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110 Ein berühmter Tänzer. Ein Weinbergsbesitzer in der Gegend von Lyon kam vor längerer Zeit auf den Einfall, alle Kameraden seines Sohnes zu den Festlichkeiten der Wein lese einzuladcn. Die jungen Leute nahmen sich vor, ein Drama auszuführen, das sie in der Schule bargestellt hatten, und was nur «in Schülerspiel sein sollte, wurde ein wahres Fest. Alle Wcinbcrgsbesitzcr der Umgegend wurden zu der improvisirten Aufführung eingeladen. Der Beifall wollte kein Ende nehmen. Die Ueberraschung, die Bewunderung erreichte indeß den höch sten Grad, als einer mit der komischsten Gewandheit zu tanzen anfing. Dreimal mußte er diesen Tanz wiederholen und jedes mal wurde er jubelnder beklatscht. Der neue Tänzer wurde der Held des Festes. Die Damen liebkosten ihn, die Männer wünschten ihm Glück und die Bauern hielten ihn für ein überirdisches Wesen. Nachdem der Jubel sich einigermaßen gelegt hatte, trat ein Mann zu dem Tänzer und sagte: »Wenn Sie keinen Widerwillen gegen das Theater haben, so rathe ich Ihnen, sich für dieses auszubildcn." Dieser Mann war St. Elme, Schauspieler am großen Theater zu Lyon, und der junge Bursche wurde später der berühmte Tän zer Perrot, einer der berühmtesten Tänzer, die Paris je gehabt hat. Summa des baaren Geldes in Europa. Nach Bergbaus Berechnung war das baarc Geld im Jahre 1832 folgendermaßen in Europa vertheiit. In Frankreich cur- sirten fünfhundert Millionen Thaler; in Großbrittannien und Irland vierhundcrtsünfundsechzig; in Oestreich drei- hundcrtundsechszig; in Rußland zweihundertfünfundsechzig; Preußen einhundertundvierzig; deutsche Staaten hun- dertachtundfunfzig; Holland achtunddreißig; Belgien vier- undfunfzig; Schweden achtzehn; Norwegen sieben und ein halb; Dänemark zehn und ein halb; Spanien acht zig; Portugal dreißig; Italien hundcrtundfunfzig Grie chenland und die Türkei fünfzig; Schweiz einundzwan zig. Demnach beliefe sich die Summe des baaren Geldes in Europa auf zweitausenddrcihundcrtundsechszig Millionen Tha- lcr. Die Summe des baaren Geldes in Amerika beläuft sich ans zweihundertundneunzig Millionen. Dennoch langte das ganze baare Geld von Europa und Amerika nicht zum Drit- lheil zu, die englische Staatsschuld, welche achttausend Mil lionen preußische Thaler beträgt und welche Summe als Rolle viermal um die Erde herumginge, zu tilgen. Neues Chinesisches Verbot. Der Kaiser von China hat das Opiumrauchen verboten. Wer zum Erstenmale er tappt wird, dem werden in's Gesicht die Worte: „Rauchspitz bube" gebrannt; beim Zweitcnmale bekommt er hundert Stock prügel und das Drittcmal wird ihm der Kopf abgehackt. (Eremit.) Schillcr'S Rössel. Schiller hatte in Mannheim viel Umgang mit dem nachmaligen Hofschauspicler Müller in Wien, und brachke dort manchen Abend in der Gesellschaft der Mannheimer Schauspieler und der Gattin Müllers zu; wenn die Anderen sich aber entfernten, forderte er noch mehrmals Wein, Kaffee, Tinte und Papier, und schrieb die Nacht hin durch mehrere Scenen zu seinem Trauerspiel Kabale und Liebe. Müller fand ihn dann gewöhnlich des Morgens in sei nem Zimmer auf seinem Lehnstuhl in einer Art von Starr krampf, so daß er ihn einmal wirklich für todt hielt. Die Gattin des Schauspielers B e ck fragte ihn einmal, ob ihm nicht die Gedanken ausgingcn, wenn er so die ganze Nacht hindurch dichte? „Das ischt nit anders," antwortete Schiller, der da mals noch ganz den breiten schwäbischen Dialcct sprach; „aber schauen's, wenn die Gedanken ausgehn, da mal ich Rössel." — In seinem Manuskripten sind auch wirklich ganze Seiten, auf welche er nichts als kleine Pferdchen und Männchen gekritzelt hat. Wenn Madame Beck in der Folge irgend eine Stelle in Schiller's Arbeiten nicht gefiel, so frug sic scherzend: „Da haben Sie wohl Rössel gemalt?" (Berliner Figaro.) Der neueste Vulkanausbruch. Mit dem jüngsten Neujahrstage zeigten sich in früher Morgenstunde die Vorbo ten des größten Ausbruchs des Vesuv, wie er seit vielen Jah ren nicht gesehen worden ist. In der Nacht vom 2. auf den 3. Januar stiegen Flammencolosse, oder besser, eine einzige, scheinbar den ganzen Umfang des großen Kraters einnehmend« Flammenmasse aus demselben empor, ununterbrochen und sich öfters zu einer Höhe erhebend, die jener des Kegels bis zu der Linie der Einsiedelei glcichkam, sie vielleicht überstica. Dann floß später vom Rande des Kraters herab ei» glühender, weithin leuchtender Lavastrom längs der Anhöhe, auf welcher die Einsiedelei liegt. In der folgenden Nacht ergossen sich zuerst zwei Lavaströme, die sich später in eine mächtige Feuer masse vereinigten, auf der nördlichen Seile hinunter. Alle Abwechselungen der Form und Art der verschiedenen Feuer werke und Beleuchtungen, besonders im Morgen- und Abend lichte, und die unendlich großen, dichten Rauchwolken von den wunderbarsten Gestalten, sind nicht zu beschreiben. Während zwei Nächten des schönsten Vollmondscheines > wlor sich dessen Beleuchtung gegen die jener vom Vesuv ausgehenden Glut. Einige Tage darauf durchzuckten selbst bei Tage sichtbar schlangelnde Blitze die Wolkenmaffcn. In den ersten Tagen tönten einzelne mächtige Donnerschlägc aus dem inner» Schlunde kaum minder furchtbar, als das in kurzen Absätzen immer wie- dcrkchrende dumpfe Gebrüll im Innern des Vulkans. Das Ganze gewährte einen furchtbar erhabenen Anblick. Erklärung der Modenkupfer. 1. und 2. Turbancoiffüre mit Federn. Soiree-Robe. Do lans von Silberspitzen. 3. Kopfputz mit Federn. Kleid von Seide. Acrmcl mit Spitzen eingefaßt. 4. Herren-Anzug. Schwarzer Frack. Hellgraue PantalonS.