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Unter Verantwortlichkeit der Rcdaction der Eilpost. Druck von C. P. Melzer in Leipzig. 1839. Neuestes Bulletin der Moden. Paris, den 21. Octoler 1kW. Wenn sich in Paris eine neue, noch dazu die Wintersaison einstellt, so werden die Fundgruben des WitzeS, des Luxus, Fleißes und Geschmackes erschöpft, so wird Alles aufgeboten, um endlich doch nur den alten Bibclsatz aufs Neue zu bewei sen, daß nichts Neues mehr unter der Sonne zu entdecken sei. Wenn sich im Sommer" der Geist der Mode in tausend Flittereien und Jephyrgeweben verflüchtigt und überall eine durchschimmernde Eleganz herrscht, so bietet dagegen der Win ter schon mehr Solides und Stabiles dar, so zeigt er auch in dem Bereiche der Bekleidungsästhetik den Geist der Concentration und die Seide und die Wolle werden enger verwebt und stärker gesponnen. Ehe wir für diesmal zu einer Gcsammthcit und einer Einzel aufzählung der dermalen bestehenden Modcnanzüge übergehen, können wir es nicht unterlassen eines Fichu zu erwähnen, den wir neulich bei der Vorstellung eines zweiaktigen Vaudeville von Carmouche und Dclaloue, Namens Belisario oder I'Opürn Impossidls, von einer schwarzäugigen und mit Ringcllocken schönster Art versehe men jungen Braut eines Arztes wagen ge sehen haben. Er wa r aus violettem Sammt und mit dem schönsten glockenartig gefalteten Rande besetzt un^'nd,'''-f nach vorn in-sehr langen Enden aus. Da derselbe die hohen Reize seiner Trägerin ungemein erhöhte und er besonders durch seine ge schmackvolle Einfachheit glänzte, so hat er anjctzt ungemein viele Anhänger gefunden; man nennt ihn Fichu Sidonien, waMhciMch nach dem Namen der allerliebsten Jungfrau. Neglige. Aimmerrobe mit grünem Cachemir doublirt mit chinesischem Taffet, mit graugeperltem Grunde und leb haft geflammt. 'Vorstoß und Kragen roth, grün und violett. Bonnet von Organdi mit Pariser Spitzen garnirt. Schuhe von flohfarbenem Maroquin. Stadtneglige. Redingote in chinesischem Wollen- oder SeidenmouffKine, mit Schlangenbauschcn. Halskragen von Mou^eline, Valencicnnisch garnirt. Muschelhut in malven- arbener Seide, worauf ein einfaches Veilchen, sonst mit schwar zen Spitzen bordirt. Shawl von flohfarbenem Taffet. Stadttoilette. Robe von gestreiftem Taffet mit solchen Volans. Capote von Crcpp, bordirt mit einem cng- üschem Schleier. Shawl von schwarzen Spitzen. Schnupftuch mit bordirter Vignette. Abend negligv. Robe in glacirtem Taffet mit zwei Volans garnirt. Mantille und Bandschleifen von Spitzen. Spitzenbonnet. Bijoux. Reichen und geschmackvollen Fächer. Gesticktes und garnirtes Schnupftuch. Roben. Wir müssen uns hiebei auf die Volans beziehen oder auf die Garnituren und Schlangcnbauschen bei den Re- dingotcs. Es besteht ja außerdem nichts erheblich Neues in den Toiletten und Scmitoiletten des bewegten Tages. Am Abend ist es damit ganz anders. Am auffallendsten hinsichtlich der Eleganz und großen Einfachheit fanden wir die Toilette der jungen Marquise von Lonnüre. Sie hakte von Maurice Beauvais ein sehr niedliches Sevignömützchcn auf ihrem licht blonden Haare, worauf noch sehr artige Blumen der Phan tasie und frische Rosen angebracht waren. Dann trug diese Dame eine Organdi-Robe, bordirt mit strohgelber Seide und mit Spitzen besetzt. Shawls. Hier ist cs wirklich nicht möglich, für jetzt etwas bestimmtes zu sagen. Die bezüglichen Magazine sind noch zu sehr mit,neuen Schöpfungen beschäftigt und man weiß, daß jene Leistungen nur erst dann ein entschiedenes Gewicht erlangen, wenn sie die Stutzer- und Pützerwclt geheiligt haben. In Cachemir wird am meisten getragen. Die zierlichen Knoten am Leibchen oder unter den Man- tillcn sind noch immer Attribute des guten Geschmackes. Sie bilden gewöhnlich die Enden zweier langen Flächen. Mit Bän dern scheint diesen Winter viel Luxus zu werden, man ver fertigt jetzt Creppbändcr, die sich sehr reizend auf Ballroben ausnehmen. Phantasiebouqucts sind auch noch sehr an vogue, viele Damen tragen solche sogar in den Händen. Mit aller Hochachtung Ihre M e I-a n i e. Kleine Weltschan. Zn dem unglücklichen Spanien haust noch immer ein Ti ger, der Schrecken und Angst verbreitet, wo er sich nur sehen läßt, Cabrera zieht wie ein Räuber und Mörder mit seinen Schaaren von Ort zu Ort, um zu plündern und zu brand schatzen. Wo man ihm nicht freiwillig die junge Mannschaft und Alles, was noch an Geld und Geldcswerth vorhanden ist, cntgcgenbringt, da läßt er Weiber, Kinder und Greise sort- schlcppcn und sie gräßlich mißhandeln. In jedem Orte, dem er sich naht, werden die Backöfen zerstört, damit sich die Christines kein Brod backen können. Espartero, der von der Königin den goldnen Kammerherrnschlüffel mit Diamanten er halten hat, und mit dem Orden vom goldnen Vließ belohnt werden soll, wenn er dem Feinde das letzte Brod backe, und den Frieden in allen Provinzen wieder herstelle, ist ihm mit seinem Heer nachgezogen und hat ihn zu einer Schlacht her- ausgcfordert. — Don Carlos klagt in Bourges über lange Weile und schlechte Gesellschaft, die ihm die Franzosen und seine Landsleute auf den Hals geschickt hätten. Sein Sinn