Volltext Seite (XML)
Der Salon. Unter Verantwortlichkeit der Redaction der Eilpost. Druck von C. P. Melzer in Leipzig. 1839. Lese- Neuestes Bulletin -er Moden. Paris, den S7. Januar. Die allmächtige Zeit, welche Babylon, Rom und Athen ge stürzt hat, und dereinst Nctre-Dame zerbröckeln wird, hat allem Anschein nach der Herrschaft des Paletot ein Ende ge macht. Wiele Schneider weigern sich förmlich, neue Paletots zu arbeiten, und 5ie Gentlcmcn tragen nur bei sehr schlechtem Wetter noch die alten. — Immer noch trägt man gern Klei der von schwarzem Tuch mit Tuchkragen, einer kleinen Rund schnur und sehr knappen Aermcln. — Zu Gilets liebt man noch immer am meisten den glatten Sammet. Sehr elegant zum Balle sind Röcke von Heller Granatfarbe, mit ciselirten Knöpfen. Bordenwirkerei sieht man auch noch häufig auf Uc- berröcken und Paletots, ja selbst auf Fraucnkleidern. Bei Soireen und im Theater gibt es nichts sashionableres, als einen Cachcmir-Castorhut. In der Renaissance sah man diese Hüte zum Erstenmal. Eine angenehme Neuigkeit sind übrigens die Halsbinden on Oudinot. Das Haus Oudinot ist mit einem Vorrath n Halsbinden versehen, die für jedes Alter, jeden Geschmack, , de Physiognomie und jede Schaltirung der Mode paffen. Besonders rühmenswcrth sind die Eravaten mit Schärpen, auf denen Rosenknospen von natürlicher Farbe in halb erhabener Arbeit herauszublühen scheinen. Diese Cravate wird mit sehr offenem Gilet getragen. — Die Jagdhüte und die Vestalin-Mützen von Lemonier mit einem Ephcuzweige vorn, stehen noch immer im höchsten Anschn. Eben so alle Arten Seidcngcwebe, der Pompadour-Atlas, der Stoff Arrany, Jstasis, die blättrige Lcvantine, alle Arten von Ly nvls, vor Allen aber der indische Eachemir-Shawl, der O.lich heilig und unantastbar, hoch über den tyrannischen Lau- n. .i der Mode steht. Der Cachcmir ist von zu großer Wich tigkeit und reellen Verdiensten, als daß er nicht ewig ein Ge genstand weltlicher Verehrung bleiben solle. — Madame L*** trug unlängst eine weiße Robe aus Tüll, mit großen Rose» besetzt. Das schöne blonde Haupthaar die ser Dame war an jeder Seite mit einer Rose geschmückt; ein kleiner Strom von Brillanten floß um den untersten Lheil des Kopfputzes, der aus Flechten bestand. Madame de L"' trug eine Robe aus Blonde, die von Neuem für den guten Geschmack Violard's spricht. Ihr Kopfputz bestand aus weißen Seidenspitzcn und blauen Blu men, die Locken waren leicht gepudert; der Halsschmuck aus ausgewähltcn Türkisen brachte einen hübschen Eindruck hervor. Mademoiselle D*** trug eine Robe aus gesticktem Mous- A i m m e r. selin, besetzt mit einer Blumenguirlande, welche quer vom Gürtel zum Rande des Rockes lief. Die Coiffüre der Madame de CH*" bestand aus Flechten, die neben dem Halse niederfielen; Stirnbinde ülaVierge, Dia- mantcnguirlande quer um die Stirn; auf der Seite fiel eine Traube weißer Blümchen, mit Johannisbeerblättern geschmückt, nieder. Madame D. B*** trug eine Robe aus gestepptem Sam met, von englischer grüner Farbe, Faaon der Madame Leon Huchez, als Kopfputz einen Turban aus dem Magazine H c r a u l t' s. Zu empfehlen sind die Schnürleibchen von Josselin, die ungemein kunstvoll und nicht theurer sind, als alle andern. Uebrigens ist diese Woche noch schwarz die herrschende Farbe in Paris. Bald wird sie in Grau, dieses in Weiß und dann in alle bunten Nüancirungen übergehen. Die Trauer um die Herzogin von Würtemberg hat vielen Häusern Gelegenheit ge geben, sich auszuzeichnen. In den Magazinen Alexandriens findet man Coiffüren mit Sammetblumen, Turbans aussschwar- zcm Sammet mit Gagatgewinden, Ueberröcke zu Visiten aus schwarzem, gestepptem Sammet, mit Spitzenschleier und Spiz- zenstreifen. Bei Marly zeichnen sich aus: die grauen, schwarzgestick ten Cachemire, und die Erliennes für Abendtoiletten. Auch die Futterzcuge müssen Trauer tragen helfen. Die Ueberröcke, die schwarzsammctnen Pelze, die Muffe, Pelerinen, Paletots werden alle mit Hermelin gefüttert, oder besetzt. Diesen kostbaren Hermelin nimmt man bei Dragies-Vü- dolly, wo die selige Herzogin ihre ganze Toilette besor gen ließ. Bei Laux hat man schöne Halbsticfelchen aus Moiree und schwarzem Atlas mit schwarzen Gagatknöpfen. Bei Privat hat man grau auf schwarz gestickte Hand schuhe mit schwarzen Knöpfchen. Unter den beliebten Essencen Geslin's verdient besonders Erwähnung, der Frühlingsthau (la rose« sie printeinps), ein Specisicum, das den Teint von den nachtheiligen Folgen der Wintcrwinde heilt. Döbardeur (Auslader). So heißt eine Maskcntracht, sowohl von Männern als Frauen in dem Salon Ventadour getragen. Bei Frauen ist diese Tracht besonders reizend und verführerisch. Denken Sie sich eine schöne Frau von schlan kem Wüchse in weiten Pantalons aus schwarzem Sammet, mit Gold oder Silber besetzt, und prächtigen, ciselirten Stahlknö- pfcn. Darüber ein kleines Leibchen aus weiß oder rothem Atlas, auf beiden Seiten des Gesichts gepuderte Haarlocken,