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merken, daß man Hemdchen mit nicdcrn Spitzen übtrall trifft; man sieht sogar baumwollene Spitzen an Hemden von Calicot. Dieselben Spitzen finden sich häufig wieder an Roben, Un- terröckchcn, Schärpen, Bertha's, Halstüchern in gleicher Voll kommenheit. Selbst schwarze Garnspitzcn, Klöppclspitzen aus Paris, oder aus Lille, findet man an Hemden und Busenstrei- fcn, so wie an Manchctten, sehr sashionable. Städtechronik. Neapel. Der Vesuv will sich noch immer nicht zur Ruhe begeben. Wie wir erfahren, ist der Aetna wieder still geworden. ES scheint, als wenn die beiden Berge mit einander abwcch- scllcn; kaum hat sich der eine beruhigt, fängt der andere zu schmollen an. Berlin. Ein Journalist, der viele Schneider zu seinen Abonnenten zählte, hatte die bekannten Regenmäntel, welche den Schneidern eben so verhaßt sind, wie die Eisenbahnen den Lohnkutschern, in Schutz genommen. Sogleich bildete sich unter den Abonnenten eine furchtbare Coalition und an die Zweihun dert gaben das Blatt auf. Der erschrockene Journalist hatte nichts Eiligeres zu thun, als in der nächsten Nummer die Re genmäntel als ein höchst verwerfliches Kleidungsstück darzu stellen. Ob ihm dieses pater peceavi die Abonnenten wieder zurückführen wird, ist unbekannt. Die Regenmäntel wollen aber dennoch nicht weichen. Frankfurt. Hier starb dieser Tage die Frau eines israe litischen Handelsmanns, welche das Alter von hundcrtundzwei Jahren erreichte. Hamburg. Der Sturm, welcher hier in den ersten Ta gen des Januars wütketc, hat durch das Wasser, welches er in einen Theil der Stadt getrieben, bedeutenden Schaden ange richtet. Auch von der Nordseeküste sind verschiedene Nachrich ten von Unglücksfällen auf dem Meere eingetroffen. Stuttgart. Auch hier wüthcte in den ersten Tagen des Januars ein furchtbarer Sturm, welcher Bäume entwurzelte und Dächer abdcckle. Auch an Gewittern fehlte cs nicht. Der Barometer veränderte sehr häufig seinen Stand und oft war eine gelinde Witterung, wie in den Sommertagcn. Paris. Hier ist vor Kurzem ein Mann gestorben, der das Alter von hundertundsieben Jahren erreicht und zugleich ein Reccpt, um alt zu werden, hinterlassen hat. Dasselbe ist sehr einfach und dürfte nur in Paris nicht viel Freunde finden. ES verordnet nämlich fleißiges Wassertrinken, tägliche Motion und dann soll man sich nicht über jede Kleinigkeit ärgern. Der Hundertundsiebenjährige erfreute sich bis an seinen Tod einer seltenen Geistcsheitcrkeit. Er war sehr belesen in Anek doten und seine Zerstreuung bestand hauptsächlich darin, daß er täglich das Kaffeehaus besuchte und dem Domino zuschautc. Bordeaux. Hier hat man die wichtige Erfindung ge macht, auch das Töpfergcschirr zu lithographiren. Bereits sind bei dem Erfinder eine große Menge von Bestellungen cingc- gangen, und die Erfindung dürste sich bald nach Deutschland verbreiten. München. Die Pflasterung der Straßen mit Asphalt greift hier immer weiter um sich und zeigt sich äußerst zweck mäßig. London. Dieser Tage bot man hier Wachteln zum Ver kauf aus, die in Amerika geschossen worden waren und sich bei der jetzigen schnellen Ueberfahrt ganz frisch erhalten hatten. Innerhalb vierzehn Tagen kann man von London nach New-Jork überfahren. Ucber den künftigen Gemahl unserer Königin ist man noch immer nicht im Klaren. Der Prinz von Coburg wird noch häufig als Erwählter genannt; Andere sprechen von einem dä nischen Prinzen. Wien. Vor Kurzem gab cs hier eine große Hochzeit. Eine Tochter Les berühmten Frcihcrrn von Hammer hcirathcrc einen Urenkel des aus dem siebenjährigen Kriege her bekann ten Freiherrn von Trenk. Außer vielen Adligen waren auch die bedeutendsten Gelehrten und Künstler Wien's zum Hochzeit mahl geladen. Die Hochzeitgeschenke sielen sehr reichlich aus. Der türkische Gesandte hat, was letztem Artikel anbelangt, unstreitig den ersten Preis davon getragen. Er schenkte näm lich der Braut einen Shawl von einem Werthe zu tausend Ducaten. Theater. Wien. Halm's neues Drama, Jsmelda Lamber- tazzi, hat auf dem Burgthcater den Erwartungen keines wegs entsprochen. Namentlich lies der fünfte Akt, eine schlimme Sache, kalt. Nur die schöne Diktion erinnerte an den Dichter der Griseldis. Berlin, Ein fast gleiches Schicksal hat Raupach's Maria Stuart gehabt, von der man sich mehr verspro chen hatte. Nordamerika. Daselbst bedient man sich an manchen Orten sonderbarer Mittel, das Publikum in's Theater zu lok- ken. Man vertheilt Kuchen unter dasselbe. Nimmt eine Fa milie mehre Billets, so erhält sie Freibillets zu diesem oder jenem Balle. Die jungen Bursche erhalten patriotische Pfei- fcnköpfc mit Washingtons Bildniß geschmückt. In der Regel macht den Beschluß eine ländliche Scene, wo ein Kalb oder Schwein festlich geschmückt erscheint. Dasselbe wird bei allge meinem Jubel unter das Publikum verloost.