Volltext Seite (XML)
orte. Des Amorosen Herz sei dreigetheilt in Liebe, Pharao und Roulette. Nach einem fürchterlichen moralischen Kampfe entschließt er sich endlich für's Letzte. Er setzt die Geliebte auf's Spiel und singt auf einer gefälligen Cadenz: „Va banguv!" Nun tritt der Moment mysteriöser Spannung ein, der in einem Paukenwirbel alle Herzen krampfhaft zusammen schnürt. Todtenstille herrscht in einer Gcneralpause. Endlich ruft der Groupicr: „Kien ne va plus!" und der Vorhang fällt. Erfindungen. Der Herzog Heinrich von Würtemberg hat ein Percussionsgewehr erfunden, dessen außerordentliche Vereinfachung des Schlosses vielen Militairs wahre Bewunde rung einflößt. Durch eine besondere und sehr leichte Behand lung kann jeder eingeübtc Soldat in der Minute acht bis zehn Mal laden. Ein schlichter, einfacher Mann, Namens Kaltenlcitner, in Salzburg hat eine neue Art Wagen für die Eisenbahn erfun den, welche weder mit Dampf noch durch Pferdckraft getrie ben werden. Ein einziger Mensch soll diesen Wagen, in wel chem vierundzwanzig Personen Platz haben, außer den angc- hängtcnTransportwagcn, bewegen können, und zwar mit solcher Schnelle, daß eine Stunde in zehn Minuten durchlaufen wer den kann. Der Mechanismus ist äußerst einfach. Das Trieb werk besteht nur aus drei Rädern. Die außerordentliche Nähnadel. Zur letzten In dustrieausstellung in Paris gab ein Engländer, Namens Bel ten, eine gewöhnliche Nähnadel, die man nur auf seine Bitte mit aufnahm. Jedermann ging an der unscheinbaren Nadel vorüber, ohne sie zu beachten. Am Schlüsse der Ausstellung zog endlich Bolton die Preisrichter zu seiner Radel. Erst ließ er sie durch das Microscop untersuchen; und cs war nicht die mindeste Ungleichheit auf ihrer Oberfläche zu entdecken. Dann nahm sie der Verfertiger und schraubte sie auseinander, da er schien eine andre von gleich ausgezeichneter Arbeit; und so kam vor den Augen der erstaunten Richter ein halbes Dutzend schö ner Nadeln zum Vorschein, welche eine in der andern stack — ein wahrhaftes Wunder der Kunst. Dcmoiselle Rachel hat durch eine Feuersbrunst einen großen Thcil ihrer Habe verloren. Das Feuer griff mit sol cher Schnelligk.it um sich, daß die Künstlerin kaum halb an gekleidet den Flammen entkommen konnte. Um sie für ihren Verlust einigermaßen schadlos zu halten, hat ihr ein Freund und Verehrer der dramatischen Kunst ein Diadem übersandt, auf welchem die sechs Hauptrollen der Künstlerin in cdcln Steinen zu lesen sind. Die Anfangsbuchstaben bilden den Na men Rachel und bilden sonach ein eben so kostbares als geist reiches Anagramm. Ncbcrall Frühling. Der Winter scheint ganz den Hals gebrochen zu haben; namentlich wird's in Süddeutschland ganz Frühlinghaft. In manchen Gegenden blühen bereits die Veilchen, an andern soll's gar reife Erdbeeren, junge Rosen und zeitige Kirschen geben. Die Königin Victoria wird im Laufe des Februars ganz gewiß Hochzeit machen. Sic verlangt zur Ausstattung hunderttausend Pfund Sterling, der Minister der Finanzen will jedoch nur scchzi'gtausend verwilligen. Der alte Herzog von Wellington ist gar so ungalant gewesen und hat geäußert, drcißigtausend wären auch genug. Ein liebenswürdiger und hcirathslustiger Engländer hat in Londoner Journalen öffent lich erklärt, er wolle Ihre Majestät hcirathcn, selbst wenn sie nur zehntausend Pfund jährliches Einkommen habe. Da bei hat er eine Beschreibung seiner Person hinzllgcsügt, wo nach er beinahe so hübsch ist als Der Prinz von Eobnrg. Diesem zu Ehren haben in Coburg zahlreiche Festlichkeiten Statt gefunden. Jung und Alt hat gratulirt und zu der bevorstehenden Vermählung alles mögliche Glück gewünscht. Der Prinz hat seine Vaterstadt be reits verlassen. Als er aus dem väterlichen Schlosse gefahren, hat er sich wiederholt umgesehcn, um sich die Wiege seiner Kindheit recht cinzuprägen. Der künftige Gemahl .der Köni gin von England soll der schönste Prinz von Europa sein. Früher war dieses sein Onkel, der jetzige König der Belgier. Dcr Affe als Eantor. In den Wäldern von Bra silien girbt cs eine sonderbare Affenart, die Vor- und Nach mittags regelmäßig Zusammenkünfte halten und philharmoni sche Hebungen anstelle». Sie haben ihren eignen Cantor, wel cher vorsingt und den Takt schlägt. Sobald der Herr Cantor seinen Refrain beendet, schreit die ganze Gemeinde wie toll nach. Man kann diese Singakademie ost schon aus weiter Ferne hören. Postmcistcrjubiläum. Nicht allein die Buchdrucker, auch die Postmeister feiern dieses Jahr ihr Jubiläum, denn Heuer sind cs grade vierhundert Jahre, daß man auf die er sten Spuren von Postwesen trifft. Emnncipatio» der Franc«. Diese ist in Wien be reits so weit vorgeschritten, daß daselbst die.Frauen ihr eignes Kaffeehaus haben, wo sie zusammcnkom Schwächen dcr Mitschwcstcrn mildes Gcrici Dcr Eberrock-Versrtzcr. In Po ein junger Dandy auf einem Kaffechause, a. berichtigen wollte, die Börse vergessen. Die Rechnung betrug zehn Franken. — Dcr junge Mann gerieth aber nicht in die geringste Verlegenheit, sondern zog seinen Rock aus und bot ihn als Pfand an. Dcr Wirth ging darauf ein und dcr Dandy begab sich, eine Arie aus dem Postillon von Lonju- mcau trällernd, auf den Weg nach Hause. Unterwegs siel es ihm aber ei», nochmals in ein Kaffeehaus einzukehren. Ec besann sich, dieses und jenes Journal noch nicht gelesen zu haben. Hier verzehrte er abermals zehn Franken und wußte sich zu helfen. „Schicken Sic zu Ihrem College»," sprach er zum Wiethe, „lösen Sie für zehn Franken meinen Rock ein, dann haben Sic sichre Deckung für zwanzig Franken." Wirth nahm gleichfalls das Erbieten an; und der junge setzte seinen Weg fort. So kam er bis zum dritten Hause, dessen anziehender Kraft er abermals nicht wide konnte. Er wiederholte hier sein freies System; verzehrte abermals zehn Franken und dcr Wirth mußte den Rock aber mals einlösen und für dreißig Franken behalten. So langte der Dandy in seiner Wohnung an, zwar wohlbehalten, doch mit dcm süßen Bewußtsein, keine Schulden gemacht zu haben.