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Florenz. Am 18. Mai ist hicsclbsr die Gräfin Lipano an der nämlichen Krankheir (Magenkrebs) gestorben, welcher ihr großer Bruder, der Kaiser Napoleon auf St. Helena unterlag. Petersburg. Wie verlautet, hat sich unser Thronerbe eine liebenswürdige deutsche Prinzessin zur künftigen Gemahlin ausgesucht. Dieselbe ist eine Tochier des Großherzogs von Hessen und im Jahre 1824 geboren. Alexandrien. Der Krieg zwischen dem Sultan und dem Pascha von Aegypten ist eröffnet. Funfzigtausend Türken sind in Syrien eingerückt. Es soll bereits zu Feindseligkeiten gekommen sein. Diesmal hatte das europäische, diplomatische Hcilpflastcr die Spaltung der beiden Moslems doch nicht zu heften können. Königreich Sachsen. In den letzten Tagen haben schwere Gewitter mit Wolkenbrüchen und Hagelwettern großen Schaden in mehrer» Gegenden des genannten Königreichs an- Ruhe. Der Tanz der Taglioni ist keine Arbeit, sondern ein Spielen, zugleich mit einer Sorglosigkeit und Festigkeit, daß man sich dabei freuen kann. Diese Tänzerin ist im Stande, auf einem Präsentirteller eine Peroukte auszuführcn, sie schwankt nicht um Zehenbrcit vom Flecke. Absichtlich vermeidet sie die Allcgrctti und besticht nicht das Auge durch rasche Bewegun gen. Sie entwickelt ihre größte Kunst im Andante und in vollkommener Ausführung der Pas. Jetzt aber die Schatten seiten. Der ganze Oberleib, von der Hüfte bis zur Stirn, ist wie ein gemeißelter Marmorblock; Mandelkerne statt der Au gen, zwei rothc Striche statt der Lippen, und nur die Arm« sind gelenkig. Wie ein Klotz hockt der Kopf auf dem Rumpfe, ohne Bewegung, ohne Leben, ohne Reiz, ohne Ausdruck, eine Carro." „Die Tänzerin wollte bei ihrer ersten Vorstellung in Wien nicht ansprechen. Allmählig aber gingen den Wienern die Augen auf und der Enthusiasmus erreichte eine solche Höhe, daß die Tänzerin bei ihrem letzten Male über vierzig Mal hcrvorgcrufcn wurde. Man bewarf sie mit Blumen und spannte bei ihrem Nachhausefahren die Pferde aus. Die Tänzerin warf Blumen und Kußhändchen herab. Treffliche Witzworte wurden bei diesem Scandal vernommen. A. B. Die Rössel spanncn's aus und d'Escl ein. — Werfen's statt d'BIumen lieber 'runter sür's Zugvieh re." Valencia. In Nordspanicn währt der barbarische Bür gerkrieg ununterbrochen fort. Es erinnert, hinsichtlich der vie len Greuclsccnen, an den dreißigjährigen Krieg in Deutschland. Vor einigen Tagen überfiel ein Karlistcncorps die Fabrikstadt Manillcu, plünderte dieselbe und zündete sie an. Von sieben hundert Häusern sind nur wenig stehen geblieben. Drei Tage lang war die Stadt allen Greueln Preis gegeben. Weder Alter noch Geschlecht ward geschont. Der größte Lheil der Bewohner ist umgekommen. langen Leiden. Er ward geboren am 3. Januar 1763 in Ajaccio, wurde 1863 Cardinal und war seit vorigem Jahre erster Priester des Cardinalcollegiums. Die Wiener Bühnen. „Da. ner Referent in der Zeitung für die den östreichischcn Staaten eine Haupt. Es ist das Alpha und Omega des öffemnu-eu <.ve»v, ^»uue> und Zweck der Gesellschaft. In den fünf Theatern der Rest- . den; concentrirt sich das Kaiserreich. An die Schauspielhäuser knüpfen sich die höchsten Interessen der Bevölkerung. Was den Parisern die Revolutionen, sind den Wienern die Theater; Was den Engländern die Habeascorpusaktc, sind den Wienern die Theater; — was den Madridern die Inquisition, Wienern die Theater'; was den Römer» die Hei' den Wienern die Theater; was den Berlinern die sind den Wienern die Theater; was den Petersb ricn, sind den Wienern die Theater. Arbeit und Ruhe, Ge schäfte und Erholung, Lohn und Bestrafung, findet der Wiener im Theater. Die Charwochc schließt die Theater. Da sieht man die Wiener mit gesenktem Kopfe einhergehcn, wie die Canari, wenn sic den Pips haben, und besuchen ämsig Kirchen und Grüfte, um sich auszuamüsircn." Wissenschaft. London. Die hiesige geographische Gesellschaft hat für das laufende Jahr zwei Prcismcdaillen vertheilt, wovon die eine der unermüdliche Erforscher des Polarlandes, Herr Simpson, die andere der vr. Rüppel in Anerkenn»"» seiner Verdienste um die Erforschung des innern Afrika c: halten. Theater. Die Taglioni in Wien, lieber diese Tänzerin von Europäischem Ruse expcctorirt sich ein Wiener Corrcspondcnt in der eleganten Zeitung also: „Die Taglioni ist die größte Tanzkünstlerin, wenn man vom Tanze nichts als Fußbewegung fordert. Leicht und luftig schwebt sie über das Podium und schwingt die Beine in den graziösesten.Stellungen. Knie, Wade, Ferse, Zehe, eben so vortheilhaft als schön und harmo nisch gebaut, vollführcn die herrlichsten Touren. Man be merkt keinen Kampf mit ungelenken Gliedern, kein Besiegen der Materie und der Schwere, sondern elastisch schwingt sich der Körper empor, schaufelt und wirft sich in allerhand anmu- thigen Formen und biegt sich und schmiegt sich, daß es eine Lust ist. Ohne Anstrengungen und geschmeidig schmiegen sich die Glieder zu den schwierigsten Pas. Ansatz und Absatz, Züge und Wendungen, Ausdauer und Durchführung, Alles in cr- götzcndstem Ebenmaße mit tändelnder Legeretü, mit classischer