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In Sardinien hat cs ein Gutsbesitzer in Veredelung der Bäume so weit gebracht, daß er Mandeln, Feigen, Pflau men und Pfirsichen auf einem Stamme erbaut. Theater. Pariser Estaffette. Oflmalen haben wir seit kurzem von jener für das Theater franoais bestimmt gewesenen Ko mödie gesprochen, die ihrer Aufführung harre und die der Au tor einem gewählten Publicum, einem Vereine großer Namen des Faubourg St. Germain und den Millionärs der Chaussee ü'Aulin, verzugswcise aber den Literaten, Romantikern, Fcuil- letonnisten, Dramen- und Comödienschmieden und politischen Pro- pugnatoren zum Besten gegeben hat?e. Wir haben den Ein druck nicht unerwähnt gelassen, den'die Schule der Jour nalisten von der Madame Emil de Girardin auf jene bei ihr versammelt gewesenen zahlreichen und mächtigen Fraktionen hcrvorgebracht hat. Und konnte man denn etwas anderes er warten s Die Personages dieses Stückes waren keine andern, als die Eingeladencn, als die zu seiner Anhörung, Bewunde rung und Kritik Hcrbeigccilten und wie sehr waren sie über rascht, sich in Scene gesetzt zu sehen! Und seit jenem Abende kennt die Welt dieses originelle dramatische Werk. Sehr na türlich, da alle Blätter von Paris in eine Analyse des Stückes eingingcn und entweder kurz und bündig oder breit und mo dern darüber aburtheilten und faselten. Vor allen andern sich hierauf beziehenden Artikeln wird man wohl in langer Zeit je nen famosen Brief Jules Janin's nicht vergessen, den derselbe an die Madame de Girardin gerichtet hat. Er ist in der That ein Meisterwerk des Geistes, der Convenienz und des Styles und er wird stets als ein solches unter den Schriften Janin's, jenes geistreichen und psr excelloncv eleganten Schriftstellers betrachtet werden müssen. In diesem Briefe, den die Zeitschrift l'^rtist« brachte, findet sich keine Zeile ohne scharfsinnige Sach- kenntniß und schlagenden Witz, und in dem langen Plaidoyer des so tief verletzten Journalisten, der um so mehr sich verletzt fühlen muß, als es von einer solchen gewandten und scharfen Feder geschehen — ist alles so zart und mit einer so großen geselligen Politesse behandelt worden, daß sich durch diese Ent gegnung der Autor nur geschmeichelt fühlen kann, obwohl die bittersten Bemerkungen sich nicht selten aus den logischen Ket tensätzen hervordrängcn. Im Ganzen genommen find die Mei nungen über den Werth des Stückes getheilt und da die Cen- sur die Aufführung desselben untersagt hat, so bleibt wohl eine gründlichere Ansichtsentwickelung dem Publicum einstweilen Vor behalten. — Gegenwärtig beschäftigt auch noch eine andere literarische Frage die Gcmüthcr. Es ist die Wahl eines neuen Akademi kers an die Stelle des verstorbenen Michaud. Zwar, wie män- niglich bekannt, haben sich sehr viele Candidatcn dazu gemel det, aber vdn ihnen wird man nur unter dreien zu wählen haben. Diese sind A. Thierry, V. Hugo und Berryer. Der Eine ist ein Historiker, der andere ein Dichter, der dritte ein Redner. Wozu hierüber so viele Worte! Ein jeder dieser drei Candidatcn hat, nach unscrm Dafürhalten, ein gleich großes Recht und die Accadcmie ist dicsesmal gewissermaßen in Verle genheit. — Die neue Symphonie von Hector Bcrlioz hat der Erwar tung des Publicums würdigst entsprochen. Sie ward im Saale des Conservatoriums aufgeführt und hatte das feinste Publicum der gallischen Hauptstadt versammelt. Schade, daß Paganini nicht anwesend war, er hätte dieses ihm von Berlioz gewid mete Werk gewiß mit Entzücken angebört, seine Schmerzen wären vielleicht momentan verschwunden und diese so mächti gen und poetischen Wogen der Harmonie hätten die Kraft des blaugehimmelten Italiens besiegt. Eine andere Neuigkeit ist die, daß für die hiesige italienische Oper Lablache der Sohn engagirt worden und daß die Mademoiselle Grisi in der kö niglichen Accademie der Musik debütiren wird. Theaterzettel. Ein Holländer hatte die sonderbare Grille, sich eine Bibliothek von Theaterzetteln anzuschaffcn und ließ sich daher von allen Ecken und Enden Europa's, oft mit schweren Kosten dergleichen Zettel kommen. So brachte er cs mit der Zeit auf tausend Bände. Diese seltsame Sammlung ist indcß nicht ohne allen Werth und es lassen sich sehr inte ressante Notizen daraus entnehmen. So ersieht man, daß in neurer Zeit die Opern Freischütz, Tankred und Robert der Teufel am öftersten aufgcführt worden sind. Dramatische Bestien. Während ganz Paris noch mit hohen Augenbrauen und gesträubtem Haar van Ambrugs Familiaritäten mit Löwen und Tiegern anstaunt, ist bereits ein neuer Thierbändiger, ein Herr Carter angekommen, welcher dermalen in London noch Außcrordcntlichcres leistet, College in Paris. Er betreibt die Sache dramatisch Lust - und Trauerspiele auf dem Londoner Lheate Stück heißt der tgroßmüthige Löwe. Ein Wandrer wie-, ... der Wüste von einem Löwen gepackt, nach kurzem Kampfe unterlicgr er. Der Löwe ist aber großmüthig und se ' das Leben. Der dritte Act endigt mit einer förmlich und Tigerschlacht. Miszellen. Eine französische Dame, die aus öffentlichen Blättern d- Kunde vernahm, daß der Erminister Thiers Herrn Berre seine Stimme zum Eintritt in die Academie entzogen weil diese Ernennung einen politischen Charakter erhalte. be merkte mit einer gewissen maliciösen Naivität: ,.gu'.im etn gu'il lui inangue un tiers, s'ii a les üeiix untres!" In diesem Augenblicke wird in der Pariser Münze ün-^ Denkmünze zum Andenken der Begründung des historflncn Museums in Vcrsaille geschlagen, dessen Stempel der berühmt, Dcpaulis angcfcrtigt hat. Auf der einen Seite befind ich das gekrönte Profil des Königs mit den Worten: „Ludwig Philipp der Erste, König der Franzosen." Auf der andern Seite sicht man den König, wie ihm die, die franzö sische Fahne haltende Göttin der Geschichte die Mahler«, Bild hauerkunst und die andern Künste zuführt. Darunter liest man die Worte: „Alles zum Ruhme Frankreichs."