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Der Salon. A? 31. Unter Vwantwortlickkeit der Redaktion der Eilpost. Druck von C. P. Melzer in Leipzig. 1839. Neuestes Bulletin der Moden. Pari«, den S. August I8Ng. Wenn man bedenkt, daß die alten Griechen und Römer ungemein häufig die Pfcrdchaare benutzten, daß Leonidas, der tapfere Bürgerkönig der Spartaner, in einem Gemälde Da- vid's, einen Helm mit einem Roßhaürschweif trägt, erscheint es dann nicht als ein bedenkliches Symptom, als ein Zeichen republikanischer Gesinnung, daß die Pariser sich in Roßhaare verlieben?" Aber wir guten Pariser sind noch kühner, als die alten Griechen, als Leonidas und der Maler David, wir machen höchst fashionable Rockknöpsc aus Roßhaaren, nicht nur Knö pfe, Oudinot macht sogar Unterröcke daraus, die von sehr vielen, schönen Damen getragen werden, und ein non z>lus ultra von Eleganz und Bequemlichkeit sein sollen. Uebrigens gebraucht man statt der Roßhaare auch blonde Schweincborstcn, »der Haare aus dem Backenbart eines Dandy, wenn er recht struppig ist. Warum sollte das Backcnbarthaar sich nicht eben so zärtlich als LiebeSandcnken gebrauchen lassen, wie das Haupthaar? Unlängst zeigte mir eine Dame einen zierlichen Ring, einen Gürtel und andere Kleinodien von Haa ren, die ihr Geliebter sich in Liebesglut aus dem Backenbart gerissen. Dieser Tage war großes Wehklagen in Israel. Eine Na- tionalzicrde mußte cmigriren, Paris mußte einen seiner herr lichste» Schätze verlieren. Eine ganz neue Robe nämlich, ge nannt Pompadour, wurde, als Theil einer Brautausstat tung, über das Meer nach London geschickt. Wir wollen die Verlorene wenigstens schildern. Sie hatte einen Volant und eine Schürze aus Guipure; sie selbst war aus Qrgandi, in Stroh (?) gestickt, mit sehr reichem Besatz geschmückt; darüber oder dazu kam noch eine wunderbare Toilette aus einem Spen cer von blauem Sammet, besetzt mit Guipure, und eine Robe aus weißem Foulard mit violetten Streifen; die Madame Robe war mit Herrn Spencer durch eine köstliche Halsband schnur in Verbindung. Männermoden. Frack, o Frack, bedeutungsvoller Frack! Doch nein, wir reden jetzt nicht vom Beamtcn-Frack, nicht vom Doctor-Frack, Gesandtcn-Frack, Diplomatcn-Frack, oder Spitzbuben-Frack, wir wollen bloß von dem einfachen Sommer- Frack eines Pariser Dandy reden. Der Sommcrfrack, welcher seit etwa fünf Jahren eine mehr runde Gestalt annahm, und periodisch alle Sommer und in jeder Saison sich verschieden gestaltete, hat dieses Jahr eine gänzlich neue, bedenkliche Form angenommen *). Der eleganteste Frack, oder Leibrock auf Deutsch, hat lange Schöße; sie müssen aber auch breit, vier eckig zugcichnittcn sein und falsche Taschen auf der Hüfte haben. Der Kragen hinten niedrig, vorn aber geht er, immer brei ter werdend, bis auf den dritten Theil der Magengegend herab; hier schweift er aus, wie ein V und der Umschlag hört fast augenblicklich auf, um den Knöpfen Platz zu machen; die ausgezeichnetsten Fracks haben übrigens nur eine Reihe von Knöpfen, und die Schöße beginnen da, wo der letzte Knopf aufhört, so daß sie die Hüfte recht einfassen, und immer breiter werdend herabgehn, wo sie, wie wir ausdrücklich wiederholen, viereckig abgeschnitten werden müssen. Wir haben übrigens mit sonderbaren Gefühlen bemerkt, daß cs scheint, als wolle das achtzehnte Jahrhundert uns an unser» Frackschößen in seinen dunkeln Schooß zurückzerren. Was ist dieses zugerundeke, an den Hüften ausgeschweifte Ding An deres, als eine Annäherung zum eigentlichen, altfranzösischen Kleid? Die großen ciselirten Goldknöpfe, ä la krancaiss ge nannt, und die langen Busenkrauicn, a la grancke püre gehei ßen , sind ebenfalls nur Zeichen einer Rückkehr zu den Trach ten, und folglich zu den Meinungen des achtzehnten Jahrhun derts. Noch gefährlicher sind die lilienweißen Cravaten aus Atlas, Crepp u. s. w. Kleine Weltfchan. Hafiz-Pascha, von dem jetzt täglich in der Zeitung Rede ist, ist von mittlerer Größe, eher mager als beleibt zu nennncn. Die Form seines Gesichts ist länglich, seine Züge scharf ausgeprägt. Die Sonne Asiens hat seine Wangen ge bräunt; sein Bart ist schwarz und kurz. Seine schwarzen Au gen sind feurig und lebhaft, doch spricht zugleich Wohlwollen und Sanstmuth aus ihnen. In seinem Benehmen liegt jene ruhige Würde, jene edle und sichere Haltung, die man immer bei den Türken findet, die zu höher» Staatsämtern berufen sind. Hasiz-Pascha trägt die von Sultan neueingeführte halb europäische Tracht; eine Orden-Dccoration in Diamanten glänzt auf seiner Brust. In Spanien sieht's noch immer wild und blutig aus. Das Gerücht, als wolle die Königin Christine, so wie Don Carlos, Spanien verlassen, um dadurch dem greulichen Bürger- >> Siehe Iliimoiie so t'Ilüdi« dskillo -lopni-i 1830. AI. -Inou, snoioec soputo sou- 1s Kotsurstioo. Dsris oder Oilrg^. Dssssge lto^sl dio. 7.