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Luxus der englischen WirthShänscr. Die Kosten und der Luxus, welcher dermalen in England an die WirthS- häuser, bis auf die gemeinsten Kneipen herab, getrieben wird, grenzt an's Unglaubliche. Jeder, der eine solche Anstalt besitzt, wetteifert mit seinem Nachbar an Schönheit der Einrichtung, an Verschwendung des Mahagoniholzes, Schnitzwerkes und anderer Verzierungen. Unlängst wurden in einer Straße Lon dons drei neue Schnapsläden eröffnet, wo eines jeden Einrich tung 13,000 Thalcr kostete. Was muß da trotz aller Mäßig- . keitsvereine für Branntwein getrunken werden, ehe dieser Auf wand wieder herauskommt. Theater-Bankeroute. Won den 18 Theatern Lon dons haben in wenig Jahren nicht weniger den 15 bankerout gemacht. Der zu vorsichtige Spieler. Ein junger Mann, zu dessen Leidenschaften es gehörte, Spielhäuser zu besuchen, hatte immer das Unglück, wie es den meisten Leuten zu ergehen pflegt, das gewonnene Geld wieder zu verlieren. Da ersann er sich ein Mittel, vermöge dessen es nicht möglich war, das Gcwon- nene sogleich wieder zu verspielen. Er hatte nämlich eines Tages besonderes Glück, gewann einen Fricdrichsd'or nach dem andern; aber sobald er ihn gewonnen hatte, verschluckte er denselben. So hatte er, als das Spiel zu Ende war, eine Geldlast von 40 Friedrichsd'orcn im Magen. Er ging nun eruhigt zu Hause und legte sich nieder; aber mit dem Schlafe Ivar es nichts, das Geld drückte und preßte ihn dermaßen, aß er zum Arzt schicken mußte. Dieser erschien, verordnete Nittel, aber vergebens, die Fncdrichsd'orc wollten nicht wie der fort, der unglückliche Mensch hatte diesmal um sein Le- >on gespielt; er starb unter schrecklichen Schmerzen. Es ist rin altes Sprichwort, das gewonnenes Geld keinen Segen bringt. Seltene Taktlosigkeit. Ein Prediger im Würtcm- bergischcn soll zur Feier und Verherrlichung des Gutenbergs- scstes über die Mißbräuche der Presse gesprochen haben. In der That ein passenderes Thema zu einer Predigt am Gu- tmbergsfcste ist wohl kaum aufzutreiben. Man mag 99 Jahr 3t4 Tage über die Mißbräuche der Presse predigen, aber zum gcldenen Jubeltage sollte man wenigstens das Maul halten. ' Die Ringe. Ringe tragen ist eine eben so alte als all- gmein verbreitete Sitte. Sie geht bis zur Erschaffung der Kclt. zurück, denn ein Ring soll dec erste und einzige Schmuck 'gewesen sim, den man im irdischen Paradiese trug. Die In dier traxen Ringe in der Nase und in den Lippen, was ihnen ckwas hinderlich sein muß. Die Bewohner der Molukken ha- >en sogar dergleichen am Kinn. Bei den Juden waren durch- tochcne Ohren das Zeichen ewiger Sklaverei, bei den Perua- lern hingegen eine große Auszeichnung, eine Art Rikter- rdcn. An der Küste von Malabar tragen die Frauen der Schwarzen Ringe, die zwei Pfund schwer sind, weshalb sie sehr mge Ohren haben. Scneka tadelt die römischen Damen we- en der Verschwendung, die sie mit R'ngen trieben. Die Ba- deren stecken auch an die Zehen Ri' Der Ning war bei n alten Römern ein für die Ritte "wen und Tribunen (-immtes Ehrenzeichen. S Sitte allgemein. Es ging so weit, daß man Winter- und Sommcrrinze'trug. Hannibal trug in seinem Ringe das Gift, das ihn vor Skla verei bewahrte. Jetzt trägt man darin Löckchen der Geliebten. Die Verlobungsringe waren ehedem halb von Gold und halb von Silber; dermalen sind sie ganz von Gold, ohne dauerhafter zu sein. Ehedem war ein Ring ein Talisman, der den ab wesenden Galten vor allem Unglück bewahrte. Ausserordentliche Schönheit. In Boston lebt ein junger Mann, welcher so außerordentlich schön ist, daß ihm von Pclizeiwegen der Besuch der Kirchen verboten worden sein soll, damit er nicht die Frauen und Mädchen in der Andacht störe. Don Juan ist eine durchaus historisch e Person, sein Fa milienname war Tenorio, Sevilla der vorzüglichste Schauplatz seiner Abentheuer. Die Verhöhnung derBildsäule, die sich dann als Gast einstellt, lebt schon lange Zeit im Munde des Volkes. Der spanische Dichter Molina hat zuerst den großartigen Stoff dramatisirt. Die Pyramiden. Wer auf dem Gipfel eines jener ältesten und hehrsten unter den Denkmälern der grauen Vor zeit verweilt; wessen Blick den unermeßlichen Horizont um spannt, längs dessen blauem Saume Arabien und Lybien sich schweigend ausbreiten, wer das wunderbare Thal gesehen, das jene beiden düster» Orte scheidet und dessen grüner Flurenschmelz von dem heiligen Nil gebadet wird, den durch schauern Gefühle, die er sich vergeblich bemüht, auszudrücken, weil sie überschwenglich, unbeschreiblich sind. Es sind die Gräber des Cheops, des Cephos, sagt der Grieche, es sind die Grüfte des Seth und Enoch, sagt der Beduine, es sind die... doch wozu die Anführung all der mannigfachen Völkerüberlie- ferungen; in diesem Halbdunkel, diesem Zwielicht der Sage, welche diese stummberedten Male umschwebt, ruht der Zauber, den sie in der Ferne wie in der Nähe ausüben. Zeit der Wunder. In Nürnberg lehrt bereits seit Jahren ein Künstler seinen Hund Violine spielen. In den Vogesen Hal ein Mädchen durch Pianoforlespiel einen Wolf gezähmt. Musikalische Anekdote. Als Gluck einst eine seiner Opern dirizirtc, bemerkte er zu seinem nicht geringen Acrger, wie der Hornist fortwährend falsch blies. Wüthcnd kroch ec endlich auf allen Vieren ungesehen zu den Malcsicanten und knipp ihn die Waden, daß dieser laut aufschrie. Doch soll er sich seit dieser Lcction mehr zusammengenommen haben. Statistisches. Rach einer Berechnung aus den Alma nachs von Paris und den Departements soll es in Frankreich 1,700,845 Aerzte und nach einer anderen Berechnung nur 1,400,751 Kranke geben. Mithin kommt auf jeden Kranken 1H- Arzt. Nach einer dritten Berechnung gicbt cs in Frank reich 1,900,405 Advokaten und nur 998,000 schwebende Pro zesse. Wenn die 902,405 müßigen Advokaten vor Acrger oder Langerwcile nicht krank werden, haben die 300,192 Aerzte nichts zu thun. Krdcnksprnche. Liebe ist die Schwerkraft nach Gott— Die Frauen wären Engel, kämen sie nicht unter die Leute;