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Der Lalon. ^v- 22. Unter Verantwortlichkeit der Rcdaction der Eilpost. Druck von C. P. Melzer in Leipzig. 1839. Neuestes Bulletin der Moden. Paris, den 18. Mai ISNS. Endlich haben wir sonnige, warme Maitage, köstliche Mor- i gen und noch köstlichere Abende. Die Modcgöttin thront t nicht mehr in den Abendsalons und den Concertsälen, die ver- lassen und öde stehn; in den grünen Alleen der Tuilerien, in » den langen, duftenden Blüthcngaffen der Gehölze müßt Ihr I sje suchen; da wandelt sie lächelnd und coquettirend auf und W nieder, als Sccptcr schwingt sie aber den leichten, zauberhaf- I ten Sonnenschirm Lazal's. Der Sonnenschirm ist ihr un- D entbehrlich, um ihr zartes Gehirn, welches voll der luftigsten W Träume über Shawls und Turbans ist, vor dem Sonnenstich W zu beschützen. Wir empfehlen jedem nur irgendwie fashio- I nablen Wesen ein solches Parasol. Lazal wohnt auf dem Bou- « levart Montmartre Ko. 10. Die hübschen Mouffcline mit weißem Grund, gestickt oder U gedruckt, mit lebhaften, leichten Blumen, Gewebe aus Ziegcn- l haaren und Foulard's von allen Schattirungcn, machen jetzt -I die Wollenmousseline mit sehr vielem Glück den Vorrang r streitig. . Die Leibchen mit Klöppclspitzcn gehören ausschließlich zur I Staats! elte.' Sonst haben die Roben Gürtel mit langen I En>. und ein gefälteltes Leibchen. Der Rock ist immer sehr I wei: das Untcrröckchcn von sehr Heller und sehr gestärkter I Mouffcline. Ucb igens haben selbst die Staatsroben nicht mehr als ! einen Vn.mt von mittlerer Höhe. Die Vorärmclchen sind allgemein niedrig, glatt und mit Manchetten besetzt. Die langen Acrmel sind breit, mit Bau schen, Besatz oder Ouerstrcifcn am Oberarm versehen. Der Spencer wird immer sehr häufig getragen und es gibt »xirklich kaum etwas Hübscheres, Ritterlicheres, als ein Spencer von schwarzem oder hellgrünem Sammet zu einem weißen Rock mit Volant. Augustine, Rue Louis le Grand Ko. 27, versteht die Eigcnlhümlichkeit und den Reiz des Spencers am besten hcrauszustellcn. Was die Weißwäschc betrifft, so hat in diesem Departe ment lange keine Novität so viel gerechtes Aufsehen gemacht, als die Taschentücher von Charvet, welcher auch im Kapi tel der Hemden seit lange her sich großen Ruhm erworben hat. Es gibt nichts Anmuthigereß, Huldvolleres, Verführerische res, als diese köstlich gestickten, batistenen Taschentücher. Man kann keine reichere und besser verstände Coquettcric in die ver schiedenen Muster eines Gegenstandes bringen, der so nichtig scheint, aber auch nur scheint, wie ein Taschentuch. Das gerade Mäntelchen «Art Mantilla) in Schärxcnform, ist jetzt mehr, als jemals Mode, es wird heut zu Tage mit farbiger Seide gefüttert, dann mit einer Spitze und einem Sammetbande darüber besetzt. Bei der neulichen, glänzenden Vorstellung, die zum Besten der Mademoiselle Rachel stattfand, sah man anmuthize Florturbans mit doppelter Schärpe, Rcisstrohhüte nut Erepp, Virginischem Jasmin, oder mit einer Guirlande von roscnfar- bigcn Drcifaltigkcitsblumen geziert, Capoten von citronenkardc- ncm Crcpp mit einem Johannisbcerzweigc u. s. w. u. s. w. Dann sah man auch Shawls aus Scidenpoult, mit Rosa seide gefüttert, Bournous-Palctots, entzückende Phantasie-Roben aus Mvuffelinc, Wollenmousseline, Seide, Ziegenhaaren, Fou lard u. s. w. Dann reiche, frische, geschmackvolle Toilette von der künstlerischen Dreieinigkeit, Madamcs Larcher, Augustine oder Lallcman geschaffen. Schönheitsmittel. Zwar ist der Mai an und für sich ein Schönheitsmittel; doch gibt cs Wesen, denen der Reiz, welchen ihnen die Maisonnenstrahlcn über das Gesicht wehen, nicht genügen kann. Diesen empfehlen wir die Eau de Prin- temps von Lafollot, welche die Haut zart zum Durchscheincn macht, und alle möglichen Unebenheiten, Blättcrchen, Blüthcn u. s. w. vertreibt. Kleine We lisch an. Wien. Es scheint leider nach der geschehenen Untersu chung des St. Stcphansthurms wenig Zweifel, daß von der Spitze dieses Riesenthurms sechzehn Schuh abgetragen werden sollen. Eine zweite Comiffion soll jetzt darüber entscheiden. London. Man bemerkt, Laß die Taschendiebe auf der diesjährigen Ausstellung von Gewerbscrzeugniffen ihre Industrie auf schwunghafte Art betreiben. Mehre derselben sind eigcnds dazu hierher gekommen, wo in Folge geschärfter polizeilicher Aufsicht ihr Gewerbe etwas in's Stocken gerathen war. Eine Mordthat. Diese hat ganz Wien in Bewegung gesetzt. Frau von Ambach, die Wittwe eines angesehenen Beamten in Salzburg, lebte seit einiger Zeil in Wien auf et was ziemlich freiem Fuße. Sie war reich, unabhängig, ziem lich hübsch, lebenslustig, und gegen ihre Anbeter freigebig. Na türlich, daß cs an letzteren nicht fehlte. Plötzlich ward diese Dame vermißt. Ihre Cameriere halte sie seit zwei Tagen nicht gesehen. Sie sagte aus, ihre Gebieterin habe vor zwei Tagen von einem jungen Manne, den sie bisher nur einigemal bei ihr gesehen, spät Abends einen Besuch empfangen. Sie selbst habe sich bald darauf zu Bett gelegt und am andern Morgen das Zimmer ihrer Dame verschlossen gefunden. Das Zimmer