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Paris, den 8. Mai 183S. Ausstattung der Prinzessin Sophie von Wür- temberg. Diese prachtvolle Ausstattung war hier in einem Salon zu sehen, in welchem auch die fashionablcstcn Damen von Paris zusammenströmten. Wir wollen zur allgemeinen Belehrung Einiges herausheben. Die Hochzeitsrobe in weißem Damast und Silber war mit hohen Volans von Silberspitzen besetzt, der dazu gehörende ! Mantel außerordentlich lang und von gleichem Stoff, war von emcm gebauschten Besatz in prachtvollen Silberspitzen umgeben. Zwei Hofroben mit dazu gehörendem Mantel, die eine aus blauem Moiröstoff, öffnet sich vorn über einem Röckchen von weißem Seidenpoult, geziert mit drei Wolans aus Scidcnspitzen, überzogen von einem Perlcnnetz. Eine Perlenschnur umgibt das Spitzcnleibchcn, und Perlcnschleifen, die sich in Troddeln endigen, erheben die doppelten Spitzcnmauchctten am Ende der Aermcl. Biele Phantasieroben, unter denen wir eine anführcn aus Rosaseide, besetzt mit zwei hohen Franscurcihcn aus Noscnfe- dcrn, überzogen von Silbcrarbeit. Diese Rosenfranse umgibt auch das Leibchen und die Borärmel, so daß sic, auf die Arme zurückfallend, die köstlichsten Wellenbewegungen hervorbrin- gcn muß. Wer kann noch die andern, unzähligen Roben anführcn, wer kann die Pracht der Wcißzcugwäsche, jener Mousscline- kleider, jener Nachtmäntel beschreiben, alle mit Balcncienncr, i Mechelner oder Klöppclspitzen versehen, alle mit rosenfarbencr, llaucr oder lilafarbiger Seide gefüttert? Alle diese Cartons, mit Blumen, Bändern, Spitzen gefüllt, wer will sie gehörig würdigen? Es ist bewunderungswürdig, ohne Zweifel, aber beschreibt uns, desinirt uns eiymal die Schönheit einer Balcn- cicnnc, cincr englischen Klöppelspitzc, oder die Stückcrci eines solchen Schnupftuchs, wie sie da in Legionen sich sanden, jedes köstlicher und von unschätzbarerem Wcrthc, als das schönste Juwel! Noch einen Blick laßt uns auf die unvergleichliche Bettdecke werfen; sie war ganz aus Brüsseler Klöppclspitzen, mit Rosa atlas gefüttert, ein Superlativ von Luxus und gutem Ge schmack. Die Muster sind prachtvoll, und das Wappen der Prinzessin in der Mitte des Wappenschildes ist ein Meister werk der Nadclarbeit. Eben so ausgezeichnet ist die Arbeit am Bettkisscn. Endlich war das Kästchen zu sehen, welches die Juwelen, die Cachcmire und die Spitzen der Prinzessin verwahrt. Man kann cs ein entzückendes Tabernackcl nennen; so bewunde rungswürdig ist dies Kästchen aus — Bcilchcnholz mit einge legter Arbeit und Bildncreicn aus Beilchenholz. Es ist inwen dig mit weißem Sammet ausgefüttert, der Schlüssel ist aus gediegenem Golde. Kopfputz. Im schönen Conccrtc der Madame M erlin, das zum Besten der im Martinique durch das Erdbeben Verunglückten gegeben wurde, bemerkte man die neuesten und schönsten Coiffürcn. Die schöne Gräfin von B""* trug einen Odalisken- turban von silbcrgesticktcr Tarltktane (feine Mouffelinc). Die Frau Herzogin von L"*** trug einen köstlichen Turban von ätherischer, blaßrosenfarbencr Gaze, geschmückt mit einer doppelten Schärpe. Wir sahen auch mehrere hübsche Süvigno's mit Spiz- zenblonden, mit schottischen Maiblümchen geschmückt; lieblich^« Clcopatra's aus Spitzen, mit rothen Rosen und blonden Hyacinlhen geschmückt. Einige kleine Rcisstrohborden, mit Blondcnschärpcn fge- schmückt, Mützen mit Mancinis, orangenfarbenen und hoch rothen Hyacinthe n, schienen uns vom besten Geschmack zu sein. Auch der Spencer soll leben! Wir haben ihn sehr lange außer Acht gelassen, und wir müssen gestehen, daß er, trotz unserer schlimmen Voraussagungen und ängstlicher Besorgnisse, sich wie ein Held gehalten hat. Madame Debözieur (Rue Saintc-Anne Ko. 44.) com- ponirt ihre Spencer aus Sammet und Atlas von Hellen Far ben, die Form amazoncnhaft, stark mit Fischbeig. ausgcsteift, die Schößchen etwas lang, seidene Knöpfe und Knopflöcherver- zicrungen, die Form des dazu gehörende» Hutes muß chine sisch sein. Die fashionable Welt sucht mit einer Art von Raserei in ihren Häusern jene glanzvollen, kostbaren MeubleS einzuführen, die im vorigen Jahrhundert Mode waren, und von denen uns die zerstörende Zeit einige glänzende Muster hinterlassen hat. Monbro der Acltere, dessen Werkstatt und Magazine sich in der Rue Basse du Rcmpart Ko. 78 befinden, ist nicht nur ein Kaufmann, der solche Meublcs verkauft, sondern vielmehr ein Künstler, der aus Liebe zu seinem Gegenstand alle Details sei nes Faches studirt hat, der alle möglichen Meublcs in Kugel form, mit Schnitzarbeiten, Glassachen, Porccllan, Stockuhren, Raritäten von jeder Art, ganz im Sinne des vorigen Jahr hunderts arbeitet. Sk da Neuestes Bulletin der Moden Unter Berantwortlichkcit der Redaktion der Eilpost.) Druck von C. P. Melzer in Leipzig. j 1839.