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sen. Man sollte glauben, daß mit so vielen Hülfsmittcln Ju gend und Schönheit nie endigen können. Oreme Oircassienn« von Madame Düsscrt gibt der Haut eine unbeschreibliche Sanftheit, Geschmeidigkeit und Weiße. Man parfümirt die Hände damit besonders. Das Rosenwasser (l'Iüau <ke kose) von Madame Düssert hat eben so viel Wirksamkeit. Es läßt auf dem Gesichte eine wahre Frische und ein mildes Colorit zurück. Auch hört man viel von einem Jglou-Balsam (bäume Ixlou), einem Geheim- niß aus dem Serail. Er erhält und verschönert den Teint, nimmt die verhaßten Sommerflccken und alle Arten von Gc- sichtsfchlern, Warzen u. s. w. ganz weg. Städtechronik. London. Innerhalb zwei und ein halb Jahren sind Hier selbst und in der Umgegend nicht weniger als sieb zig tau send Personen Schulden halber gesetzt worden und die Kosten dieser Arrcstationen belaufen sich auf fünfhunderttausend Pfund Sterling. Lord Cochrane soll unserer Admiralität den Vorschlag gemacht haben, im Fall eines Kriegs mit Rußland, die russi sche Marine mit zwölf Dampfschiffen zu vernichten. Paris. Die Zahl der Selbstmorde belief sich Hierselbst im vorigen Jahre auf dreihundcrtundsiebzchn, worunter sich hundertundacht Frauen befanden. Letztere tödteten sich haupt sächlich vermittelst Kohlendampfes, dreiundachtzig wurden ein Opfer dieser Todesart. Beispiele von Morden durch Feuer waffen waren selten; noch seltener durch Dolch und schneidende Instrumente. Aus Fenstern stürzten sich nicht weniger denn ^eb> n fand sich die Art des "o> Auch bei den Männern " ckuug durch Kohlendamps häufig vor. Vergiftet ha ben sich nur neunzehn Personen beiderlei Geschlechts. Theater. Guido und Ginevra, »der die Pest in Florenz'), große Oper in 5 Aufzügen von Scri b e. Musik von Halevy, iZum Erft.nmale aufgefuhrl in Leipzig den ru. Februar.) Ein Werk von solchem Volumen (dasselbe dauert, voll ständig ayfgcführt, ungefähr fünf Stunden) fordert schon in - dieser Rücksicht eine aufmerksame Besprechung und genauere Detaillirung, als ein Werk von geringerem Umfange, wenn ') Rur ausnahmsweise theilen wir diese ausführlichere Be sprechung der genannien Oxer mit, welch» mit so großen Erwartungen begrüßt, so Wenige» Befriedigung gewährte. Der uns unbekannte Rezensent scheint zu diesen Wenigen zu gehören. D. R. gleich Letzteres als Kunstproduct betrachtet mitunter höher zu schätzen, als Ersteres ist. Man könnte leicht in Versuchung kommen, diesen Ausspruch für paradox zu halten, er ist cs aber keineswegs, denn eine anhaltende Aufmerksamkeit verlangt ganz andere Mittel in Bewegung gesetzt, als wo dieselbe nur auf kurze Zeit rege zu erhalten ist. Im letztem Falle dürften schon die Mittel eines Kunstzwciges genügen, solches zu be wirken, wogegen in jenem erste» Falle das ganze Reich der Kunst in Bewegung gesetzt werden muß, um ein günstiges Re sultat zu erlangen. Aus diesem Gesichtspunkte scheinen uns die Pariser Künstler diese Angelegenheit auch zu betrachten, denn seit langer Zeit wußte man kein Werk, von dorther zu uns gekommen, in welchem eine Kunst als Alleinherrscherin auf trete, sondern in echt konstitutioneller Weise findet man, daß voll jeder einzelnen zum Besten des Ganzen mitgewirkt wird. So auch in dieser Oper von Halevy. Ohne guten Tert, frap pante Situationen, wäre die Musik nicht reich genug, sich gel tend zu machen; ohne Musik, Tanz, Dekorationen wäre der gute Tert als solcher eben kein untadelhaster, was auch freilich nicht zu verlangen istj aber bei einer Oper war man bisher gewohnt, die Musik als Erstes zu betrachten, das möchte sich bei der jetzigen Stellung der Sachen nicht mehr behaupten lassen. Um aber dem Verein von Künsten, der sich in Halcvy's Oper findet, gehörig zu würdigen, soll jede einzelne besprochen werden. Scribc hat seine Befähigung in Erfindung, seine große Geschicklichkeit in Bearbeitung von Opernbüchcrn, die sich sogar schon zur Lektüre gut eignen, hinlänglich dargcthan. Auch hier bei dem zu Besprechenden finden sich alle die Vorzüge, welche seine Arbeiten vor andern dieser Art auszeichncn. Die Grundidee dieser Oper ist einer Novelle des Matheo Ban dell o entnommen. Dieser Schriftsteller, ein Mönch, nach her Bischof, ließ sich durch seinen strengen Orden nicht ab halten, Erzählungen u. s. w. zu schreiben, die zuweilen sehr obscöner Natur sind. Unser Dichter, Herr Skribe, hat die Einfachheit jener Erzählung unserer Zeit durch willkührlichcs Hinzufügen von Effectmitteln anzupaffen gesucht, was ihm denn auch so ziemlich gelungen. Die scenische Eintheilung der Oper ist höchst geschickt: der erste Akt, der nur als Einleitung dienen soll, bringt nach und nach die Hauptpersonen der Oper in die Beziehung, in welcher sie zu einander gehören, und spannt das Interesse des Zuschauers von vorne herein. Dieser erste Auszug ist der längste der Oper; Scribe weiß, daß im Anfänge den Leuten schon etwas zuzumuthen ist. Der zweite, welcher bedeutend kürzer gehalten, übt durch das Fortschrcitcn der Handlung am Schluffe ein Interesse aus, welches in der Folge nicht gesteigert, sondern nur fcstgehallcn wird. Im dritten Akte finden wir das nothwendig durch den Schluß des zwei ten Bedingte, was daher keine Steigerung zu nennen ist. Für die Musik befinden sich hier schöne Momente. Der viert« Aufzug hält sich auf gleicher Hohe; in dem Lode des Her zogs von Ferrara liegt eine nothwendig poetisch« Gerechtig keit, eben so in dem Schicksale der Ricciarda. Bei allem Schrecken, den diese erste Scene des vierten Aktes enthält, ist das bestimmte Gefühl, daß dem vor unserm Auge Vorgcgan-