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- Man erräth leicht, daß der junge Vorleser Niemand anders als Talleyrand war. Das Faktotum. Eine amerikanische Zeitung erzählt: Im Osten des Landes gebe cs einen Zeitungsherausgebcr, der nicht dlos sein eigener Setzer, Drucker und Laufbursche sei, sondern auch ein Wirthshaus halte, Schulmeister im Orte und Kapitain der Miliz sei, seine Stiefeln und Schuhe selbst aus bessere, ferner eine berühmte Sorte Pillen fabricire, zwei Tage lang in der Woche mit Pillen und Essenzen umherziche und Sonntags stets die Predigt lese, wenn der Geistliche nicht zu gegen sei. Er habe überdies eine Frau und zehn Kinder. — Eine andere Zeitung setzt hinzu: das wäre nicht genug; jener Zeiiungshcrausgeber besitze auch einen Schooner und sei im vorigen Herbst mit einer Ladung Kartoffeln und Zwiebeln, eigenem Erzeugnisse, in Boston angekommcn, nachdem er vorher den Abnehmern seiner Zeitung angezeigt hatte, das Erscheinen der nächsten Nummer dieser Zeitung hänge von dem Winde ab, — insofern er ihn früher oder später zurückbringc. Paris. Hier macht man jetzt Uhren mit einem ganz neuen Schlagwerke, die großen Beifall finden. Hört man nur den letzten Schlag, so weiß man, auch ohne daß man die vor- hergehendcn gezählt hat, welche Stunde die Uhr anzeigte. Auch wenn es halb schlägt, weiß man gleich, zu welcher Stunde dieser Schlag gehört. Die Sache hängt so zessammen. Die erste Note in der Musik, ut (c), zeigt die erste Stunde (ein Uhr) an; zwei Uhr wird durch die erste und zweite Note utra (LV), drei Uhr wird durch die erste, zweite und dritte Rote ut re mi (L I) K) angezeigt und so fort bis zwölf Uhr. Zur Bezeichnung der halben Stunden nimmt man die letzte Note, welche der vorausgcgangcnen Stunde angeyört; so gibt zum Beispiel 0 halb drei Uhr an. Die Töne sind sehr angenehm und man behauptet, man verstehe sich auf die Einrichtung, wenn ""m die Uhr ein Paar Tage um sich gehabt habe. Frei lich gehört -in qew'<k>s musikalisches Gehör dazu. — Wie man in Sibirien den Teufel betrügt. Ei nige sibirische Völkerschaften hallen jede Krankheit für die Wir kung eines bösen Geistes, der im Lande umherzieht, die Menschen zu quälen oder zu tödten. Sie glauben, daß sich solche Geister durch Opfer besänftigen, aber auch durch allerlei List betrügen lassen. So suchen die Ostiaken, Tungusen und Jaculcn den Pockenteufel zu betrügen, indem sie sich aus dem Gesicht Zun der anzünden und Narben einbrennen, damit er glauben solle, daß sie die Pocken schon gehabt haben. — Sonderbar ist auch die Art, wie sich Personen der niedcrn Klasse in Sibirien vor dem kalten Fieber schützen, das sie gleichsam für die Wirkung eines bösen Geistes halten. Sobald nämlich Einer Symptome des Ficbers verspürt, bemalt er sich das ganze Gesicht mit schwarzer Farbe, damit ihn der Teufel nicht kenne, oder wohl gar vor ihm sich fürchte. Der Straßenstaub. Der Straßenstaub hat aufgehört, ein unbrauchbarer Gegenstand zu sein. In England hat man ihn neuerdings theils zu Anstrichfarben für Häuser, theils zu einem Oelmörtcl für architektonische Zwecke empfohlen, wozu nament lich der basaltische Staub brauchbar ist. Man mischt hundert Theile Staub mit zehn Theilen Mennige und Blciglätte und dem nöchigen Leinöl zu einer Masse von der Consistenz des Glaserkitts, die an der Luft erhärtet. Eine neue Geisterge schichte. Ein deutsches Jour nal erzählt nachstehende Gcistcrcrscheinung, deren Wahrhaftig keit zwar verbirgt wird, die wir aber dennoch dahingestellt sein lassen wollen. Ein junger Edelmann, der sich durch Geist und Herz gleich vorthcilhaft auszeichnete, lebte vor nicht geraumer Zeit auf einer norddeutschen Acadcmie, wo er sich die Achtung der Leh rer und die Freundschaft seiner Mitgefährtcn so ungctheilt er worben hatte, daß man das nachfolgende Ereigniß mit allge meiner Theilnahme betrachtete. Er ging einst, bei schon cinbrechender Abenddämmerung, mit einem Freunde durch die Straße seinem Hause zu. Der Freund sprach lebhaft über einen wichtigen Gegenstand; er aber hörte nur mit zerstreuter Aufmerksamkeit zu, denn seine Blicke waren auf einen Gegenstand gerichtet, welcher nur wenige Schritte vor ihnen seine ganze Seele beschäftigte. Es war eine Gestalt, die ihm selbst glich, wie ein Tropfen Wasser dem andern. Wuchs, Gang und selbst genau dieselbe Kleidung, dieser in diesem Augenblicke trug. Eine seltsame Scheu hielt ihn zurück, auch seinen Gefähr ten darauf aufmerksam zu machen, bis sie jetzt an die Thüre des Hauses kamen, wo er wohnte, und wo eben der Unbe kannte kurz vor ihnen an die Thüre trat, sie öffnete und hin- cinging. Im Hineingehen wandte er noch das Gesicht zu den Beiden — und — zusammenzuckend erkannte jetzt der Jüng ling deutlich sein eignes Gesicht. — Auch der Freund hatte jetzt die Erscheinung bemerkt, auch ihn wandelte ein Schauer an; ohne ein Wort zu sagen, drück ten die beiden Freunde den Arm fester in einander, und lenk ten, statt in die Thüre links zu gehen, sich rechts zu dem ge- genübcrstehenden Hause, wo die Wohnung des Freundes gerade in derselben Höhe war. Hier eilten sie die Treppe schnell hinauf und gingen unwillkürlich durch das schon dunkle Zim mer, dem Fenster zu, aus welchem man die gegenüber liegende Wohnung ganz übersehen konnte. Dort ging eben die Thüre auf, und sie sahen bei der dämmernden Helle, die von einem etwas Hellern Vorsaale kam, — eben jene Gestalt cintrclen. Der Unbekannte schlug Licht an, gerade wie es der le bende Bewohner des Zimmers zu lhun gewohnt war. Sie sahen nun wieder bei dem Scheine der Kerze, die er anzün dete, die ganze schauerliche Aehnlichkeit mit diesem, so wie er ihn in jeder seiner Gewohnheiten, in jeder seiner Bewegungen, aus das Täuschendste darstellce. Eben so warf er den Mantel flüchtig auf einen Stuhl, holte einige Bücher auf den Tisch, las darin, legte dann alles wieder an den gehörigen Ort, zog sich aus und legte sich nieder.