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Der Salon. ^13. Unter Verantwortlichkeit der Redaktion der Eilpost. Druck von C. P. Melzer in Leipzig. 1839. Lese-Zimmer. Neuestes Bulletin der Moden. Paris, den i r. März I83S. Unter den letzten Toiletten bemerkte man besonders Roben aus blauem und weißem Damast, Roben aus grünem Sammet, mit weißen Arabesken, Guirlandcn von silbernem Eichenlaub, oder anderem, goldenen Blättcrwerk; eine Robe aus kirschfar- bencm Sammet, vorn offen, ließ ein reiches Frauenröckchen aus Goldtuch sehen; man sah auch Roben aus gebauschtem Crepp, eine Tüll-Robe auf Atlas mit einer köstlichen Guir- lande von Lauscndschön. Unter den schönen Stoffen, die von Lyon kommen, muß «an den Lampas (chinesischen Grosdetours) erwähnen, einen uönehmcnd vornehmen Stoff zu Roben, welche von Mesda- mes Palmyra, Victorine, Lolong u. A. mit reichen Volans besetzt werden. Kann man den Mode-Orakeln glauben, zum Beispiele der Mademoiselle Mouton, so wird man die Aermel immerfort weit tragen und den Leibche'n in Garbenform den Vorzug geben, oder man wird wohl die Roben mit zwei Volans, ge bauschten Acrmeln und Leibern, in Gestalt eines V begünstigen. Nicht zu vergessen ist eine Robe aus ägyptischem Atlas mit scharfkantigen, sehr voluminösen Aermeln, und den Leib ü Cures. Das Bois deBoulogne ist bei dem gelinden Früh- .agswetter schon von aller Well besucht In jeder Allee sieht ---an brillante Equipagen mit den vornehmsten Damen dahin- . >llcn. Diese Damen tragen eigene Frühlingsüberröcke von charmantem Zuschnitt, welche Mademoiselle Erpereur so anmuthig verfertigt und die mit nicderwchendcn Federn von ,, rcharie versehen sind, mit elastischen Marabouts, die eine >t Glorie um die schönen Hüte von Baudrant oder L u c,y Houquet bilden, oder auch mit Blumen aus den Magazinen v.m Dübois verziert sind. Die reichen Spitzen, Volans, Berthen von Violard sind iwch immer in großem Ansehen. Erepp findet man noch im mer sehr zu Marabouts passend. Die Moirce's mit weiten Ausschnitten sind ebenfalls noch sehr gesucht. Der Mantel fängt ganz zu verschwinden an. Theater, Bälle und Soireen ausgenommen, darf er sich nirgendswo mehr zeigen. Er scheint für gänzlich in die Acht erklärt. Der wattirte Shawl ist sein glücklicher Nachfolger. Das Reich des Spencers, welches diesen Winter begonnen hat, wird lange, lange bestehen. Es heißt allgemein, daß diese Mode im Frühling Furore machen wird. Man muß auch ge stehen, daß ein Spencer aus schwarzem oder grünem Sammet auf einem hellfarbigen Rock sich sehr anmuthig ausnimmt. Doch halten einige furchtsame Gcmüthcr diesen Geschmack für eine vorübergehende Laune, für eine augenblickliche Caprice und prophezeien dem Spencer nicht jene glänzenden Erfolge, die er nach Einigen in Longchamps dieses Jahr erleben soll. Zu den schönsten Coiffürcn, die in den Salons von Ma xence ru sehen waren, gehören folgende: Eine Coiffüre in schwarzem Sammet, mit goldenem Franscntuch geschmückt, in kirschsarbcncm Sammet mit sransenbcsetztcn Schärpen; Tur bans aus Goldtuch mit um den Tuchstoff gewundenen Pur purbändern; Mützen oder Hauben aus Zephyrtüll mit Rosen von allen Schattirungen, und anmuthsvoll mit Federn oder Blumen aus den Ateliers der Gebrüder Chagot geschmückt. Eine wunderbare Coiffüre ist die Gitana (Zigeunerin). Eine solche wurde von Jhro Majestät, der Kaiserin von Ruß land, bei Madame Dasse in Paris, bestellt, und mit wahr haft königlichem Luxus, wie mit echt künstlerischem Geschmack ausgeführt. Die Silberspitzen fallen halbschleierförmig hinter den Hals und werden von einer leinenen Sammctborde gehal ten, welche die Kaiserin vielleicht noch mit einigen Diamanten gewinden verschönern wird. Diese Borde wird ganz hinten am Kopfe angebracht, und vorn gehören dazu zwei halbe Kronen, oder Kränze aus Rosen, die auf die Wangen nieder steigen. Eine andere Erfindung von Madame Dasse, die in mchrern Mustern auf Verlangen an den russischen Hof geschickt wurde, ist folgende Coiffüre: Eine kleine Sammctborde mit Fond aus Goldnetz, einer Goldwindung mit goldenen Eicheln am Ende, die von einer Seite niederfallen, während an der andern sich ein Bouquet aus schwarzsammetnen Glockenblumen mit Goldblättern befindet. Ein drittes Coiffüre-Genre von demselben Hause ist ein hübscher kleiner Schleier aus Angletcrre-Spitzcn, die so gewun den sind, daß ein Kranz herauskommt, durch welchen von rück wärts die Haare gezogen werden. Die beiden Enden des Schleiers kommen an den Wangen zu beiden Seiten wieder hervor, werden von kleinen Rosenknospen gehalten und fallen auf die Schullern. Die Fer miere (Pächterin). So heißt eine charmante Coiffüre, die neuerdings erfunden wurde, und von der wir nächstens eine detaillirlc Beschreibung bringen. Bei Madame Dasse sahen wir köstliche kleine Hauben aus blaßblauem Tüll, geschmückt mit einer Guirlande von kleinen weißen Nelken, die eine Krone um den Fond bilden, der so klein ist, daß ex. nur die Haarflechten ausnehmcn kann. Die