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Der -Kalon. ^rsi. Unter Verantwortlichkeit der Redaktion der Eilpost. Druck von C. P. Melzer in Leipzig. 1839. Neuestes Bulletin der Moden. Paris, den 6. December 1839. So ist denn allgemach der liebe Winter auch über Frank reichs Fluren gekommen und nimmt immer mehr die Kunst in Anspruch, um die verwöhnte Menschheit nicht den eintöni gen Berzweiflunzölaunen preiszugeben und sie in geselligem Verbände zu halten durch Flitterstaat und Kleiderschnitt, durch Atlasbänder und Pelznerbrämungcn, durch Thcewasser und Wiener Schnitte!, die ein verdorbener östrcichischcr Militärs mann, Namen- sang, hier seit einiger Zeit in einer eleganten Boutique verkauft. Für Dam en sind gegenwärtig zur Ausgchtoilctte und zum Besuchabstatt.n jene kleinen gentilcn Hüte en voxuo, die mit englischen Spitzen besetzt sind und dazu Peliffcn, die entweder von Satin, Sammt oder Casimir sind, je nachdem das der in dividuelle Geschmack bestimmt hat, da sich alle drei Stoffe gleich gut, elegant und anziehend ausnehmen. Diese Peliffcn sind mit Fransen oder Spitzen garnirt. — Sehr beliebt sind jetzt eine gewisse,Art Capüchons, oder vielmehr das, was sie vorstellen sollen, Piqua-Marmotten, welche wattirt und mit Spitzen garnirt, nur von kleinen Seitenwändcn construirt sind und sich streng nach dem jedesmaligen Kopfe hinsichtlich der Form richten. Oudinots Untcrröcke von Roßhaaren sind jetzt schon so all gemein in Gebrauch gezogen worden, daß sie eigentlich kein Gegenstand der Mode sondern der Nothwendigkeit in der Toi lette geworden sind. Sic spielen unstreitig eine große Rolle in der Geschichte der Klcidervervollkommnungskunst, da sie im eigentlichsten Sinne die Kunst zur Natur machen und elastische Weichheit der Formen und entzückende Bewegung der Gelenke und Faltenwürfe da hervorzaubern, wo früher völliger Man gel daran stattgcfundcn hatte. — Seit einiger Zeit sind auch mehrere neue Schöpfungen wieder in den Magazinen der Chaussiers de Paris, Rue Riche lieu Rr. 92. erschienen. So z. B. verschiedene Arten von Mitainen für Soirüen, lange und kurze Handschuhe mit Blu- mcnnäthen, schwarz oder weiß, auch Mützen, Häubchen von Spitzen oder Filet. Dann müssen wir als sehr zum Gebrauch empfehlend der kleinen Kindermäntcl gedenken in blauwollcncm Lrieot, auch wohl von Rosa oder rother Farbe, welche von ei ner weißen Bordüre umgeben sind, auf welcher Hermeline- punkte siguriren. Sie sind unstreitig sehr bequem, sehr wär mend und comfortablc. Auch sahen wir unlängst Jimmerrobcn auf ähnliche Art auSgesührt und sehr lang, und Mäntel für Erwachsene, zum Gebrauch, wenn man in der Frühe dem Bette enteilt. Da wir schon einige Male früher die Herrenmoden unbe rücksichtigt und unbesprochen gelassen, so müssen wir sie heute nothwendig in Erinnerung bringen und dabei gleich zu An fänge freilich gestehen, daß wenn man einmal das Prineiv zugiebt, so llngc in der Eleganz nichts zu verändern, als es nicht irgend eine neue vorzügliche, alles frühere der Art über treffende Erfindung dringend nothwendig macht, man jetzt freilich still stehen muß, und da das nicht immer geschieht, da man durchaus neu und sonderbar verziert einherwallcn will, so stößt man freilich auf Anzüge, die an und für sich ein höchst lächerliches Aussehen erregen und sehr bald wieder in ihr voriges Nichts zurückschwinden. — In den Kleidern ist noch immer jene schon erwähnte Art Basqucn Mode, carrirt und etwas gestreift zugleich. Dann auch kurze Röcke mit Scidenknöpfcn von mittlerer Größe. Die Basqucn werden mit Seide gefüttert. Die Paletots und Redingotes lassen eine Unendlichkeit von verschiedenen Formen zu. Bald trägt oder sidht man sie mit kleinen Kragen, bald mit großen Revers oder tausend andern Modisicatipncn. Hier muß jedenfalls der Kleidcrartist allein entscheiden; denn dem Einen steht dieses, dem Andern jenes gut. Bei den Farben dieser Gegenstände herrscht eine eben so große Verschiedenheit und wir können nur sagen, daß Blau, Braun oder Hellgrün die hauptsächlichsten Couleurcn sind, ober daß man von diesen dreien Compositioncn macht. Gilets zum Promeniren trägt man jetzt viel in brochirten Seidenstoffen mit Phantasien oder in Cashemire ü palmes, die Brust offen, die Form durchbrochen ü la elievaliüre, aber ohne Revers, die Knöpfe dazu sind von Seide und richten sich in der Facon nach der Weste. Ballwesten werden gewöhnlich von wcißseidnen Stoffen, brochirt mit matten Blumen, oder mit kleinen Farbcnbouquel'S getragen. Was die Pantalons betrifft, so werden die in der Hüf tengegend gefalteten und bis auf den Stiefel glatt herabfallen- dcn wohl am meisten in Anspruch genommen. Enggestreifte Stoffe in verschiedenen Nüancirungen sind am beliebtesten. Ihre Melanit. Kleine Weltschau Herr Daguerre hat eine neue Methode erfunden, ver mittelst seiner Kunst nun auch Porlraits auf das Frappanteste Herstellen zu können. Belgische Eisenbahnen. Diese werden jetzt mit Aka zien besetzt, so daß man künftig stets in einem schönen und duftenden Wäldchen fahren wird. Paris. Hier machte diese Tage ein Buchhändler banke rot, welcher allein an zwölftauscnd Thaler an Insertions gebühren schuldete.