Volltext Seite (XML)
Eid zu leisten, obschon er fortwährend seine Unschuld versicherte. Alle Anwesenden waren sogleich überzeugt, daß er der Dieb sei. Ein Berliner Witz. Die Lokomotive „Luther" in Berlin hatte zuweilen das Mißgeschick, auf der Reise nach Potsdam stehen zu bleiben. Ein Witzbold meinte: was ist da zu verwundern ! Blieb der Doctor Luther nicht auch stehen vor Kaiser und Reich und sprach: Hier stehe ich, ich kann nicht anders, Gott helfe mir! Amen." Der Sturm vom sechsten Januar. Der Sturm, welcher vom 6. bis zum 8. Januar an den englischen Küsten wüthcte, war nach allen Schilderungen der furchtbarste, den man in diesem Jahrhunderte erlebt hat. Die Zeitungen brin gen fortwährend Beschreibungen von den angerichteten Ver heerungen. Die ganze westliche Küste von Irland und Eng land wurde von den furchtbarsten Ereignissen heimgesucht. In und um Liverpool sind auf hundert Menschen umgekommcn, und der Werth des dort auf dem Lande verwüsteten Eigcn- thums wird auf eine Million Pfund Sterling angegeben. Wiele Schiffe sind thcils gescheitert, tyeils schwer beschädigt worden. Das Dampfschiff Victoria, welches von einem ge schickten unternehmenden Kapitain befehligt, am 7. Januar früh in See stach, hat auf hundert Menschen gerettet. In Dumfries sind einige hundert Häuser stark beschädiget worden. Vor allen aber war Dublin ein Schauplatz der Verheerung. Mehre Straßen sind thcils durch den Orkan, tyeils durch Feuersbrunst gänzlich verheert worden und bieten den Anblick einer erstürmten Stadt dar. Während des Sturms war der Himmel zuweilen von schwarzen Wolken bedeckt, welche die Schrecknisse des furchtbaren Schauspiels erhöhten, und wenn der Orkan sie auseinander jagte, war der Anblick des Himmcls nicht minder schreckbar, da während des größten Theils der Nacht ein Nordschein über der Stadt stand, zu welchem die Flammen und Rauchsäulen der brennenden Häuser empor schlugen. Die Reitkunst der Indianer. Auf nichts sind die nordamerikanischcn Indianer stolzer, als auf ihre Geschicklichkeit im Reiten. Da sic fast immer im Sattel sind, fühlen sie sich auf dem Rücken des Pferdes so behaglich, als wenn sie auf dem Fußboden ihrer Wohnung säßen. Oftmals ist cs der Fall, daß zwei oder drei kleine Jungen ein Pferd umschwärmen, das harmlos auf der Haide weidet und nach allerhand Schmeiche leien und Versuchen sind sie so glücklich, das Pferd zu besteigen, dann jagen sie ohne Sattel und Zaum, nachdem durch ihr Ju beln und Schreien das Pferd in vollem Galopp läuft, wie rasend dahin, indem der Vorderste sich an den Mähnen, der Zweite an diesem und der Dritte am Zweiten sich festhält, und dies Alles geschieht mit einer Sicherheit, die jeden Anderen, nur nicht einen Indianer, in das größte Erstaunen setzen würde. Brücken in Frankreich. Es gibt dermalen in Frank reich 1663, die zusammen aus 7825 Bogen bestehen. Ein Gottesgericht neuester Art. Eine Wäscherin in Paris, die viele Personen beiderlei Geschlechts beschäftigte, bemerkte eines Tages, daß ihr ein Beutel mit fünfhundert Francs entwendet worden. Sie beschwerte sich darüber mit Bitterkeit und äußerte, daß sie ihr Geld auf die eine oder an dere Weise schon wieder finden wolle. Es entstand durch die sen Umstand große Unruhe im Hause, weil Jeder sich für ver dächtig hielt und cs sehr wahrscheinlich war, daß von Allen doch nur Einer der Dieb sein konnte. Endlich machte eine der ältesten und erfahrensten Wäscherinnen den Vorschlag, ein gro ßes Wachslicht weihen zu lassen, um mit dessen Hülfe den Dieb zu entdecken. Die Kerze wurde von oben bis unten mit Nadeln besteckt, angezündet und mitten in den Hof gestellt. Alle Arbeiter und Mägde, selbst die Karrenschicbcr, die die Wäsche abholten, stellten sich in Reihe und Glied und zogen am brennenden Lichte vorüber, wobei sie die Kniee beugten und ein Kreuz schlugen. Die Wäscherin hakte prophezeit, daß der Dieb unfehlbar im Vorbeigehen die Stiche aller Nadeln in seinem Herzen fühlen würde. Schon war die Prozession größ- tcnthcils vorübcrgezogen und die Ungläubigen hielten nur mit Mühe ihren Spott und ihr Gelächter zurück, als ein junger, starker Bursche an die Reihe kam. In dem Augenblicke, wo er sich bekreuzen wollte, stürzte er zu Boden. Alle schrieen jetzt „das ist der Dieb" und wirklich gestand der Abergläubige sein Vergehen ein. Maria von Frankreich, die verstorbene Herzogin von Würtemberg, bekannt als sehr talentvolle Bildhau«in, hat eine Statue der Jungfrau von Orleans und eine noch nicht vollendete Bildsäule des Bayard hinterlassen. Beide Kunst werke sollen in den Tuilericn aufgestellt werden. Merkwürdiger Jnstinct. Ein Jagdhund, dessen Waler und Mutter zur Verfolgung der Iltisse abgerichtet wor den, und ein Wachtelhund, der von einem Hundepaar ab stammte, dessen man sich zur Schncpfcnjagd bediente, begannen bald nachdem sie laufen gelernt hatten, ohne alle vorhergegan gene Anweisung, der eine auf Iltisse, der andere auf Schne pfen Jagd zu machen; was um so mehr zu verwundern war, da die Beiden die von ihnen verfolgten Thiere nie gesehen. Man versuchte, ihnen andere, entgegengesetzte Neigungen beizu bringen, doch vergebens. Erklärung der Modcnkupfcr. 1. Ballanzug für Herren. 2. Robe von Crep, mit Fedcrbcsatz und Perlenschnuren. 3. Seihene Rcdingote mit Spitzenkragen und dergleichen Besatz. 4. Sammethut. Redingote von Sammet. Hierzu das Jntelligcnzblatt No. t.