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Der Lalon. W A. Unter Verantwortlichkeit der Redaction der Eilpost. Druck von C. P. Melzer in Leipzig. 1839. Lese-Zimmer. Neuestes Bulletin der Moden. Aus Paris. Januar. Die Turbans waren auf den sehr häufigen Tanzreunionen im Anfang Januar klein. Man trägt diese Turbans sehr zu rück; in der Mitte sind sie nicht zu hoch, und sehr breit an beiden Seiten, auf die Schultern fallen goldbesctzte Mousselin- streifen. Dieser Schnitt kleidet jedoch nicht jede Physiognomie so gut. Auf dem letzten Balle der Lady Canterbery trug die Marquise von H*** einen Turban von himmelblauem Sam met mit Silbcrstickcreien. Diesen wundervollen Turban schreibt man der Mademoiselle Houquet zu. Besonders reizend und beliebt sind die Hauben und Hüte Lcmonnier's. Jagdhüte von ganz eigenthümlichem Schnitt bringen mit einem Kopfputz ü la Sevigns eine angenehme Wirkung hervor. Eine Puffhaube von Lemonnier, treu nach dem Zeitalter Ludwig's XI V., nur nicht so schwer, wie die damaligen, kleidet allerliebst. Hüte von schwarzem Sammet, auf die nicht das kleinste Atlasbändchen kommen darf. Auf dem Hute trägt man einen schwarzen Vogel, oder ein Blumcnbouquet von derselben Farbe. Eine Vestalinhaube (Uonnet-Vestals), mit Ephcu ge schmückt, steht zum Entzücken Der Kopfputz ist am schönsten und einfachsten, so wie ihn Mademoiselle von R*** trug. Vorn sind die Haare in Flechten, um die sich eine schmale, goldne Schlinge schlängelt. Hinten sind Haarflechten schneckenförmig zusammengcbundcn und gleichfalls von einer Goldnestcl durchwunden. Um die Haare geschmeidig zu machen und den Kopfputz lange in Ord nung zu halten, empfehlen wir die von Guerlain neu er fundene Creme de Cydonia. Auch bemerkt und liebt man die Turbans ä la Moabite, aus Tüll-Marabout, gefütterte Halstücher aus weißen oder schwarzen Spitzen ä la Marie Antoinette, Coiffure aus Gold spitzen ä la Rachel, und Sammethauben a la Comte de Paris. Die prachtvollsten Roben sind die der Madame Landrin. Die Robe ist aus Tüll auf einem Unterröckchcn von weißem Atlas. Zwei hohe, leichte Ueberröckchen, auf der Seite dec Robe mit großen Bandschleifen aus Krappsammet geziert. Die ser Sammet hat eine kleine Goldtresse und an beiden Enden Goldfransen. Der Leib dieser Robe ist ganz einfach gefältelt, die Aerme! wie die Ueberröckchen aus Spitzen, sind mit Schlei fen aus Granat-Sammet geziert, mit Goldtressen und Gold fransen. Eben so schön ist die Robe, welche die Gräfin R*** trug, aus weißem Krepstoffc, mit großen Rosen besetzt und diese von weißen Bandschleifen gehalten. Den Leib zierte eine hohe Berthe d'Angleterre; die Acrmcl flach und sehr kurz, mit zwei Reihen von stängelförmigen Spitzen. Die Robe kann auch aus rubinfarbenem Sammet sein, besetzt mit ausgewählter Gripure. Zur Soiree trägt man am liebsten eine Robe aus indischem Mouffelin. Diese Robe besetzt man mit gestickten Tüllbändern und zwei Bauschen oberhalb des Obcrröckchens, an jeder Bau sche ein Band von blauem Atlas. Die Aermel sehr kurz und aus drei Tüllbauscyen bestehend, in jeder Bausche wieder ein Band und eine Schleife über dem Arm. Der Leib flach und mit Schnüren bis unter den Hals besetzt. Dazu paffen die schönen gefütterten Halstücher, gestickt, oder aus Seidenspitzen, die bis zum Gürtel niedcrsteigen. Ma dame Poilet, welche diese Tücher verfertigt, bereitet auch wundervolle, neue Anzüge zum Abgehn vom Balle (Sortis« (le Dal). Unerläßlich ist es aber, zu diesen eleganten Roben eines der beliebten Schnürleibchen von Madame Ponsse zu tragen. Man nennt sie mit Recht Oorsetts merveilleux. Sie beför dern die Anmuth und behagliche Leichtigkeit bei jeder Bewe gung. Durch einen leichten Fingcrdruck kann man sich nach Belieben auf- und zuschnüren. Der neueste Kopsputz ä la Grecque: ein Goldreif umfaßt die Stirne, ein goldener Pfeil mir Edelsteinen geziert, geht rückwärts durch die Locken. Es gibt aber nichts Reizenderes, als die Coiffure der Brüder Chagot. Höchst elegant sind die arabischen Guirlandcn von Wcinlaub aus Sammet und Gold, welche das Gesicht auf das lieblichste wie ein blühender Rahmen einfaffen. Besonders hinreißend sind auch dessen graziöse Kappen mit Rosa-Knöpfen und goldenen Blättern. Nicht zu über sehen ist die GuirlandcAdonis und Ci lroncllc, die Guir- landc ä la Ooqustte, himmelblau mit Blättern aus Silber majestätisch verziert, vor Allem aber der Adonis in Diaman ten, der ein phantastisch-glänzendes Licht auf die ganze Um gebung wirft. Auch die Einfassungen des Herrn Maxeure machen noch Glück. Sehr hübsch sind diese Borden aus blauem Sammet, untermischt mit Goldspitzcn, geziert mit Vögeln, weißen Federn, Blätterwcrk und Blumen aus Gold. Die Damen scheinen sich vereinigt zu haben, um die Garn spitzen auch bei den Männern in Ausnahme zu bringen. Man setzt daher bei den Herren eine sehr niedrige Valenciennc an den Rand der Busenstreifcn und der Manchettcn. Wir be-