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508 Messina, das erst 178z durch ein Erdbeben in einen Schutthaufen verwandelt wurde, ist jetzt wieder zweimal hin tereinander davon hcimgesucht worden, doch kamen diesmal die Leute mit dem Schrecken davon. Der größte Lheil der Be völkerung brachte die Nacht auf der Gasse zu, einige saßen ans Stühlen, andere lagen auf Matratzen, noch andere schliefen im Wagen, um im Nothfall entfliehen zu können. London. Admiral Sir Thomas Hary, der Gouver neur des großen Scehospilals zu Greenwich, worin bekanntlich eine bedeutende Zahl invalider Seemänner erhalten wird, ist gestorben. Er war der Commandant des „Victory" in der Schlacht bei Trafalgar. Damals bat er den Lord Nelson ver Schauderhafte Ermordung. Ein neunzehnjähriger Bursche aus Saalfcld zog seit längerer Zeit als Landstreicher umher; die Ortsbehörde hatte ihn zwar schon mehrmals bei Meistern untergcbracht, aber er lief jederzeit wieder davon. Zu diesem gesellten sich zwei Kinder aus Saalfcld, ein zwölf jähriger Knabe nebst seiner dreizehnjährigen Schwester, für welche ebenfalls die Behörde durch die neucrrichtetc Volks schule gesorgt hatte, die aber nur mit aller Strenge zum Schulbesuch angchaltcn werden konnten. Diese drei Menschen trieben sich seit einiger Zeit bettelnd kom naben Thürin ger Walde herum. In dem zw: entfernten Dörfchen Bclksmannsd August in's HauS eines Tischlers, n anwesenden neunjährigen Knaben, „Ihr seid Bettclkindcr, ich geb Eus ihm Hände und Füße, hielten ihm Mund und Nase zu und erstickten so den Knaben; dann legten sie ihm eine Schlinge um den Hals, zogen auf beiden Seiten zu und erdrosselten ihn vollends; hingen ihn endlich in der Stube hinter dem Ofen an eine Stange auf und gingen fort. Da der Knabe ost mit einem Stricke spielte und sich daran schaukelte, so glaubte man, er habe sich spielend und unvorsichtia crbänai- obwohl man später im Stillen v sprach. Doch die Vorsehung lös straft. Nach vierzehn Tagen kan Saalfcd von einer Berufsreise zur den Tage der Knabe wegen Sulvc brachte ihn derselbe, obgleich noch kcm Verdacht auf ihm ruhte, nach kurzem Verhör zum Gestandniß, Auch in Polen fangen die katholischen Bischöfe mir der weltlichen Macht über die gemischten Ehen Händel an. Dem Bischöfe von Augustowo, der deshalb einen Hirtenbrief erlas sen und seiner Geistlichkeit aus das Strengste geboten hat, jeder gemischten Ehe die kirchliche Einsegnung zu versagen, selbst im Falle, wenn beide Theile angelobten, ihre Kinder in der katholischen Kirche zu erziehen, ist Kraft kaiserlichen Be fehls nicht nur die bischöfliche Würde, sondern auch das Ein kommen entzogen worden. In Rußland besteht das Gesetz, daß die Kinder aus gemischter Ehe, in welcher der eine Thcil der griechischen Kirche angchört, in derselben erzogen werden müssen. Die Saison 'in den Taunus-Bädern war diesmal von ganz ungewöhnlichcpi Interesse, und mit Recht kann man sagen, daß die Dampfschiffahrt in ihrer gegenwärtigen, außer ordentlichen Ausdehnung am Meisten den Glanz dieser Saison beförderte. Wiesbaden hat seit Jahren keine brillantere Saison gehabt. Au den fünftausend Gästen, die als permanente Kur gäste in den Listen ausgezeichnet wurden, stießen täglich aus allen Richtungen Fremde in Masse, die nur momentan dort verweilten, und man konnte die Zahl derselben wohl auf zwanzigtausend angcben, und nur rälhselhaft bleibt es, wie die Leute Unterkunft fanden. Wirklich sahen wir auch mehrere hiesige Gasthöfe mit Fremden überfüllt, deren Bestimmung eigentlich Wiesbaden war. Auch waren nie die umgebenden Belustustigungsorte zahlreicher besucht, als in diesem Jahr, so daß man zu Biberich, Schierstein, auf Sonnenberg, auf der Platte, dem Geisberg, zu Klarenthal und wie die vielen ro mantischen Taunuspunkte um Wiesbaden alle heißen, fast be ständig Gesellschaften antraf. Die Abende wurden den Erhei terungen der Kunst gewidmet; fast jeden Abend war Theater, und die Reunionen im „blauen Saale" boten mannigfache Genüsse: Beriot, Mcrlh, Ganz, Thalberg spielten. Die Tanz- wutb r-at in Wiesbaden abgcnommen, ist aber leider einer noch schlimmcrn Manie gewichen, nämlich der Spiclwuth. Es ist entsetzlich, wie die Leute die tückische Glücksgöttin auf die Probe stellen, da sie ihnen doch meist den Rücken kehrt! Herr Chabcrt, der Besitzer der grünen Tische, steht besser mit dieser treulosen Göttin, dieser verliert nie, wie man schon aus dem ungeheuren Aufwande ersehen kann, den der Pachter der Spiele machen muß. geblich, nicht auf dem Verdeck in voller Uniform zu erscheinen denn die Mastkörbc der französischen Linienschiffe waren mit Scharfschützen bedeckt. Nelson befolgte diesen Rath nicht und fiel tödtlich getroffen in Sir Thomas Hardh's Arme. Als Nelson die Siegesnachricht hörte, fragte er, wie viele feindliche Schiffe in den Grund gebohrt worden. „Einunddreißig", war die Antwort; da rief der sterbende Scchcld: „Küsse mich Hardy!" und verschied. Sir Thomas Hardy war im einund- siebzigstcn Lebensjahre. wovon auf Preußen allein fast die Hälfte kommt. Die zwan zig deutschen Universitäten (die östreichischcn nicht mitgcrcchnct) haben über clflauscnd Studenten. Merklich ist's, wie die Gymnasien, und daher auch die Universitäten, an Besuch abnch- mcn, die Realschulen dagegen sich mehren und verbessern, — und das ist kein Unglück und kein Unrecht, Die Insel Martinique ist schon wieder von einem Erdbeben heimgcsucht worden, doch waren die Stöße diesmal nicht so stark und warfen nur die Aiegcl von den Dächern; indessen herrschte große Bestürzung und mehre Personen, die sich aus dem Fenster stürzten, um zu entfliehen, trugen schwere Ver letzungen davon.