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Der -8 a l o n. W 31. < Unter Verantwortlichkeit der Redaction der Eilpost. > I s Druck von C. P. Melzer in Leipzig. j Neuestes Bulletin der Moden. Paris, den iS. Juli 18NS. Ein Ercigniß bereitet sich vor, das sehr bald in Paris und hoffentlich auch in der ganzen übrigen Welt ungemeine Sen sation erregen wird; eine Sensation, welche alle Winter, alte und junge, schöne und häßliche, coquctte und spröde Weiber theilcn werden. Es handelt sich hier um nichts Geringeres, als um eine große Anzahl neuer und wundervoller Cachcmire, welche dem Magazine der Caravane des Herrn Brousse <Rue Richelieu Ko. 82.), aus den reichen Manufakturen Ostin diens zugeschickt worden ist. Man versichert, daß diese orien talischen Kleinodien, was Farben und Muster betrifft, Alles übertreffen, was man seit jener Zeit gesehen hat, als der selige M«»»», Mitglied des Direktoriums, vierzigtauscnd Francs für einen Cachemirshawl zahlte, um das Lächeln der schönsten Frau seiner Zeit zu erkaufen. Ein theueres Gelächter. Das Weiß und Seidenstoffe sind jetzt, wie selbst die Aka demie der Moden bestätigt, das schönste Tragen. In der Werk statt der Palmyre kann der Wißbegierige und Kauflustige jede Woche eine Unzahl von Roben aus weißem Mousscline vter Organdistoff mit Volans sehen. Die Gräfin Pfau gab unlängst auf ihrer Billa nicht weit von Paris einen ländlichen Ball. Das glänzende Fest war für die Modewisscnschaft ungemein fruchtbringend. Die Gräfin selbst trug eine weiße Robe von indischem Mousseline, besetzt mit natürlichen Ephcublättern aus Mathisson; eine Guirlande von derselben Art befand sich in ihrem schönen, hochblonden Haare, die Coiffüre bestand aus Locken ü la Sewignü. Mademoiselle N*'* trug eine Organdine-Robe mit Bau schen aus blauen Bändern; zur Coiffüre diente ein Bouquet von Kornblumen, in welches sich bedeutungsvoll einige natür liche Gänseblümchen cingcschlichen hatten. Madame von Tulp halte eine Robe von blauem Seidcn- poult, verherrlicht durch einen Besatz von englischen Skiz zen. Diese Robe bi'?^ vorn eine Tunika und zeigte durch eine große Oeffnung einen Hintergrund von weißem Gros de Staples; in dem Haar trug sic einen wahren Rosenbusch, voll von weißen, blätterlosen Rosen. Auch in der Hand trug Ma dame von Tulp ein großes Bouquet Rosen, und zwei Rosen, wie man behauptet, natürliche, auf ihren Wangen. Außer diesen Merkwürdigkeiten sah man noch einen ganzen Haufen coquetter Kleider, Phantasie-Roben, die eben erst von Gagelin kamen, ideale Coiffürcn, sogenannte Arkaden (bogenförmigen Kopfputz) von Madame Ba renne, Halblur- dans von Baudrant, Schnupftücher von Hornoga, und einige Fächer aus dem Irländischen Hause (eine Mode handlung.) Man sieht sehr oft Shawls aus alten Spitzen gefertigt das ist ein außerordentlicher Luxus, eben solche Schärpen sind auch zu sehen; cs sind dies alte Moden, die wieder zum Vor schein kommen. Seit einiger Zeit tragen die Frauen ihren Kopfputz niedri ger, als jemals; einzelne Weiber gehen darin übertrieben weit. In den letzten Opcrnvorstellungcn bemerkten wir viele Coiffürcn aus Haarflechten, die aus den Nacken niederfallcn und von italienischen Haarnadeln fcstgehalten werden. Die Flechten, die längs den Wangen niederfallcn, trägt man so, daß sie zwei Touren bilden; einige tragen sie auch schnecken förmig gedreht und die Enden hinter den Ohren. Bei der Soiree zieht man jedoch die langen und leicht nicderfallendcn Locken vor. — Für Männer verdient bemerkt zu werden, daß ein echter Dandy eine Cravate von Boivie, ein Spazierrohr von Berdier und einen hübschen Stutzbart tragen muß. Zum Färben des Bartes kann man mit vollem Recht die Eau Thenomünale empfehlen, die bei Madame Pccke (Rue Saint-Honorü Ko. 179.) zu haben ist. Kleine Weltsjchau Der Schwestcrbund der deutschen Eisenbahnen ist wieder durch ein Glied vermehrt worden. Am 7. Juli wurde eine Strecke der Taunuseisenbahn von Frankfurt nach Höchst eröffnet. Der zwei Stunden lange Weg wurde bei voller Dampfkraft in acht Minuten zurückgelegt. Zum Namenstage des Königs von Baiern soll auch die Münchner Bahn auf sechs Stunden weit eröffnet werden. Die Eröffnung der Eisen bahn von Mainz nach Wiesbaden steht in Kurzem bevor. Die Ferdinands-Nordbahn wird bis Brünn befahren. Aber auch außerhalb Deutschland, in Frankreich, Rußland, Italien wird tüchtig gecisenbahnt. Aus Frankreich laufen über den furchtbaren Hagclschlag immer traurigere Nachrichten ein. In einem der Mittlern Departements sollen die Schloßen in der Größe von Holzkeilen gefallen sein und auf sieben Pfund gewogen haben. Auf dem Felde wurden Wachteln und Rebhühner erschlagen. Einem Müller sind sogar zwei Esel getödtct worden. Am folgenden Morgen lagen die Schloßen noch zwei Fuß hoch auf den Fel dern und alle Feld- und Baumfrüchte waren zu Boden ge schlagen. Dabei herrschte eine solche Kälte, als wäre es Winter.