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Der Laion. ^38. Unter Verantwortlichkeit der Redaction der Eilpost. Druck von C. P. Melzer in Leipzig. 183!). Neuestes Bulletin der Moden. Pari« , den 9. September 1939. Heute sehe ich mich gcnöthigt, mit der Coiffure Gene- vieve zu beginnen; denn ehe die Gcnovefa eine Heilige wurde, war sie eine schöne, junge Frau, die sich ebenfalls im Spiegel gern bewunderte und mit ihren langen Haaren, rei zendem Antlitze und der Hoheitsgestalc nicht zufrieden, zuwei len wohl auch ein Bändchen, eine Spitze oder Schärpe hinzu fügte. Die heilige Genovefa halte niedliche Augen, ein ovales, schönes Gesicht, einen blendend weißen, wellenförmig wogenden Schwanenhals. Was Wunder, daß Männer kamen, die keine Heiligen waren und ihr das sagten und es oft wiederholten, und sic endlich begeisterten für jene himmlisch süße Coquelterie. In diesem Sinne war sie demnach nie schöner, als wenn sic mit einer rösille en tricot bekopfputzt war, die am Halse sehr tief hinabging und ihr Haupt merkwürdig schön einrahmtc. Und das ist ganz einfach jene Coiffure, die durch Madame Char din, Rue St. Honore No. 348, ein Gegenstand der Mode gewordcll, von ihr in verschiedenen Farben geliefert wird, und eben so nützlich als graziös ist, da man sich ihrer des Abends und besonders auf dem Lande bedient. Auch des Morgens auf dem schwellenden Lager, auf dem Sopha, bei etwaigen Unpäßlichkeiten, ist dieselbe sehr empfehlenswert!). — Ietz. erscheinen »gemach die H er i ff sto s fe in den Maga zinen der Herren Richer, Broussc und G a g e l i n. Vor züglich »wen wir vei Letzterem ausgezeichnet schöne Zeuge in Seide brcchirt, in teilbaren kleinen Dessins, und Farbe auf Farbe. Sodann die > .reichen FichüS in Cachemir, die elegan- r.s. . en und bezaubernde Mitaincn und andere Arten Handschuhe. Für Herren charmante Cravatcn, Westen und Rockzcuge. Gegenwärtig macht auch die Schärpe viel Aufsehen, die nach Waller Scott, jene reine reizende Lucie von Lamme r- moer getragen haben soll, und seit jener Aufführung des Stückes Lucie de Lammermoor vielfach besprochen und geahmt wird. Jene Dame war nach der Beschreibung erwai .itcn Dichters folgendermaßen gekleidet: Ihre blon- ödaare.(schwarze würden sich auch gut machen) sielen auf Seite in Ringellocken auf den reizenden Hals und die n Schultern herab, und zwei Schleifen von kirschrothem e.e, symctrisch hinter jeder Haarabtheilung angebracht, ga- .sem opfputze den entzückenden Reiz der Einfachheit rleconz Ihre graugepcrlte Seidenrobe war dreifach mit othcr Schnur beseht, nämlich oben und unten am Lcib- Ucber dieser Robe trug sie eine Schärpe von kirschrother ui in schottischen Vierecken, nach Art der Ritter des Mittelalters, wie ein verschobenes Kreuz über der rechten Schulter und an der linken Hüfte in zwei wallenden Schleifen verknüpft. — Und mit dieser blclmrpes I.aminerinoor schmückt sich jetzt die schöne Welt. — Für Herren bleiben noch immer die kleinen Redingotes an der Tagesordnung; die begünstigten Farben sind russisch, Mprthen- oder englisch-grün, auch gold-broncirt, kastanien braun, dämmcrblond und königsblau. Die Pantalons werden äußerst verschieden getragen, aber zwei Zeuge werden besonders bevorzugt, die schwarz-alias-gestreiften und die maulwurfs grauen (p«aux <Ie taupe). Dieses letztere Zeug ist dichter als der Cachemir, reibt sich minder ab und fällt, eben wegen seiner Schwere, sehr glatt auf den Stiefel, ohne bei irgend einer Stellung die geringste Falte oder einen Bruch zu hinterlassen. Dann sind jedoch immer noch die weißen Piquüwcstcn, mit schwarzen oder Phantasie-farbenen Cravaten in Mode, woge gen die einfach schwarzen atlassenen, oder chamois-farbenen Piquüwesten gänzlich unterdrückt werden. Die schwarzen Anzüge kommen jetzt auch in Mißkredit, man zieht lieber die Phantasie-farbenen vor, z. B. englisch blau, hellbraun, feuerscheinrolh. — Die Roßhaarknöpfe, persisch, von Oudinot-Lütel, sind jetzt gar nicht zu entbehren. — Die von der Mode empfohlenen Parfüms sind das kMtrnit rürücls und verreins, oder bouPiet <Ie VVest-k?n<!, oder 8cotia üora. Denn eine distinguirke Dame muß ihre beglük- kende Ankunft oder Nähe durch reizende Düfte ahnen lassen. Ihre -c. Melanie. Kleine Weltschan. Portugal. Nach den Darstellungen, die im Diario enthalten sind, wurden im April 1839 eintausend cinhundcrtunddrciz.pn Verbrechen begangen, darunter cinhundcrtundfünfundsiebzig Mordthatcn und dreihundertundachtundsicbzig Räubereien; im Mai achthundertundneun Verbrechen, worunter einhund -tund- drei Mordthatcn und zwcihundcrtundfünfundvicrzig Räubereien; im Juni sicbcnhundertundscchsundsiebzig Verbrechen, worunter fünfundfunszig Mordthatcn und einhundcrtunddrcißig Räube- rcicn. — In demselben Blatte wird gemeldet, daß in jenem Vierteljahre wegen dieser aufgczählten zweitausend siebcnhun- dcrtundachtundsiebzig Verbrechen nur achthundertunddrcißm Personen verhaftet worden sind. Unter den Verhafteten waren fünfzehn wegen Mords, drei wegen Kindermords, einhundcrt- unddreiundvicrzig wegen Räubereien und ;echshunderlundneun-