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Der Salon. ^20. Unter Verantwortlichkeit der Redaction der Eilpost. Druck von C. P. Melzer in Leipzig. 1840. Neuestes Bulletin der Moden. Paris, den 7. Mai I?4k>. Nun sind wir ganz im Frühlinge. Longchamps ist erschie nen, glänzend und prachtvoll. Nun ist es Zeil, unsere Trach ten zu ändern, unsere Sainmctkleider, Pclzverbrämniffe und Bournuß zu vertauschen mit den entzückenden Stoffen der Sai son, welche insonders frisch und neu in den großen Niederla gen von Delisle zu schauen und zu kaufen sind. Zuerst müssen wir da die kostbaren Seidenpoults erwäh nen, welche man bei Anfertigung von chinesischen Gürteln gebraucht und die sich mit ihren hieroglyphenartigen Charakter verzierungen auf unseren Lyoneser Kleidergewcbcn brillant aus nehmen. Sie sind namentlich weiß oder grauperlig begründet und auf ihnen sind kleine blaue Nelkenbouquets oder Rose an Rose gestreut. Dann ganz niedliche quadrirte Foulards, blau, grün oder braun, auf weißem Grunde, auf denen Rosensternchen oder i Vergißmeinnicht angebracht sind; diese Tücher sind in Seide in allen Nuancen brochirt und zwar reliefarlig. Wir müssen gestehen, daß dieser Artikel einen sehr angenehmen Eindruck hervorbringt und sehr kleidbar ist. Einem on <Iit zu Folge bcgiebt sich rin Pariser Haus mit diesen Foulards zu Ihrer jetzigen Messe und Sie werden somit selbst davon Einsicht nehmen können. Ein sehr niedlicher und ansprechender Robcnstoff ist auch die lwvnntins rubnnnee. Man stelle sich einen anscheinend kreuzförmig durchbrochenen Stoff vor, der dicht und glänzend gearbeitet und von geschlängelten Linien durchwirkt ist, die eben so ausschen, als wären sie mit Seidenhand durchwoben; daher theilweise der Name. Dieser Stoff findet sich nun in Lilla, Rosa und Meergrün vor und ist wirklich von ausge zeichnetem Effekte. Neben den tausenderlei schottischen Robcnzeugcn, die sich sogar dießmal mit den chinesischen und zwar in weiß und blau vereinigt haben, aus denen brauche Linien angebracht sind, — müssen wir noch der Sommerpompadours gedenken. Das ist Ihnen ein Seidcnzcug von zartester Nuance und eben so fein brochirt, jedoch quer durchschossen von breiten weißen, blauen oder ponceau Streifen, aus welche kleine Blumen jeg licher Art und Farbe, je nachdem der Geschmack der Arbeiter dieß bestimmt, angebracht sind. Die Roben daraus werden 'twas kurz und mit Bändern verziert getragen. Unmöglich können wir hier auch eines Stoffes uneingedcnk n, dessen Vaterland Indien ist, jenes Utopien der Modistin- i des Sommers, — und welcher Romaltz heißt. Unbc- tten ist dieser zarte Stoff zu einer großen Rolle in unserer antcn Welt bestimmt und werden wir wohl noch im Laufe der Saison auf ihn zurückkommen müssen. Er wird sowohl zum Neglige- als zum Schmuck gebraucht. — Hier und da lassen sich schon wiederum auf den Sci- denredingotcs die platten Acrmcl blicken. Der Schnitt ist zu weilen n l'-kmaelis und dann ist die Naht mit Knöpfen oder Schnüren vom Handgelenk bis zum Halse besetzt. — — Die Franzen sind noch immer en vogue; man gewahrt sie unten an den Seidenschärpen, an den einfarbigen Casche- mirshawls und auch an denen von Bewege. Eine alte, aber wie mir scheint, beliebte Mode. — Noch beliebter wegen ihres Reichthums sind die Spitzen, die man jetzt um die breit getragenen meist einfarbigen Schär pen bemerkt und die die zauberhaften Fecntaillen unserer Pa riser Koketjen gar mächtig schmücken. — Es ist überhaupt merkwürdig, da wir hier einmal von Spitzen reden, wie gesucht jetzt die alten ächten Point werden. Diese verwitterten Trümmer einer früheren Modenmanier be müht man sich überall auszuspähen und bezahlt sie mit schwe rem Gelbe. Wir müssen gestehen, wir wissen nicht, was man an diesen citronengelben Gewebegedanken Elegantes gefunden hat, obwohl, wir an ihnen die ungeheure Kunstfertigkeit und die erstaunliche menschliche Geduld-bewundern müssen. Da wir glauben dürfen, daß Sie, meine lieben Mitschwe stern, wohl neugierig sind, etwas von dem Brautschmucke der Herzogin von Nemours zu vernehmen, so wollen wir hier nur noch schließlich Einiges andeuten, und in unserm nächsten Berichte mehr darüber sagen. Unter den Bijour ist namentlich eine Garnitur bemcrkcnswerth, die mit feinen Perlen und Granatstcincn durchfäet ist. Sie ist im Renais- sancestyle von Pradher angefertigt. Die reichsten und köst lich gearbeiteten Armbänder in Diamanten sind vorhanden. Fichus aus lauter oben erwähnten alten Brüsseler Points von großem Werthe. Organdirobcn in allen Farben und Dessins. Namentlich ist eine blaue da, hoch frangirt, silberdurchwirkt und mit Corallen harmonisch garnirt. Eine Rosa-Tunika mit gerundeten Ecken und einer kostbaren goldgcwirkken Blumen kante. Auch eine kostbare Robe aus indischem Mousseline, deren Brodericn vorn eine Art Schürze bilden und die mit hoher Bordüre am Leibchen hinaufsteigen und aus flachen Sci- denfadcn und Gold ausgeführt sind. Volants daran aus Points' r> jour, inmitten Blumen und Blätter. Auch Pelzwcrke kann man da ausgestellt antreffcn, wie man sie wirklich in Petersburg noch nicht gesehen hat. Namentlich soll sich die Königin hierbei eben so freigebig als geschmackvoll bewiesen haben. Bald mehr u. s. w. Ihre Melanie.