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Der -Salon. ^3. Unter Verantwortlichkeit der Redaktion der Eilpost. Druck von C. P. Melzer in Leipzig. 1840. Neuestes Bulletin der Moden. Paris, den IS. Januar I«40. Eine der splendidesten und glänzendsten Feierlichkeiten be reitet sich in den höheren Kreisen der Aristokratie in diesen Augenblicken vor und alle Herzen der fashionablen Welt müssen sich unumwunden gestehen, daß eben dicß hcrannahcnde Fest ganz dazu bestimmt ist, auf lange Zeit Epoche in den Annalen der Mode zu machen. Wir meinen hiermit die nahende Ver mählung der jungen und liebenswürdigen Kö nigin von England mit dem glücklichsten Prinzen Albert von Sachsen - Eoburg. Es ist unglaublich, wie viel seit einigen Tagen hierüber die Pariser Journale bringen und rä- sonniren und welche großartigen Anstalten und Compositionen die hiesigen Modenlagcr und Gcwcrbsfabriken in's Leben rufen, um die Aufmerksamkeit der gcldreichen und schnörkelsüchtigen Britten auf sich zu lenken. Für den forschenden und philosophischen Beobachter der Moden muß hiebei besonders eine Thatsache auffallend erschei nen, nämlich die besondere Thäligkcit in Bezug auf Guipürcn- und Spitzen-Bercitung. Unsere überseeischen Nachbarn scheinen indeß, obwohl sie gerechte Bewunderer unserer Altvordern sind, mit unsern heutigen Männern des Geschmacks sorgsamlichst n'va- lisircn zu wollen und höchstwahrscheinlich wird sich bei dieser Gelegenheit ein Kampf Herausstellen, der die Fragen lösen wird, ob künftig London Paris Modenrcecpte liefern oder ob es umgekehrt sein wird. E, st wirklich merkwürdig! Wenn man heutzutage die junge gmen fragt, was ihnen am liebsten von den Mode artikel, V/ 'so antworten sie unbedingt: „Spitzen und kleine, niedlich kleine Hüte!" Für diese beiden Gegen stände wogt in den Fraucngemüthcrn eine tiefe und anhaltende Begeisterung und die frequentirtcsten Salons der verschiedenen Faubourgs geben hievon pragmatische Zeugnisse. Bei dem berühmten Violard findet man jetzt wieder interes sante Neuigkeiten, Volans, Berthen, Fichüs von schwarzen und weißen Spitzen und sehr viele Modenfantasien zu einem sehr occommokablcn Preise. Die einzige Beschwerlichkeit für die lieben Frauen und Jungfrauen höherer Stande ist der malen wohl die Schwierigkeit der Wahl. — Nothgedrungcn müssen wir jetzt unsere frcundnachbarlichcn deutschen Mitschwestern von den Mänteln unterhalten. Hier müssen wir zuerst den doppelten Burnouß von Con stance, Rue Neuvc-Vivienne Nr. 57, erwähnen. Ich nenne ihn absichtlich doppelt, weil cr in der Thal aus zwei Körpern be-' steht, aus einem cigentlicbcn Mantel und einem Capuchon, welche vereinigt und getrennt werden können, je nach den Launen der Witterung. Alles hat dieser graziösen und komfor tablen Erfindung seine Gunst geschenkt und somit wird sic einen großartigen und reichlichen Erfolg haben. — Dann zog jüngsthin eine andere Art von Mantel die Auf merksamkeit auf sich: es war dicß eine Mantel-Pelerine mit einer zwei und einen halben Zoll hoch bordirtcn und frisirtcn Peluche und einer kleinen Pelerine, welche den Kragen bildete. Diese Mäntel werden in der großen Ludwigstraßc Nr. 27 da hier auf der Stelle angefertigt. Auch Roben von Crepe und Seide, blau, rosa und weiß, sind in letzter Zeit sehr viel gesehen worden. — Dann sahen wir vorgestern in der Rue Richelieu Nr. 104 einen sehr schönen Hut von violettem Parmasammct, eben so garnirt und mit drei kleinen Federn auf der Seite, was sich sehr zierlich ausnahm, — auch noch einen kleinen, sehr coquctt sich darstellenden Hut aus blauem Sammet von Sevrc, mit weißen Marabouts geschmückt, welchen eine schöne und geistreiche Dame aus Straßburg trug. Es grüßt Sie herzlichst :c. Ihre Mclani e. Feuilleton. Muster einer Buchankündigung. Eine deutsche, vielgelescne Zeitung enthielt unlängst die Ankündigung eines „Repertoriums von polizeilichen Gesetzen", bei welcher Gelegen heit sich der Verleger also vernehmen läßt: „Wer Bürger werden, ein Gewerbe anfangcn, ccdircn, auf heben; wer bauen, rcparircn, handeln, zu- oder wcgzichcn, Leute entlassen oder aufnehmen, wer micthen, vcrmiethcn, auf bewahren, kaufen, verkaufen, heirathen, sich separiren, wer aus- oder einwandern, beerdigen, beschneiden, kurircn, dispcn- sircn, schenken, fahren, schiffen, kochen, backen, trödeln — kurz, wer im geselligen Verbände leben und handeln will, wird in dem Repertorium die Regeln und Anweisungen finden, was er zu thun, wie er zu handeln hat." — Ein Gegenstück hierzu liefert die Europa, welche aus einem amerikanischen Journal entlehnte folgende Aufforderung eines amerikanischen Buchhänd lers. Alle Leute, welche der unterzeichneten Buchhandlung schuldig sind, werden hiermit höflichst ersucht, die schon voriges Jahr gefälligen Rechnungen nunmehr zu bezahlen. Was nützt es, die Sache zu beschönigen! Ein Mal im Jahre muß zum Wenigsten gezahlt werden, wenn ich nicht nölens volens zum Teufel gehen soll. Da sagen die Leute: „wie gut doch der Herr Woodruff im Geschäfte vorwärts kommt!" w^' reine Wahrheit ist, daß ich wirkt '