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mehren Tischen hinweg und ein einziger Diener reicht hin, die größte Tafel zu serviren. Abermals Mondmcn sehen. Die Geschichte, daß cs im Monde Menschen oder derartige Geschöpfe gäbe, fängt in London wieder zu spuken an. Ein Astronom will vermittelst eines selbst erfundenen Tclescops und mit Hülfe des Sidcral- lichtes und des Gasmikroscops die Mondgcwässer dergestalt ver größert haben, daß er nicht nur Fahrzeuge, sondern auch Menschen darauf gesehen. Er behauptet, die Schiffe glichen dicken Tonnen, worin sich Menschenartige Geschöpfe befänden, welche dicken Rauch von sich bließen. Er hält sie für leiden schaftliche Cigarrcnrauchcr. Auch Walisische will dieser Mann in seiner Claircvoyancc gesehen haben. Am l. Deccmber vo rigen Jahres sollen vierzehn Stück derselben in den Mondge- wässern hcrumgeschwommcn sein. Der Mondsüchtige be ruft sich hierbei zugleich auf seine Frau und seinen Herrn Sohn, welche auch mit durchs Telescop geguckt und dieselbe Entdeckung gemacht hätten. Ein Brief von Shakespeare. In einem englischen Journal erschien nachstehender Brief des großen Britten, dessen Originalität verbürgt wird: „Meine gute Cousine! die Noth- w.adigkcit Zwingt mick, die Geschäfte eines Schreibers bei mei ner F-au verseh, a, bis sie selbst wieder hierin thun kann, ... zu thun ist. Denn sie hat sich bei dem Versuche, ein kleines Rotykehlchen uns dem Ligcrrachen einer Katze zu ret ten, ras rechte Handgelenk verrenkt, und so viel daran gelit ten, daß ihre zart, he Gestalt ganz matt und schwach wurde. Ich zog daher auf s Land und nahm eine Wohnung nahe bei dem Thiergarten. Mein neuestes Kind „Romeo und Julie" — meist ein Kind von Euch, die ihr cs in der Wiege als Eucrn Liebling gepflegt und erzogen habt. Es ist nun aus den Lauf- bände' n vom Stapel hinaus in die Welt gelaufen und wird ' ichnn » Eure schöne Hand küssen. Ich denke, meine Amme i-d an die alle Deborah zu Charbrot erinnern; ich .-stehe, daß sie nein Mädel war. In meinem Apotheker will - uch den alten Gabriel zeigen, der zu Slrackford nahe bei ..r Ki ne wohnt. — So ist denn auch der arme Burton, mein Schulmeister, dahin an die Grenze gegangen, von welcher kein Reisender zurückkehrt. Lebt wohl und laßt uns in Euerer Erinnerung leben, wie Ihr von jeher in dem Herzen Eures ausrichtig und zärtlichen Vetters lebt. William Shakespeare." Ein schönes Gleich» iß. Ein Engländer vergleicht oen Geist Shakespear's sehr schön mit dem Steine im Ringe des Pyrrhus. Aus diesem waren nämlich, wie Plinius berichtet, durch ein reines Spiel der Natur, ohne Beihülfe der Kunst, oie Gestalten Apvllo's und der Musen zu sehen. Neue Erfindung. Nun kann der Krieg losgchcn, an Kugeln wird's nicht fehlen. In Hanover hat ein Dorf- schmid eine Kugclprcsse erfunden, die in fünf Minuten acht hundert Kugeln liefert; ferner ein Kanonenschloß, das so ge arbeitet ist, daß keine Nässe das Zündloch erreichen kann, und endlich auch noch eine sechsbändige Kanone aus Eisen ge. schmiedet. Ein Bonmot Ole Bull's. Man erfährt, daß Ole Bull auf die Frage des Königs von Dänemark, welche Schule er gehabt, geantwortet haben soll, „dieSchule derWider- wärtigk eiten!" Die schwedischen Frauenzimmer. Von der Stärke derselben ist viel gcsprochrn worden. Es heißt, ein schwedisches Dienstmädchen sei in der.Regel stärker, als zwei dänische Knechte. Aber von so einem furchtbaren starken Frauenzim mer, wie gegenwärtig in Stockholm lebt, ist noch kein Beispiel da gewesen. Diese Demoiselle Herkules ist erst achtzehn Jahre alt, schön geformt, nicht groß, aber sehr breitschultrig. Diese Riesin zieht auf einem Wagen eine Last, wie sie kaum zwei Pferde fortzubringen im Stande sind; zerbricht mit drei Fin gern ein Hufeisen und zerbricht mit den Zähnen ein Thalerstück. Bisher haben ihr die stärksten Raufbolde nichts anhaben kön nen. Uebrigcns ist das Mädchen sehr hübsch; besonders werden ihr schönes blondes Haar und ihre seclenvollen blauen Augen gerühmt. Wundertrank. Ein Apotheker zu Palermo hat einen Wundcrtrank bereitet, welcher die Geisteskräfte sanft anreizt, die Phantasie mit aninuthigen Bildern beschäftigt und treffende Einfälle hcrvorbringt. Das Fläschchen, sechs Gaben enthaltend, kostet einen Scudi. Die Riesenwurst. Zu Neujahr 1601 trugen die Flei scher zu Königsberg eine tausend und fünf Ellen lange Wurst nach dem Schlosse und verehrten davon.dem Fürsten hundert- und dreißig Ellen, weil sie binnen achtzehn Jahren keine ge macht hatten. Sie zogen mit Trommeln und Pfeifen aus, voran ging ein Führer mit einem Spieße. Diesem folgten hundcrtunddrci Fleischhauerknechte, welche die Wurst trugen. Diese wog achthundertfünfundachtzig Pfund und war kein anderes Fleisch dazu genommen worden, als von einundachtzig Schwcinskculen. Von fünfundvierzig Schweinen waren die Darme erforderlich gewesen und anderthalb Tonnen Salz nebst cinundachtzig Pfund Pfeffer gebraucht worden. Es arbeiteten daran drei Meister und sicbcnundachtzig Gesellen, welche wäh rend der Arbeit vierzig Tonnen Bier tranken, obschon die Arbeit nur anderthalb Tage dauerte. Die Wurst kostete in Summa vicrhundertundzwölf Lhaler, zwölf Groschen und drei Pfennige. Zimmerfeuerwerk. Ein Feuerwerker in Rom verfer tigt für häusliche Feste Mignon-Feuerwerke von herrlichster Zeichnung und buntestem Farbcnspicle, die in jeder Stube ab gebrannt werden können und statt des lästigen Pulverdampfs die köstlichsten Wohlgerüche verbreiten.