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46 S t ä d t e ch r o n i k. Hamburg. Das Neujahr begann bei uns unter Donner und Blitz. Biele glauben, nun sei der Krieg unvermeidlich-, der Himmel gäbe nicht für nichts und wieder nichts solche Borzeichen. Portrait der Königin Bictoric, und zwar das ähnlichste und schönste ist jetzt in London nach einer Zeichnung von Chalons erschienen. Die Fürstin erscheint stehend im Krönungsklcide, reich mit Diamanten geschmücht. Stuttgart. Hier hat sich unmittelbar vor der Christ bescherung eine alte, sehr reiche Frau erhängt, aus Furcht vor den Weihnachtsgeschenken, die sie zu geben hatte. Sie lebte fortwährend in Angst, daß ihr Geld bis an ihr seliges Ende nicht ausreichen werde, um sich von dieser Angst zu befreien, Hal sitz sich gehängt. -München. Hier sind sechs schlimme Gäste angekommcn, bei denen es nur ein Glück ist, daß sie todt sind; nämlich sechs Crocodille, welche der Herzog Max von Baiern in Aegypten mit eigner Hand erlegt hat. Es ist Schade, daß sie nicht mehr ganz sind; der Schiffscapirain hatte die Bestien in einen feuchten Schiffsraum gesperrt und da sind sie von den Ratten tüch tig mitgenommen worden. Paris. Zur Weihnacht - und Ncujahrszeit sind in der Regel zwanzigtauscnd Frauen und Mädchen allein mit Ein wickeln von Gratulations-Bonbons beschäftigt. Den Damen schenkt man häufig die neuesten Taschenbücher; so kam es, daß unlängst eine solche, die sich vieler männlicher Bekannten und Anbeter zu erfreuen hatte, nicht weniger denn dreißig Exem plare von einem und demselben Laschenbuchc erhielt. Theater. Paris. Im verflossenen Jahre sind hiersclbst zweihun dertfünfundachtzig neue Stücke über die Bühne gegangen. Dresden. Madame Schröder-Devrient ist nach langer Unpäßlichkeit wieder ausgetreten und hat gewohnten stürmischen Beifall gecrndtct. Das Gerücht, als wolle sich die große Künstlerin ganz von der Bühne zurückziehcn, Hal sich nicht bestätigt. Bildende Kunst. Frankfurt. Die Göthestatue ist hier angekommcn und soll sehr gelungen sein. Sie wird einstweilen in einem Saale der Bibliothek aufbewahrt. Die Zeit ihrer solennen Einweihung und Aufstellung ist noch nicht bestimmt. Dresden. Ein Engländer hat in einer Schrift nicht nur das hiesige Leben im Allgemeinen, sondern auch unsere Bildergallerie herabgesetzt. Darnach soll diese Gallcric weit hinter der von Paris, München und vielen anderen Städten zurückstchen und nicht mehr als sechs Gemälde vom ersten Range enthalten. Wissenschaf t. Der südliche Sternenhimmel. Bon ihm hat der berühmte Astronnm John Herschel eine Karte angcfcrtigt und mit interessanten Bemerkungen begleitet. Einige Nebelstcrne sehen aus wie Bündel, andere wie schwärmende Bienen. Auch die Farben sind verschieden; einer ist von schönem Blau, das sich dem Blaßgrüncn nähert. Einige Sterne stehen einander so nahe, daß sic Herschel nicht von einander unterscheiden konnte. Die Sidcralflammc. Die neuesten angcstelltcn Ver suche mit diesem neucntdccktcn Gaslichte, wovon die Pariser so großes Aufsehens machten, sollen doch nicht so befriedigend ausgefallen sein, als man gehofft hatte. Das Licht ist zwar intensiver als das gewöhnliche Gaslicht, und bedeutend Heller, leuchtet aber bei weitem nicht so in die Ferne wie dieses und soll den Augen sehr nachthcilig sein. Neue Entdeckungen über den Blitz. Die Dorf zeitung meint, nun sei man auch dem Blitze auf die Spur gekommen, welcher das alte Sprüchwort rcspcctirc, Kin der Leute machten. Als ein Blitzstrahl in tue Kirche zu Eha- tcauncuf in Frankreich schlug, wurden von den drei am Altar stehenden Priestern nur zwei schwer verletzt, während dem Drit ten nichts geschah. Dieser allein war vornehmer, nämlich in Seide gekleidet. Selbst bei den Thicrcn soll ein Unterschied gelten. In der Grafschaft Sussex in England wurde ein Stier vom Blitze getroffen. Das Thier war von straunrothcr Farbe mit weißen Flecken. Man war nicht wenig verwundert, man bemerkte, daß auf den weißen Flecken kein einzig Haar mehr saß, während der braune Lheil der Haut keine Berlez- zung erlitten halte. Sonnen fleck. Dieser war Anfangs Januar so be deutend geworden, daß die ganze Erde darauf Platz gehabt hätte. Auch am südlichen Ende der Sonncnkugel waren mehre dunkle Flecke bemerkbar. Musi k. Deutscher Nationalvcrein für Musik und de ren Wissenschaften. Diese schon oft erwähnte Idee scheint jetzt unter Leitung des Doctors G. Schilling in Stuttgart in's Leben treten zu wollen. Die bedeutensten Tonschöpfer, wie Schneider, Spohr, Reissiger, Spontini sind dem schönen Unternehmen bereits beigctrctcn. Mit dem Verein zugleich erscheint eine musikalische Zeitung in Stuttgart, deren