Volltext Seite (XML)
dem er ein genaues Signalement beifügt, wieder zurückliefert, eine Belohnung von fünfundzwanzig Louisd'ors verspricht. Bald ist, Dank den ellenlangen Buchstaben auf der An kündigung und der enormen Belohnung für den vcrlorcnge- gangenen Vierfüßler, in der ganzen Stadt nur vom Doctor P. die Rede. — „Wißt ihr auch", erzählt eine Frau Ge vatterin der andern, „daß im Gasthofe zu den drei Enten ein Arzt angekommen ist, der so ungeheuer viel Geld hat, daß er dem Finder seines Pudels fünfundzwanzig Louisd'ors ver spricht. So erfährt Jeder vom Herrn Doctor P.z der Pudel fin det sich freilich nicht wieder, aber die Kunst des Arztes wird vielfach in Anspruch genommen; den ganzen Tag wird das Zimmer nicht leer von Kranken, die ihre Zuflucht zu seiner Weisheit nehmen, und er verdient manch schönen Louisd'ors, ohne daß er sich beim ehrlichen Finder seines Pudels in Un kosten zu versetzen braucht. Gewöhnlich heißt in den Ankündigungen, daß der Pudel — der eigentlich nie vorhanden gewesen ist — verloren sei, dieses gute Thier Alcibiades. Charakteristik von Paris. Paris ist nicht blos das Paradies der Frauen, sondern auch das Paradies der Un glücklichen. Selten begegnen wir auf dem Pariser Pflaster dem nackten, mit Schwären bedeckten Elend, welches uns an derswo bisweilen anekelt. Wer in Paris unglücklich ist, braucht nur einen Schritt zu thun, um in eine bessere Lage zu kommen, wofern er kein Cretin und kein Faulpelz ist. Jede Jahreszeit bringt hier neue Eristenzmittel, jeder Lag schafft neue Ressourcen. Das Pariser Elend ist deshalb fast immer mit einem tauschenden Schein von Wohlhabenheit über firnißt, den man sonst nicht leicht bemerkt; es hat sehr oft keine Hemde und keine Strümpfe an, aber es trägt gewöhn lich blankgewichste Stiefeln und Manschetten. — Die Pariser Dichter und Schriftsteller haben in neuerer Zeit das Phan tastische und Wunderbare jenseits der Meerenge und jenseits des Rheins ausgesucht: allein sie hätten soweit nicht zu gehen brauchen. Das Phantastische und Wunderbare flitzt in ihrer Hauptstadt an jeder Straßenecke und steht am Ein- und Aus gange jeder Passage, so daß man unaufhörlich dawider'rennt. Was gibt es Phantastischeres, als die Mehrzahl jener närri schen Betriebsamkeiten, deren posfirliche Extravaganz unsere verborgensten Wünsche ausspürt, auf unsre flüchtigsten Launen speculirt, unsre tollsten Begierden anstachelt und stets Mittel findet, die Finger in unsere noch fest geschnürte Börse glei ten zu lassens — Ich für mein Theil konnte nie umhin, das schöpferische Genie zu bewundern, welches zuerst die Tau sende jener geheimnißvollen Gewerbe erfunden und benannt hat, die unter dem Pariser Himmel entsprießen und auf dem Misthaufen der französischen Civilisation wie Champignons auf einem Mcloncnbecte lustig empor schießen. Wo sonst in aller Welt existire» „Maikäfcrhändler", welche der geniale Griffel Gavarny's in einer köstlichen Zeichnung verewigt hat? Wo kennt man außerdem noch „Apselschalcnwächter in den Theatern", „Ostereierfärbcr'-Vorsteher von Flöherziehungsan stalten", „Pflegeväter von Invaliden", „Knochenbrechcr", „Leuteanbrcnncr" und zwanzig andere nicht minder außeror dentliche Professionisten, welche der obenerwähnte Feuilletonist mit ungemein witziger Laune aufzählt und beschreibt. Derselbe Autor vergießt jedoch in seinem Namenregister der „kleinen Gewerbe" mehre Handwerksleute jener originellen Zunft; z. B. der interessanten Hundewäscher (bnigner <Ie clliens). Auf einem Kirchhofe bei Rom steht ein einfaches Denkmal mit den einfachen Worten: Goethe, der Vater, Goethe, dem Sohne. Erklärung der Modenkuvfcr. 1. Seidenes Kleid. Strohhut mit Blumen. 2. Kleid von Moirü. Zeughur. 3. I>lo. 2. von der Rückseite. 4. Mouffelincklcid mit Spitzenbesatz. Erklärung. In Xo. 15 des Salons hat der Herr Verfasser des dasigen Modenberichts eines bekannten deutschen Literaten auf eine Art gedacht, die wir nicht gutheißen und nicht vertreten können, da gedachter Literat, zu dem wir überdies in befreundeter Beziehung stehen, die allgemeine Achtung, welche er genießt, sich auch stets in hohem Grade zu bewahren wußte. Nur die Entfernung des Unterzeichneten vom Druckorte der Eilpost machte es möglich, daß gerügte Stelle in dem von uns redigirten Journal eine Aufnahme finden konnte. Grimma, den 26. August 1839. Ferdinand Stolle. (Hierzu ein Jntelligenzblatt.)