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Der Salon. ^18. Unter Verantwortlichkeit der Redaction der Eilpost. Druck von C. P. Melzer in Leipzig. !840. Neuestes Bulletin -er Moden. Paris, deft 2Z. April 1840. Glauben Sie es wohl, trotz der schönen und herrlichen Frühlingstage hat sich der Stand der Kleidcrangelegenheiten >ch nicht verändert, wenn auch hin und wieder ein leichter Stoff oder ein Strohgewebe schon zu schauen war. Ganz Paris, und also Europa, ist gespannt und harrt der Dinge, die da kommen sollen. Bald öffnet sich die Arena von Long- champs und kein Geheimniß wird dann die Göttin der Mode bewahren können. — Das prachtvolle und gediegene Eoncert, welches neulich ^in den eleganten Salons von Herz gegeben worden und wo . sich die Trance musical« versammelt hatte, lieferte uns mehre ersprießliche Neuheircn im Costum. Zuerst sahen wir eine Robe von himmelblauem gehäckclten Sammet, ein Werk unserer Alexandrine, Rue Louis-La-Grand No. 27, die höchst geschmackvoll gearbeitet, und über der ein Leibchen von ähn lichem Sammet, besetzt mit den thcuersten Blondenspitzcn, in denen Sternchen von Seide sich befanden, angebracht war. Diese Robe zeigte drei Volants und am Aermel halbmondförmige Ausschnitte, welche mit schwefelgelber Köpcrseibe umstickt waren. Der Kopfputz zu diesem Kleide ist insonders seiner Einfachheit wegen zu rühmen. Das Haar war nämlich in zwei Abtei lungen gebracht, dann endlich zusammengcschlungen und an der liefern Gegend des Hinterkopfes, und zwar links, mit einer ziemlich großen wasscrhcllen Demantnadel befestigt. Die Win dung selbst umrahmten ohngcfähr sechs einfache wcißgrüne Pyantasieblumcn von der Größe der Veilchen. Auch sahen wir daselbst eine wundervolle Robe aus rosa farbenem Atlas. Das Kleid sah wahrlich wie ein Stück Mor- genröthc aus. Das Leibchen, aus selbigem Stoffe, war vorn abgestumpft und mit Brüsseler Kanten sehr reich besetzt. Der Halsthcil war sehr tief vorn ausgeschnitten. Vom Leibchen nach den Schultern waren schiefe Faltenlagcn auf eine höchst geschmackvolle Art angebracht. Die Acxmcl zeigten viel Weite nach oben und viel Enge nach unten. Ihr Schluß war rund nd > mit silberbesponnenen Sternknöpschen verziert; die Volants dieser dreifach und aus englischen Points gebildet. Die Trägerin dieses schönen Kleidungsstückes trug einen Kopf putz, der aus einem Halbturban bestand. Diese Halbeurbane sind nämlich jetzt sehr beliebt. Sie werden von der rechten nach der linken Seite schräg angebracht, sind von Bändern und Ponts in breiterem Sinne gleichsam geflochten und neh men sih recht gut aus. <^ie haben gewissermaßen die ver mittelns Rolle zwischen Winter und Frühling übernommen und n»n sieht sie als solche sühnende Boten gar gern. Dieser Halbt^ban nun war aus breiten grünen Atlasbändern mit blaßgelben Points zusammengesetzt und hinten liefen einige breite Faltenstreifen von jenen Points gar zierlich hinab. — Dann bemerkten wir auch eine Robe aus weißem Sammet, die freilich höchst reich und kostbar verziert und sehr kunstvoll gearbeitet war, die jedoch durchaus nichts Einflußreiches für die Mode darbot, sondern im Gegentheil uns ernstlich auffor derte, allen unseren Wodenleidensgefährtinnen den guten Rath zu geben, sich doch ja eine Robe von solcher Farbe nicht an fertigen zu lassen. — — Auffallend ist es, wie sehr jetzt die Easchemirc gesucht werden und wie man sich inständigst bemüht, sie allenthalben, wo cs nur möglich ist, zu verwenden. Es ist aber auch eine köstliche Tracht. Indische Caschcmirs werben freilich immer ihre hohe und höchste Stellung behaupten, aber wir müssen auch unserm Fabrikate alle möglichen Lobpreisungen spenden. So finden wir bei Herrn Broussc in der Richelieustraße die köstlichsten Dessins in allen Farben und Gattungen. Uns möch ten die lillafarbcncn am besten gefallen. Es ist ein so mattes, gebrochenes Licht in ihnen. Nein, sie sind reizend, allerliebst! — Auch werden die Caschcmirshawls dießmal nicht so lang getragen als früher, und endige» in weit feineren Seidcnbü- scheln. — — Der Juwelier Balbiteau in der Rue Rivoli 772 verkauft jetzt einfache Damenringe ü la Uoccoco und cs wird Ton, einen solchen am linken Mittelfinger zu tragen. Er hat die Gestalt einer verschlungenen Lilie. — Es zeichnet siH u. s. w. Melattie. Feuilleton. Höchst origineller Theaterzettel. Dieser stammt avs dem Jahre 1798 und lautet folgendermaßen: Mit hoher Bewilligung wird die im Gasthofe zum Hir schen sich delectirende Schauspielergesellschaft die Ehre haben, aufzuführen und zwar auf allgemeines Verlangen der Frau Wirschim: Ritter Adelungen und Klara von Hoheneiche» oder: Er liebt sie und wird wegen ihr eingcsperrt und sie liebt ihn und kann ihn nicht habhaft werden. Original-Trauerspiel von Herrn Spieß, Verfasser von Kotzebuc's Sonnenjungfcauen und Mcn- schenhaß und Reue. In fünf Akten. Seitenstück zu Agnes Bcrnaucrin von Jffland. Personen: Ursmar, Graf von Adelungen. Ritter-allda: Hr. Rcnmar. Klara von Hoheneiche», ermordete Wittwe weilands Hugo von Hoheneiche», seine heimliche Inklination: Mad, Saufing.