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Der -KaLon. i». Unter Verantwortlichkeit der Redaction der Eilpost. Druck von C. P. Melzer in Leipzig. 183». Lese-Z Neuestes Bulletin der Moden. Paris, den 18. Februar 1839. Der Karneval dieses Jahres, einer der glänzendsten seit langer Zeit, naht seinem seligen Ende. Er wird mehr, als eine merkwürdige neue Erfindung im Bereich der Moden uns als Vermächtniß hinterlassen. Welche Masse neuer arabischer, indischer, englischer und nordamerikanischer Namen lallt seine trockene Zunge noch im Sterben! Das sind köstliche Stoffe, die länger, als eine Saison, zu leben verdienen. Für den Morgen: Belide-Atlas, ein Stoff, der wie Sammet glänzt, und agave-Crepp, der sich durch elegante Einfachheit auszeichnet. — Für Soireen: Ehülif, ein Stoff mit gothischen Mustcrzeichnungen von entzückender Wirkung; Wanshcy-Damast, ein Zeug von lebhafter und glänzender Farbe, und Manoa, ein Stoff mit weit auseinanderstehcn- den Blumen und von pittoresker Wirkung. — Ium Spazie rengehen und zum Ausfahren: bunt gewirkter Sammet und glacirter Sammet. — Zu Morgenreunionen: mit Blättern ge zeichnete Levantine, ein glacirter Stoff, geblümt und nicht durchwirkt, und Am an«, ein Zeug aus Wolle und Seide, und sehr geschmackvoll. — Endlich für den Ball: gestickter, in discher Organdi, blumenbesäcter Grund, schiefe Volans mit einer Musterzeichnung, die der auf dem Grunde ähnlich ist, und end lich gestickter Er ze r o u m-Atlas, ein sehr reiches und höchst elegantes Gewebe. Ein ganz neuer und dazu Gesundheitsstoff ist von Oudi- not erfunden worden, die Agnoline-Oudinot. Das Ge webe ist so milde und der Haut so schmeichelnd, wie der Name, den ihm der Erfinder gegeben, dem Ohre klingt. Es ist ein Erzeugniß aus reiner Lämmcrwolle und den englischen Flanel len nachgeahmt, offen und dünne, so daß es ganz die für die Gesundheit unerläßliche, poröse Eigenschaft besitzt und bereits von sehr vielen jungen Damen und Herren getragen wird. Die Anwendung der Lgnoline erstreckt sich auf Unlerbcin- kleider, Gilets, so wie auf das Futter zu den Krägen, die Herr Oudinot verfertigt. Bei Oudinot findet man auch ungewöhnlich reiche Erava- ten, mit Rosenknospen in Relief; besonders gefallen die AtlaS- Cravaten von kastanienbraunem, haitiblauem, dunkelgrünem Grund, und anmuthig mit schwarzen Sammetblumen besäet. Kennen Sie die kleinen catalonischen Hüte der Madame Vaul out'? Es gibt nichts Hübscheres für einen schönen Frauenkopf. Man denke eine kleine, schwarze Sammet borde sehr tief am Hinterkopfe, dazu einen Grund von einem kleinen Netz aus Gold, Perlen oder Gagat, wodurch man die i m m e r. Haare sehen kann. Ein Sammetgewinde ist an der Seite ge knüpft, und die beiden Enden, die in kleinen Schärpen auf den Hals fallen, enden sich wieder mit Fransen aus Gold, Perlen oder Gagat. Dieser coquette, kleine, katalanische Hut hat das Verdienst, allen Physiognomien gut zu stehen. Einfacher und mehr zum Negligee paffend, sind die schönen Mützen aus schwarzen oder weißen Spitzen, von denen die Streifen auf den Hals von beiden Seiten heruntersallen. Bei Madame Vaulout sieht man noch anderen neuen Kopfputz, ganz aus Silberspitzen mit Rosen untermischt. Bei Madame Poll et bewunderten wir eine prächtige Robe aus Naka rat-Sammet, bei der die Berthe, die das Leibchen umschlingt, von einem Netz aus Diamanten und Edelsteinen bestand, die ganz, wie die feinste Spitze, verarbeitet waren. Nie wurde der Luxus so weit getrieben. Man denke nur an die schönen Berthen bei Bourguignon. ES gibt nichts Glänzenderes, als solche Spitzen aus Brillanten gebildet auf ein Leibchen aus rothem, smaragdgrünem, oder granatfarbenem Sammet fallen zu sehen. Die Schnur um die Taille muß ebenfalls aus Diamanten bestehen, so wie die Knöpfchen oder Schleifen am Vorärmelchen. Denn zu solchem Schmuck paßt keine andere Garnitur. Bei Marty sahen wir eine Robe aus perlgrauem Ec pr> mit einer schwarzsammctnen Guirlande um den Saum, >r Form einer Schürze an beiden Seiten des Rockes heraufst' - . dere Roben waren aus schwarzem Tüll mit Sammetblumen in Relief, denen wieder Roben aus Lila-Atlas, besäet mu Bou quets von schwarzen Rosen, deren Stiele und Blätter von einem Silbernctz umgeben waren. Wir kommen wieder auf den Kopfputz zurück. Wer weiß cs nicht, daß unsere junge, fashionable Welt es sich zur Be dingung gemacht hat, nur Hüte von M. Hur.el zu tragen? Dieser Name muß im Boden eines jeden Hutes stützen, dessen Eigenthümer Zutritt in die großen Salons haben will. Allein neu ist es, daß die Filzhüte, welche bei den Damen diesen Winter in Aufnahme gekommen sind, nirgendswo mit so viel Geschmack, als in dem eben genannten Hause verfertigt wer den. Jetzt kann man bei Huxel Damenhüte aus schwarzem, langharigem Filz sehen, mit schwarz und kirschfarb, schwarz und rosa nüancirten Blumen. A propos! Von der berühmten Agnoline-Oudinot ist noch zu erwähnen, daß die Elle nicht mehr als acht Francs fünfzig Eentimes (etliche Groschen über zwei Thaler) kostet. In der Provinz oder im Auslande kann man auch zwölf und eine halbe oder fünfundzwanzig Ellen ayf einmal haben. An Schönheitsmitteln ist der Winter auch sehr reich gewe-