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6. Unter Verantwortlichkeit der Redaction der Eilpost. f Druck von C. P. Melzer in Leipzig. / Lese - Z L m m e v. Neuestes Bulletin der Mode». Paris, den SU. Januar. Die Modegöttinncn beschäftigen sich sehr angelegentlich mit Herrenkleidern, und seit dem Tode der jungen Herzogin von Würtembcrg mit-Lraueranzügen. — Die Mantelstoffe sind meistens königsblau und dunkelblau; Stoffe zu Paletots und Ueb rröckcn sind Pilotenblau, russisch-grün, oder bronzefarbig. 'Luck läset sich der lange Zeit geächtete alpaga (ein Stoff aus Kamcclhaaren) in Gestalt von Paletots beim Abfahrcn aus dem Saal Ventadour und der großen Oper sehen. Für Pan- kalons sind die Tricots von allen Sorten fashionable; die grauen Farben, von den rein grauen bis auf die dunkelgrauen, tragen sich noch immer sehr gut, und selbst die goldgelbe Farbe verschmäht man nicht. Zu Gilets nehme man alle Arten von Cachemiren, silbcrstrahlend, mit Blumen oder Zweigen besät und von gestickten Guirlanden cingerahmt. Der Crispin ist die allergemcinste Form für Mäntel; ' Kragen ist aus Zobel, oder Sammet, mit einer seidenen Rundschnur. Der Paletot fängt an, sich von der unhübschcn Form, die man ihm vorwars, zu entfernen. Er wird auf der rechten Seite zugeknöpft, hat querliegende Seitcntaschcn, den Kragen . ckwcdcr mit Plüsch gefüttert und viereckig gesteppt, oder aus Sammet. Beim Spazieren- oder beim Weggehen aus der Soiree sind Paletots, aber eben so Bournuß und wattirle Ucbcrröcke ge wöhnlich. Dieser Wintcrrock erhält sich gewiß das ganze Jahr. Ganz junge Leute tragen den sogenannten Rouli er-Mantel (Fuhrmannsmantcl), ohne Kragen, dazu eine sehr niedrige, sammetne Halsbinde. Die GiletS sind aus weißem Cachcmir mit Korallenknöpfen ; andere aus blauem Cachcmir, mit weißer oder schwarzer Stik- kerei am Leisten, und ganz kleinen Knöpfen aus ciselirtcm Metall. Gilets aus bloßem schwarzem Sammet tragen sich gut mit Gagatknöpfcn, ausgezeichnet aber sind die Knöpfchen, die blos aus einer weißen Perle bestehen. Hcmdcknöpfc sind aus Gold oder Edelsteinen, so klein als möglich: auf lange Cravaten setzt man zwei Nadeln, die mit einander durch ein Kettle!» verbunden sind, die eine Stecknadel hat einen goldene» Knopf, die andere trägt eine Perle oder einen Türkis. Die Hüte haben ihre Gestalt nicht verändert; die Klapp hüte werden mit Sammet gefüttert. — Der Schnitt der Fracks und der Soiree-Kleider ist genau anpassend, der Leib von mä ßiger Länge, die Schöße, oben breit, unten schmal und schief ausgeschnitten, gehen gerade bis zum Anfang der Wade herun ter. Die Aermel sind kurz, um die Hand sehen zu lassen, die Acrmclaufschläge sind so schmal, daß eben nur Platz für ein Knopfloch bleibt. Fast ganz so verhält cs sich mit den Klei dern ü la joune k*iancs. Aber zum Rock a la seune b'rancs sind Buscnstrcifen und Spitzenmancheltcn unerläßlich. Damcnroben. Die Roben sind gewöhnlich am Rücken und an den Schultern sehr ausgeschnitten. Klöppelspitzen, Tuch besatz sind noch immer am Leib der Robe beliebt; doch läßt sich auch eine Blonden- oder Spitzen-Bertha Hinzuthun. Die Aermel sind kurz. Die Schleppe, die man wieder einführen wollte, wird nicht gern gesehen ; die Frauenrbckc sind nur etwas länger geworden. Die schönsten Roben aber sind unstreitig drei, die sich im Magazine der Madame Fcrriöres Pünona befinden und leider schon für einige schöne Odalisken im Harem zu Kon stantinopel bestimmt sind. Eine von den dreien ist aus echtem schotttischem Batist, mit Stickereien von Haarwurzeln übersät, deren Punkte aus kleinen Amcthistcn und deren Fäden aus glänzendem Gold bestehen. Eine doppelte goldene Franse bil dete die Tunika und fiel auf die Pantalons herunter, die mit kleinen, goldenen Halbmonden vollgestickt waren. Die zweite Robe war aus Brüsseler Tüll, mit bloßen Gr'asstenzeln übersät und einem feinen Filet aus mattem Golde umschlungen. Die dritte Robe ist aus indischem Mouffcline, ganz bedeckt von einem zarten Geäste aus einer Unzahl feiner Perlen. Ein Volant aus prächtigen Spitzen, bis auf das Kniee herabgchend, ließ einen jener schönen orientalischen Atlasse sehen, von denen wir bisher immer nur stümperhafte Nachahmungen hat ten. Eine Rcihe von Perlen umschlang diesen Rock von bei den Seiten und hing durch eine goldene Eichel fest aneinander. Kopfputz. Die schönsten Abcndcoiffürcn setzt dos Haus Chagot aus Gagat, Sammet und schwarzen Spitzen zusam men. Wir wollen einige dieser neuen Erfindungen anführen: Die lllancinis. Dieser Kopfputz besteht aus Gagat-Beercn, un termischt mit Spitzen, und tief herab in die Wangen gehend. bi'Avagonaise, eine halbe Krone auS Rosen mit schwarzen Kelchen, mit einem halben Spiycn-Schlcier, dessen Enden von jeder Seite auf den Hals niedersallcn. Das gibt eine aller liebste Coquctterie! I/ltalienne, eine Art von halbem Turban aus Spitzen, mit Gagatgewinden, die wieder mit Spitzen endigen, die eine kleine Schärpe bilden, welche mir Gagatblumcn untermischt ist. I-a lllantille, eine Garbe aus silbernen Aehren und sam- merncn Blättern, die zusammensallcnd einen Paradiesvogel bildet, dessen Fuß durch eine Schleife aus schwarzen Spitzen