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Der Salon. ^K32. Unter Verantwortlichkeit der Redaction der Eilpost. Druck von C. P. Melzer in Leipzig. 1840. Neuestes Bulletin der Moden. Paris, den ZV. Juli 1840. Unsere Wclthauptstadt scheint sich jetzt wieder recht mit den Herren beschäftigen zu wollen, während die Damen das Aus land, die Bäder und die entfernteren Landparthieen besuchen. Der Kleidrock spielt eine gar große Hauptrolle, und unsere sämmtlichen ordentlichen Professoren der Kleiderverfertigungs kunst bemühen sich, ihm eine dem jetzigen Jahre eigcnthümliche Form zu geben. Und diese Männer des Zeitalters haben voll kommen Recht. Der Kleidrock ist ja die moderne Einlaßkarte zu allen fcinern Gesellschaften und Reunionen. Die Pariser Damen sind selbst mit daran schuld, denn sie hassen, wie ich Ihnen im Vertrauen sagen möchte, jene zwitterartigen, von England theilwcise erborgten Redingotes und noch mehr die Phantasieoberröckc; sie wollen die Phantasie ausschließlich nur in Blumengcstalt auf oder unter ihrem Basthütchen oder dem Hute von italienischem Stroh haben. Die Herren sollen aber stets in Eleganz im Leibrocke der Zeit erscheinen. Solch ein Kleidrock nun hat Ihnen einen ganz schmalen, zollbreiten Kragen und einen blallgroßen Auslauf mit einem Einschnitte, dann geht er entweder gerade hinunter und ist, jedoch stets, mit zwei Reihen dichtgruppirter Knöpfe, weiß oder bronce, ciselirt un!> metallen, besetzt, oder er ist vorn ausgeschweift und läuft stark schräg nach hinten. Die Taille ist in Falten gelegt, der Schooß sehr, aber sehr! breit und sich so breit und stumpf en dend. Die Lermel mäßig knapp, aber sehr kurz, denn lange Hände sind jetzt bei dem Männergeschlcchte in der That sehr beliebt. Wir Frauen haben uns über diese Klcidröcke schon tzfter amüsirt, sie gleichen ja den breiten, stumpfen, vielfälti gen Unterhaltungen der meisten ihrer Träger, doch lieben wir wiederum die Ausnahmen sehr. — Die Hüte der Herren werden jetzt wieder sehr niedrig getragen und auch mit einer äußerst schmalen Krämpe, die sich mäßig biegt. Strohhüte werden mit großen Krampen zumeist angetroffen und die Hauptfaron ist tellerförmig zugespitzt. — Gilets. Die neuesten Muster in schwedisch Eisenbraun von l'iguü lamoir« mit viereckig unten zugespitzten Shawlkra- gen und runden Umschnitt. Die Knöpfe von selbigem Zeug. Weiße Westen von Atlas mit goldgelben oder schwachen Rosa blümchen, was sich sehr gut macht, sind auch sehr en vogu« rnd ich habe setzte« namentlich bei der baute vvlee sehr zahl reich bemerkt. Grüne Sammctgilets 'halten sich jedoch wunderbarer Weise noch sehr auf dem Platze, trotzdem sic schon lange in Mode sind. Ucberhaupt hat unsere Acic den Sam met und sogar den Manchester recht in Ehren gebracht. Richt wahr'! — Pantalons werden wieder faltig und breit und weit ge tragen, und laufen meist mit einem Halbrundschnitt auf den Stiefel, jedoch glatt aus. Farben: quadrirtes Blaßblau, ganz weiß oder grünbedämmcrt. Auch hellbraun und gelblich, mit schwarzen feinen Querlinien sind oder scheinen sehr beliebt. — — Meine Mitschwestcrn Deutschlands kommen in meinem heutigen Bülletin der Moden zuletzt in Betracht; ich bitte deß- halb um Entschuldigung, da sich übcrdicß in letzterer Woche merkwürdig wenig Neues im Ruche ihrer Moden zugetragen hat. Wir sahen Roben mit knappen Aermeln fast überall zur Schau tragen, die weiten Aermel scheinen sich allgemach wirklich auf die niedrigern Kreise der weiblichen Wesenwelt hinunterziehen zu wollen. Ganz recht, ich freue mich dessen; das knapp Anschmiegende verrälh auf eine sehr sinnige Weise die Hauptsorm und das ist Natur. Aber breit, merklich breit und in vielen Falten sogar, werden zumeist jetzt die Roben wieder in Bezug auf ihren Rocklheil getragen, es bildet dieß einen schönen Kontrast mit den eben erwähnten Aermeln. Die Knöpfe werden auf Leibchen/ Taillen - und Rockthcil, indem sie auf letztem in Linie hinuntersteigcn und sich im Volant ver lieren, in Hülle und Fülle getragen. Sie nehmen sich aber auch sehr gut aus. Meist sind sie (wir haben ja, wenn Sie sich dessen erinnern wollen, schon ausführlicher davon gespro chen) — breit und rund. Der Halsthcil der Roben ist recht tief ausgeschnitten und man trägt über ihn hervorstehend Bu senstreifen von echten Points oder von Spitzen mit modernen Stickereien. Die Stoffe zu den Roben sind meist Organdi, weiß, blaßblau, hellgrün oder in leichtem Braun; die anderen Stoffe werden mehr zu wichtigeren Bestimmungen der Roben verwendet; denn eine wie oben beschriebene Robe eignet sich nur zu Promenaden und zum Stadlnegligü. — Die Damenhüke bewahren noch immer ihre frühere Facon; es müßte denn sein, daß sich in Bezug auf die Blu men die Phantasie verändert hätte, es werden nämlich recht breitblättrigc getragen. — Coiffuren sind auch noch stabil. Den Sommer können diese auch unmöglich so cultivirt werden, da die Natur eine stereotype Einfachheit unmaßgeblich erheischt. Blühende Rosen werden öfter, in das Haar geschlungen, angetroffen, vorzüg lich wenn in einem Garten sich eine Gesellschaft versammelt hat. Genehmigen Sie die Versicherung u. s. w. Ihre Melanie.