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nächste Theatersaisoisiverbindlich mache, monatlich für eine Gage von 325 Pfund (3900 Gulden) zu singen. So steht es jetzt mit dieser Haupt- und Staatsaction. Italienische Thcateranekdoteu. In Rom führte man am Ende des vorigen Jahrhunderts ein Schauspiel auf, welches im Mittelalter spielte und welches den Titel „der Ty rann der Abruzzen" führte. Der Tyrann hat die Liebe eines Sohnes erster Ehe für die. schöne Cornelia, die er eben erst geheirathet hat, entdeckt. Er zweifelt nicht daran, daß diese Liebe erwiedert wird, und saßt den Entschluß, sich auf eine schreckliche Weise wegen der Untreue seiner zweiten Gattin zu rächen. Er läßt seinen Sohn kommen und giebt ihm einen Dolch in die Hand mit den Worten: „Ich habe soeben Cor nelia mit einem meiner Hofmeister überrascht, Du weißt, daß bei solchen Gelegenheiten das Gesetz den Sohn zum Rächer des Vaters bestimmt; nimm also diesen Dolch und tödte die Treu lose." Der Sohn in seiner Verwirrung nimmt den Dolch. Da erhebt sich wie auf ein Zeichen das ganze Parterre und: „Glaube es nicht, sie ist nicht schuldig!" rufen die Einen; „er ist ein Infamer, ein alter Schurke, er will Dich betrügen!" die Andern — und — „keinen Dolch, den Dolch zurück!" wiederholt einstimmig das ganze Publikum. Wie nun der Sohn sich bedachte und den Dolch in der Hand behielt, singen die Aufgebrachtesten an zu schimpfen und da Drohungen folg ten, so mußte der Schauspieler gehorchen, was von dem Publi kum mit dem lärmendsten Beifall ausgenommen ward. Un glücklicherweise konnte aber das Stück, wenn der Dolch dem Vater zurückgegeben ward, das Stück, dessen Jntrigue dadurch unterbrochen ward, nicht fortgespielt werden. Der Sohn des Tyrannen sah sich endlich genöthigt, bis an den Rand des Orchesters vorzulreten, und indem er sich mit zitternder, flehen der Stimme an das Parterre wandte, sagte er: „Ich glaube kein Wort von der Geschichte, die mir mein Baler da vor macht; ich weiß gewiß, daß er mich hintergeht und ich ver sichere Sie, daß ich gewiß Cornelia nicht lobten werde — er lauben Sie mir also, daß ich den Dolch zurücknchme." Aber erst nachdem er sein Ehrenwort gegeben, Cornelia kein Leid zuzufügen, sondern sie vielmehr zu retten, erlaubte man ihm, die Waffen wieder anzunehmen und fort zu spielen. Ein Soldat war im Dienst im Theater. In dem Augen blicke wo Othello Desdemona erdolchen will, legt der Soldat an und schießt ihm in den Arm. Das ganze Theater erhebt sich und ruft: „Mord!" — „Ihr seid Alle elende Feiglinge," sagte der Soldat und - ladet ruhig seine Flinte von Neuem; „Ihr ließet diesen verfluchten Neger ungehindert. Es soll nicht heißen, daß ich im Dienste eine weiße Frau von dem schwarzen Ungcthüm ermorden ließ." Womit handelte Ihr Vater? Auf einer Berliner Soirve, wo sich die höchste Noblesse eingefunden hatte, befand sich auch eine Gräfin bürgerlicher Abkunft, welche an Diaman ten sämmtliche Damen der hohen Aristokratie überstrahlte. -Dieß erweckte den Neid der Noblesse und eine adelige Dame, deren Ahnen bis in die Arche Noah's reichten, konnte sich die Wollust nicht versagen, die diamantcnstrahlende Bürgcrlichge- borne zu fragen: „Liebe Gräfin, womit handelte gleich Ihr Herr Vater?" Die A- bete ließ sich durch diese Impertinenz nicht aus der Fassung bringen und crwiederle sogleich: „Mit Ein sicht und Verstand, meine Gnädige'." Ein namenloses Entsetzen lähmte bei dieser frevelhaften Antwort die Zungen der umher Lauschenden, das noch vermehrt wurde, als ein geistreicher Prinz, welcher die Frage wie die Antwort vernom men hatte, die Worte hinzufügte: „Und die Tochter setzt das Geschäft mit Glück fort." Originelle Transparents. König Maximilian, als er noch Churfürst war, machte oft Reisen durch seine Staaten. In einer Stadt langte er eines Abends sehr spät an; er fand sie erleuchtet, da man um seine Ankunft gewußt hatte. Da hatte unter Anderm ein Fleischer, dem eine sehr zänkische Frau zu Lheil geworden war, folgendes Bild erleuchtet. Auf einem großen Schilde.waren zwei Figuren gemalt, eine Frau mit wüthender Geberde und aufgehobenem drohenden Arm und ein festlich geschmückter Mann, aus dessen Munde die Werte gingen: Brumme heut' nur nicht. Du alter Wir, Der Churfürst ist ja da, unser gnäd'ger Herr. In einer andern Stadt, wo Abends noch die Thorsperre bezahlt werden mußte, fand derselbe Monarch folgendes Trans parent. Es war ein großes aber verschlossenes Stadtthor dar gestellt und vor demselben ein mit Getreide beladner Wagen. Darunter die Worte: Wir möchten gern noch herein mit Pferd' und Wagen Thät uns nicht das verwünschte Thorgeld plagen. Der Fürst erkundigte sich und bewirkte, daß diese lästige Abgabe abgeschaffr wurde. Ein andrer Bürger hatte seine eilf Kinder abbilden und darunter setzen lassen: Meinem Churfürsten zu Ehren Thut sich meine Familie vermehren. Die größte Feuersbrunst, welche von dem Brande von Moskau selbst nicht übertroffen werden dürfte, war un streitig die, welche 1660 in London wüthete. Das Feuer brach in der Nacht vom 2. zum 3. September aus. Die Flammen, von einem heftigen Sturme rasch verbreitet, wülheten mehre Tage und legten 89 Kirchen, die innern Thore, das Rathhaus, viele öffentliche Gebäude, Schulen, Spitäler und 13,000 Bür gerhäuser in Asche, so daß 400 Straßen gänzlich vernichtet wurden. Merkwürdige Bemerkung. Ein sehr erfahrner Lon doner Arzt hat die Entdeckung gemacht, daß weit mehr Men schen aus unverhofftem Glück verrückt werden, denn aus Un glück. Am wenigsten wurden in England gerade in der Zeit vom Wahnsinne befallen, wo viel Unglück über den Handel hereinbrach und große Bankerott verfielen. / Afrikanische Majestäten. Englische Reisende hgben die Ehre gehabt, verschiedenen afrikanischen Königen vorgestellt zu werden. Der eine derselben ließ einen ganzen Strauß rupfen, um eine hinreichende Menge Straußfedern für die Königin Victoria zu erhalten. Die gewonnenen Federn reichten indeß nicht aus, weßhalb man den ganzen Vogel mit Butler bestrich, damit ihm neue Federn wuchsen, bevor die Reisenden weiter gingen. Diesen wurden aber die Kosten der Butter angerech net. Sie würd'" also ebenfalls gerupft. — Ein andrer König