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tische Abendunterhaltung, oder vielmehr eine Vorlesung, näm lich Scenen aus Faust. Man hatte der Künstlerin die Tri büne zu einem kleinen Garten umgestaltet, der auf einem kost baren Teppich prangte; den Tisch mit großen silbernen Can- delabcrn geschmückt, den Sessel schön drapirt, und ihr Erschei nen rief in der Versammlung Jubel und Beifallssturm hervor. Die Studenten Dorpal's sollen sich auf das Bestimmteste darüber ausgesprochen haben, daß wenn die Vorlesungen ihrer Herren Professoren eben so interessant wären, sic weit lieber die Collegia besuchen würden. Thcaterwescn in China. Die Bcwohner des himm lischen Reiches besitzen eine Sammlung von Schauspielen in hundcrtundneunzig Bänden, aus denen wieder hun dert Bände als die besten ausgewählt wurden. Mehre davon sind in's Englische übersetzt. Schauspielhäuser gibts nicht, die Banden ziehen herum und erbauen, wo sie hinkommcn, Häuser aus dem Stegreife. In Peking' soll es allein über hundert solcher Truppen geben. Wenn ein Schauspieler auftritt, so nennt er zuvor seinen Namen, Stand, Charakter, seine Ver wandtschaften u. s. w.; dann spielt er wacker darauf los. De korationswechsel und Ortsveränderungen gibts nicht. Wenn Einer eine Reise zu machen Hal, so setzt er sich auf sein Stek- kenpferd, reitet mit einer Peitsche knallend mehrmals auf der Bühne auf und nieder, dann sagt er: „Jetzt bin ich da." Häu ser und Mcubles werden durch Menschen dargcstellt. Wissenschaf t. Bemerkung über Wahnsinnige. Ein französischer Arzt stellt die Bemerkung als Behauptung auf, daß der Wahn sinn bei den Männern in der Regel erst zwischen dem fünf- undzwanzigsten und dreißigsten Jahre, bei den Frauen aber schon vom fünfzehnten Jahre an sich kundgcbe. Natur geschichtlich es. Untergang der Maikäfer und Raupen. Ein französischer Pfarrer hat ausfindig gemacht, daß die meisten Raupen vor Allem den Spillbaum lieben. Man soll daher mehre Exemplare dieses Spillbaums in Gärten setzen, so wer den sämmlliche Raupen sofort die übrigen Bäume verlassen und ihre Wanderung nach ihrem Leibgerichte anstelle», wo man sie mit einem Schlage vernichten kann. — Ein anderer Franzose hat sich einen Bogel von den Sandwichsinseln ver schrieben, der mit unverwüstlichem Appetite in einer Nacht viertausend Maikäfer auffrißt. Wenn diese französischen Entdeckungen bekannlcr werden, stände also den Raupen und Maikäfern der Untergang so ziemlich bevor. M u s i k. Maria Malibran reiste einmal durch Lucca und fuhr über den Markt, wo eben Messe gehalten wurde. Sie ward erkannt und mit Beifallszeichcn begrüßt. Da forderte das Volk sic auf zu singen und umringte den Wagen, so daß die Pferde nicht von der Stelle kommen konnten. Maria bog sich zum ! Wagcnfenster heraus und flehte, daß man sie doch ihren Weg fortsctzcn lassen möge. Vergebens. Sic gericth in Zorn, das half eben so wenig. „Singen! Singen!" erschallte cs von allen Seiten, und überzeugt, daß sie sich dem Wunsche des Volkes fügen mußte, forderte sie ihren Begleiter auf, sie zu accom- pagniren. Herr Berriot nahm ganz ruhig seine Violine aus dem Kasten und aus offenem Markte ließ sie ihre Zaubertöne erschallen. Der Beifallssturm des Volkes war unbeschreiblich. Eines Abends befand sie sich zu Castellamara bei Neapel. I Hier erwartete sie eine Eselscaravane, und nach Ankunft der selben ritt sic, in Begleitung einiger Freunde, den Berg hinan. « An einer Stelle des Weges befand sich eine Warnungstafel, auf welcher der Prinz von Capua bei schwerer Züchtigung - jedem Unvorsichtigen warnte, die gchcimnißvollen Pfade der Villa Castiana zu betreten. Die Gesellschaft beachtete indck diese Warnung nickt, und setzte heiter und lachend ihren Weg fort, als plötzlich eine Schaar bewaffneter Wächter her vorstürzte und die Reisenden auffordcrte, von ihren langöhri- gen Rennern abzusteigen. Vergebens erschöpften Mehre der Gesellschaft ihre Bcredtsamkeit, indem sic vorschützten, daß ihnen als Fremdlinge, welche die Sprache nicht verständen, das V bot unbekannt sei; die Sbirren waren unerbittlich und sä im Begriff, gewaltthätig zu verfahren, als plötzlich Maria, mit ihrem Sonnenschirm bewaffnet, von ihrem Esel, wie einem Throne herab, ein so herrliches und rührendes Cantaliche anstimmte, daß die Spieße und Carabiner-der Wächter wie durch einen Zauberschlag zu Boden stürzten, und die Gesell schaft ruhig ihren Weg fortsetzte. Einer der bcmerkcnswcrthestcn Umstände im Leben Maria's war die Uebercinstimmung ihres frühzeitigen Todes mit ihrer Prophezeiung, daß sie hicrnicden nur kurze Zeit verweilen werde. Die Ucbcrzcugung, daß ihr L^' ' —der Jugend an gehöre, war die Ursache, sich den Geschmack an den Freuden der Kin war fest überzeugt, daß sie in der Blüthe ihrer Tage sterben würde, und der Schauder, den ihr dieser Gedanke erregte, er klärt mehre Züge aus ihrem Leben, die sonst unbedeutend und lächerlich erscheinen würden. Sie bediente sich z. B. der selt samsten Mittel, um die frühsten Eindrücke der Kindheit bei ' sich aufzunehmcn. Sic liebte die Joujour und die Puppen, wie ein Kind, kurz, sie nahm gern Antheil an jedem kindischen Vergnügen, weshalb sie auch fortwährend mit Leidenschaft,, tanzte, obgleich sie im Grunde nie eine geschickte Tänzerin — Mode. Der Pariser Frack. Zur Zeit, da Brummet, der Kö nig der englischen Fashicn und Kamerad des Prinzen Wales,