Stunden. In Tornea der längste 2iz und der kürzeste 24 Stunden. In Archanzcl und Reu-Herrnhut der längste 20 und der kürzeste 4 Stunden. In einer Stadt im nördlichsten Norwegen bleibt cs vom 21. Mai bis zum 22. Iuly ununterbrochen Lag; und auf den Spitzbergen dauert der längste Lag — 3! Monat. Die Acolöharfe. Ein englischer Mechaniker hat da- Geheimniß der Aeolsharfe entdeckt und kann die Töne wie das Maaß ihrer Stärke nach Willkür hervorbringen. Mittelst eines Pedals erzeugt er die Luft, welch« die Drahtsaiten in Bewegung setzt. Die Töne werden mittelstTasten angeschlagen. Im Allgemeinen ist man mit dieser wichtigen Erfindung in ihrem gegenwärtigen Stande schon sehr zufrieden. Der Epium - Rausch. Folgende Beschreibung des Opium-Rausches giebt ein Reifender aus dem Morgcnlandc. Kaum eine Stunde, nachdem ich anfangs einen und später drei bis vier Gran Opium genommen, fühlte ich mich in einen wahrhaft seligen Zustand versetzt, in einen Zustand völliger geistiger und körperlicher Schmerzlosigkeit. Ich fühlte mich über alles irdische Leben hoch erhoben, sah alles Widrige und Unangenehme verschwunden, während alles Gute und Schöne mir tausendmal besser und schöner erschien. Ich selbst existirte so zu sagen zwiefach. -Es schwebte nämlich in verklärten Re gionen mein Opium-Ich und blickte mit tiefer theilnehmcndcr Rührung auf mein gewöhnliches nüchternes Ich herab. Dann sah ich meine ganze Zukunft in den schönsten Farben vor mir; doch nur geistige Genüsse spiegelte mir die Phantasie vor, was den Opium-Rausch hoch über den Wein-Rausch erhebt. Ohnedieß kann Einer, der Opium genommen, nicht mit einem Betrunkncn verglichen werden. Während dieser an Toben und Lärmen seine Freude hat, sucht jener vielmehr die Ruhe und Einsamkeit. Während der eine bei einer Schönen sich vielleicht unartig beträgt, wendet sich der andre der Betrachtung ihrer moralischen Vorzüge zu, die seine Phantasie ausschmückt, und er betet sie in der Stille an. Ein durch Opium Berauschter begeht nicht die mindeste Ausschweifung, verliert seine Vernunft in keinem Augenblicke und kann sogar mit doppelter Kraft die Kopfarbeit verrichten. Nur in Sprachen vergißt er oft die Hälfte der Worte, die er sagen will. Außer dem Opium ha ben die Morgenländer noch allerhand Kräuter von verschiedener Wirkung. Die einen erhitzen, die andern machen immerwäh rend lachen u. s. w. Unglück eines Eifersüchtige». Ein Pariser Ehe mann ward unlängst sehr stark für seine Eifersucht bestraft. Er bildete sich ein, daß seine Gattin einem jungen Cousin gewogner sei, als ihm, und brachte auch heraus, daß Beide ei nes Tages ein Rendezvous vor dem Thore verabredet harten. Um Beide con amvre zu belauschen, brachte er einen Micth- kutscher durch Bestechung dahin, daß ihm dieser Montur und Posten für diese Fahrt überließ. Der eifersüchtige Eheherr ließ nun das glückliche Pärchen in fein Fuhrwerk einsteigen und fuhr mit ihm dahin. Unterwegs aber fällt ihm ein, cs könnten wohl schon jetzt die Präliminarien zu den Liebc-abcn- theuern gepflogen werden. Er blickte daher neugierig rück wärts nach dem Hintergründe des Wagens, und richtig, drr glückliche Coridon hält wirklich das Händchen seiner Nachbarin in der seinen. Anhalten und Abspringen war bei dem Pseudo Micthkutscher eins. Er reißt die Thür auf und seine Don nerworte lassen einen der klarsten Einblicke in seine Verklei dung thun. Die Fassung der betroffenen Gattin war auf der Stell« dahin, nicht so die des Cousin, der seinen Gegner ab sichtlich verkennend, ihn trotzig auf seinen Bock zurückwies.