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Eigenschaften, die wir das vorletzte Mal durch einen Druckfehler der Creme de Cydonia zuschrieben. Doch, um nicht aus dem Regen in die Traufe zu kommen, und dem Kaiser zu geben, was des Kaisers ist, beeilen wir uns, zu sagen, daß die Creme de Cydonia auch ihren Ruhm verdient hat. Städtechronik. Wien. Einen Begriff von unser» Carnevalsbclustigun- gen gibt unter andern folgendes Ballrepertoir eines einzigen Etablissements, „die goldne Birne" genannt. Da heißt es wie folgt: 10. Januar Grazien-Ball; 12. Negligee-Ball; 13. öffcnt- licher Ball; 14. Gartenfest; 15. Gesellschafts-Ball; 16. Sub- scriptions-Ball des Herrn La Roche; 17. Grazien-Ball; 20. öf fentlicher Ball; 21. GesellschaftS-Ball; 22. Harmonie-Ball; 23. St. Karl Armen-Ball; 26. Regligee-Ball; 27. öffentli cher Ball; 28. Künstler-Ball; 29. Blindcn-BaU- 30. Ball des Herrn Nabel; '31. Grazien-Ball; 2. Februar Negligee- Ball; 3. öffentlicher Ball; 4. Subscriptions-Ball des Herrn La Roche; 5. Fahrbachs Bcnefice; 6. Landstraße-Armen-Ball; 7. Grazien-Ball; 9. Negligee-Ball; 10. öffentlicher Ball; 11. Fest-Ball; 12,Grazien-Ball. — Da können sich die Schuh macher freuen! Stuttgart. Das Schillerdenkmal wird künftigen 9. Mai (Schiller's Todestag) eingeweiht werden. Leipzig. Wegen des überaus hohen Schnees waren die Dampfwagenfahrten einige Tage unterbrochen. London, Ein hiesiger Kaufmann ist plötzlich vom Tode aufgestanden. Derselbe hatte, um seinen Gläubigern zu ent gehen, den Todtengräber seines Kirchspiels bestochen, und dieser brachte ihm für vieles Geld den zuletzt begrabenen Tobten in das Haus. Der Kaufmann legte die Leiche in sein Bett, ent stellte derselben das Gesicht durch zwei Pistolenschüsse, entfloh und schiffte sich mit dem nächsten Schiffe nach Ostindien ein. Der Knall der Schüsse rief die Nachbarn in das Haus, die Polizei kam dazu und Jedermann glaubte, der Kaufmann habe sich seiner Schulden halber erschossen. Der Kaufmann aber hatte nicht einmal seine Frau in das Gchcimniß gezogen; kein Wunder, daß sich dieselbe nach der Traucrzeit wieder ver- heirathetc. Kürzlich kam nun ihr erster Mann aus Ostindien zurück, wo er sich ein großes Bcrmögen erworben hatte. Sein Erstes war, daß er zu seiner Frau eilte, um sie in seine Arme zu schließen. Diese glaubte ein Gespenst zu sehen, rief um Hülfe und siel in Ohnmacht. Vergebens betheuerte der Todt- geglaubte, er sei ihr erster Mann; sie behauptet, daß derselbe gestorben und beruft sich auf seinen Todtcnschcin Man ist begierig, wie die Sache enden wird. Theater. Lissabon. In unserm Theater treten oft Störungen von Viertelstunden ein, indem die Parteien im Parterre über irgend ein weibliches Bühnenmitglied in Streit gcrathen. Die Einen schreien dann Bravo und klatschen; die Andern zischen, pfei fen und trommeln. Der Zwist wird dann oft so heftig, daß es zu Ohrfeigen kommt. Einen Stock mit in's Theater zu nehmen ist verboten; aber außerhalb desselben kommt cs oft zu blutigen Prügeleien, sogar zu Dolchstichen. Unser hiesiges französisches Theatergebäude ist eine so elende Baracke, daß bevor es die Königin das Erstemal besuchte, eine Commission von Bauverständigcn das Gebäude untersuchen mußte. Diese berichtete endlich, nachdem verschiedene Sicher- hcitsmaßregcln getroffen worden, Ihre Majestät könne ohne Lcbens'gefahr das Theater betreten. Ein Brief von Fanny Elßler. Dem Herrn Ob- son, Direktor des Theaters in New-Bork. Mein Herr! Sehr schmeichelhaft ist mir und meiner Schwester die Einla dung, auf dem unter ihrer rühmlichen Leitung stehenden be rühmten Theater für sechs Monate cngagirt zu werden. Allein wir sind schwache Mädchen, und eine so lange beschwerliche und vielleicht auch gefährliche Reise verträgt sich nicht mit un serer Gesundheit, selbst wenn wir wirklich — wie Sie sich ausdrücken, so viel in New-Bork gewinnen könnten, daß wir für unser ganzes Leben geborgen wären. So lange wir in Paris, in London und in Wien, unserer geliebten Vaterstadt auf Beifall hoffen dürfen, werden wir gewiß in Europa uns noch Einiges erwerben. Unsere Wünsche sind nicht übertrieben, gewiß sind es nicht große Rcichkhümcr, die wir erwerben wol len. Ja, läge Wien in Amerika! Könnten wir dort unsere theuern Landsleute wicdcrsindcn, wir würden gern das Meer durchschiffen. Sie schreiben, unser Name sei bis zu Ihnen er klungen und die Schwestern würden Freunde finden, wie in Hcimath! Das ist sehr galant von Ihnen, Herr Dircctor, und cs macht uns stolz, daß man auch in Amerika von uns spricht, kommen Sie vielleicht künftiges Jahr einmal nach Paris, so werden wir es Ihnen mündlich besser als schriftlich ausdrük- kcn, welche Freude uns Ihre Einladung gemacht hat. Dero ergebene Fanny Elßler. Frau von Weiß en thurn hat in ihpem fünfundsunf- zigstcn Jahre noch ein Stück geschrieben. Die Fabel ist diese; Ein« Gräfin will ihren Sohn an eine adelige Dame verheira- then. Als er aber der Braut cntgegenreiscn soll, wird er ver wundet und im Hause eines Schusters von einer räthsrlhaften Schönen gepflegt, die daselbst wohnt. Ein Freund empfängt die Braut und Beide verlieben und vermählen sich mit einan der. Der Herr Sohn ist nun kurz resolvirt und will die Fremde beim Schuster hcirathen. Die Frau Mama geräth darüber nicht wenig in Schrecken. Sofort wird ein Commis- sair von Seiten der Gräfin «beschickt, welcher den Sohn zur Raison bringen soll. Aber auch der Commissair kann der Liebenswürdigkeit der unbekannten Schönen nicht widerstehen.