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Der Salon. ^50. Unter Verantwortlichkeit der Rcdaction der Eilpost. Druck von C. P. Melzer in Leipzig. 1839. Neuestes Bulletin der Moden. Paris, den 27. November 1839. Wissen Sie wohl was für ein reizender Gegenstand es ist, welcher der Tournure so vollkommen angemessen ist, der Taille eine namenlose Grazie verleiht und die Körpersormcn in den anmuthigsten Umrissen herausstellt? Nun, das ist eine Redingotc von Drap Zephyr. In ihr ruht anjetzo der ver meintliche Zauber und die Modeneleganz. Daher sehen wir denn in diesem Augenblicke so viele solcher Redingotcs in un seren Toilcttenräumen, von denen die vorzüglichsten und voll kommensten wohl die Mademoiselle Moiemont auf der Rue du Helder Nr. 14. anfertigt, welche Dame ganz vorzüglich dazu berufen zu sein scheint, die feinsten Nuancen der Moden mit Kennerschaft zu verbinden. Sie verstand cs, diesem beim ersten Anblicke vielleicht etwas zu männlich erscheinenden Ge wände durch einen Schnitt von Halbbreiten (<I«mi - larxos) Acrmcln eine sanfte, frauenhaft-graziöse Form zu geben. Sie liefert diese Rcdingotes in blauer, aschgrauer und broncegrüner Farbe, welche mit Brandenbourg ü jonr oder mit verschiede nen Arten von Posamcntierkünsteleien verziert sind und reizende Negligüen darstcllen. Zu diesen Rcdingotes trägt man Chemi setten, deren kleine gefaltete Battistgarnituren von Spitzen umgeben sind, rund um den Hals gehen und vorn ein Jabot bilden. Die Manchetlen sind nicht immer dem Acrmcl zuge- kchrt, bisweilen sgchen sie grade aus und fallen auf die zarte Hand, was sich sogar sehr gut bei diesem Anzüge ausnimmt. Hüte, insonders sogenannte Ncgligüchüte sind von vollem oder Moossammt, auch wohl von Häkelsammt jetzt sehr modern. An» Turbans mit feinen Verbrämungen, Bonnets zu großen .givitätcn mit verschlungenen Bandvcrzicrungcn in Rosa, Himmelblau und Meergrün gewahrt man sehr häufig in den feinen Salons. Aber auch der Herrenmoden müssen wir heute geden ken und wir müssen gestehen, daß wir uns den Gedanken nicht erwehren können, wie die wichtigsten und folgenreichsten Re volutionen und Umwälzungen eigentlich spurlos an ihnen vor- übergegangcn sind. In der That, man sucht vergeblich, wenn man auf die Zeit des Direktoriums und selbst des Kaiserreichs zurückblickt eine Spur oder eine Erinnerung jener glänzenden und pomphaften Bekleidungsconvcnicnz, die die Männer des Hofes und der Bürgerschaft unter Ludwig XIV. zmgte. Spitzcnwellcn, große, gestickte Gilets, Damenmäßige Kleidröcke, ihr seid auf immer verschwunden! — So zeigen die Frauen nur noch den Geist der Mode und der bunten Farbenpracht und in ihrem Aeußern allein spiegelt sich noch der ächte Ver stand des Schmuckes und der sachlichen Coquettcrie. In Betreff der Anzüge für Soirücn und selbst für das eigentliche Ncgligüe kann ich Ihnen nichts Neues berühren, obwohl cS einige kleine Nüancen bei den höhern Elcgans giebt, die jedoch kaum zu bemerken sind. Nicht zu verkennen ist es, daß diesen Winter in den Ballanzügen ein merkwürdiger Luxus herrscht und daß sich die sogenannten Basquenkleidcr von weißer Seide sehr en voxue halten. Redingotcs und Pa letots bewährten sich jedoch auch immer noch, neben den schon tiefer gesunkenen kurzen Mänteln. Ein merkwürdiger Aufwand wird indcß noch immer mit Nohrstöcken getrieben. Namentlich florirt in dieser Hinsicht Verdier in der Rue Richelieu Nr. 102, wo man Stöcke mit Gold beschlagen, mit Rubinen, Opalen und sogar mit Dia manten vorsindet. Sehr auffallend ist, daß sich die schwarzen Ccavaten nun schon einige Jahre in Ansehen erhalten haben, obwohl cs uns scheinen will, als würden sie in dieser Saison ihren zu hoffen den (?) Sturz erleben. Die weißfarbigen werden wieder ihr Recht usurpircn, sie werden meist von Mousseline oder Satin getragen werden, erstere schlicht und einfach, letztere mit kleinen Seiden- oder Silberblumem brochirt. Auch sahen wir wiederum sehr niedliche und elegante Vor hemdchen, mit Spitzen garnirte Jabots tragen, die sich sehr harmonisch zu den in der Mode seienden Anzügen ausnah men. — Ium Schlüsse darf ich wohl nicht vergessen das Kan <1s Purgni« zu erwähnen, das in Paris mit sehr großem Erfolge bei allen Toiletten feiner und rangcsbürtiger Damen vorzu finden ist und alle Bedingungen in sich vereint, die Weiße und Reinheit der Haut zu conserviren oder hervorzuschaffen. Dieses excellentc Cosmeticum hat die Madame Da, Laffitte Nr. 48. erfunden. Wir können es nicht g...^ pfehlcn. Hochachtungsvoll u. s. w. Ihre Melanie. Musik. Die Familie Drapp aus dem Jillerthale in Tyrol, welche sich bereits in Oestreich mit Beifall hat hören lassen, gab auch in Leipzig mehre musikalische Abendunterhaltungen zur allgemeinen Zufriedenheit der Zuhörer. Die vier Tyroler be absichtigen eine Wanderung durch das nördliche Deutschland. Miszellen. Der New-York Hcrald enthält folgende Todesanzeige: „Am letzten Mittwoch starb, im dreißigsten Jahre ihres Alters, die Bank der vereinigten Staaten. Seit mehrer» Jahren spürte sie eine Abnahme ihrer Kräfte und der berühmte vr. Jackson rieth ihr daher, sich in die Ruhe zurückzuziehen; da sie jedoch