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Dic beiden Rothschilde. In Prcßburg lebt ein ar mer Handelsjude, Namens Joseph Rothschild. Sein Weib war der Entbindung nahe, und in der armen Wirth- schaft fehlte es überall. Der Mann, so fleißig und unermüdet er auch war, vermochte mit seinem kleinen Handel doch kaum dic allernothwcndigsten Bedürfnisse herbeizuschaffcn. Da die Zeit der Entbindung seiner Frau immer näher und näher rückte, so entschloß er sich nach Wien zu reisen, um bei eini gen Landsleuten, die dort etablirt waren, Maaren auf Kredit zu erhalten. Kaum gingen ein paar Tage nach der Abreise Joseph's vorüber, so gcnaß sein Weib von einem gesunden Kna ben. Mit diesem Haussegen wuchs dic Noth der armen Mutter aus's Aeußcrstc. In dieser Verzweiflung schrieb sie den klägli chen Zustand, in welchem sie sich befand, ihrem Manne und bat ihn flehentlich, nach Hause zu kommen; da sie aber die Adresse ihres Mannes nicht kannte, schrieb sie geradezu an „Joseph Rothschild in Wien", hoffend, ihr Mann werde den Brief erhalten. Der Zufall, der schon so viele Freuden gestört und eben so viele Leiden gehoben hat, erschien auch hier als Vermittler; der Brief kam in das Fach des berühmten Ban- quiers Anselm von Rothschild. Dieser las die Kla gen des armen Weibes, sandte ungesäumt hundert Gulden E. M. der Wöchnerin und ließ den Mann, Namens Jo seph Rothschild in Wien aufsuchcn. Bald war er gefun den. Der arme Handelsjude war nicht wenig erschrocken, als man ihn zu dem ihm unbekannten Namensvetter brachte. Der Banquicr empfing denselben mit edler Leutseligkeit, indem er ihm zu der Geburt seines Sohnes Glück wünschte. Natürlich mußte der arme Jude immer mehr in Verlegenheit gcrathcn. „Da Ihr denn doch einen Gevatter braucht, so nehmt mich als solchen; die Sorge für die Zukunft des kleinen Weltbür gers "sei mir überlassen," sprach lächelnd der edle Menschen freund und reichte den Brief von Joseph's Frau sammt einem ansehnlichen Geschenke dem überraschten Glücklichen. Der erste Erfinder des Dampfschiffes. Dies ist nicht Foulton, wie man gewöhnlich annimmt, sondern der arme: John Fitch, ein Uhrmacher in Philadelphia, der 1734 den Gedanken faßte, ein Schiff durch Dampf zu treiben. Er war arm und ungelehrt und viele Hindernisse hielten? ihü ab, die Ausführbarkeit seiner Erfindung zu versu chen. Er bat den Kongreß um Unterstützung, ward aber ab gewiesen; dann bot er seine Erfindung, ebenfalls vergebens, der spanischen Regierung an. Endlich trat cmc Gesellschaft zusammen, die das Geld aufbrachtc, um ein Dampfboot zu bauen, und 1788 wurde dasselbe auf dem Delaware von Sta pel gelassen. Es sammelten sich viele Neugierige, um den Narren auszulachen. An Räder hatte Fitch nicht gedacht, er bediente sich vielmehr der Ruder, war aber des Gelingens vollkommen sicher, und das Boot fuhr wirklich'stattlich ab. Die Lachlustigen wurden nun ernsthaft. Das Boot fuhr nach dem, zwanzig englische Meilen, entlegenen Burlington, da übersprang der Kessel. Fitch verlor den Muth nicht und wußte sich einen andern Kessel zu verschaffen. Nach einiger Zeit fuhr sein Dampfboot wieder, aber fortwährend ging etwas daran ent zwei und der unglückliche Erfinder überwand immer eine Schwierigkeit, uisi auf eine andere zu stoßen. Vielleicht lag die Schuld meist in dem niedrigen Stande der Künste zu der damaligen Zeit. Fitch hatte sich dabei in große Schuldenlast gestürzt und mußte seine.Erfindung aufgeben. Er schrieb drei Bände, die er versiegelt in die Bibliothek zu Philadelphia mit der Bestimmung niedcrlcgte, sie dreißig Jahre nach seinem Lode zu öffnen. Er starb am Ohio und wurde da begraben. Vor fünf Jahren wurde seine Handschrift entsiegelt und man fand darin seine mechanischen Untersuchungen. Er sagt mit völliger Zuversicht das spätere Gelingen seines Planes vorher, der ihm nur wegen Geldmangel nicht vollkommen gelang. Er prophezeitet, daß in weniger als hundert Jahren die Flüsse des Westens von Dampfschiffen bedeckt sein würden. „Es wird eine Zeit kommen," sagt er, „daß irgend ein vermögenderer Mann Ruhm und Rcichthum durch meine Erfindung gewin nen wird; aber Neimand mag es glauben, daß der arme John Fitch etwas zu thun vermöge, das die Aufmerksamkeit verdient." Und er hat Recht gehabt; denn es fahren jetzt allein auf dem Missisi ppi sechshundert Dampf schiffe und mehr. Einer der merkwürdigsten Bälle in Paris war der sogenannte Ball der Mode im Renaissance-Theater, wobei eine Figur, die Göttin Mode, im modernsten Costümc, ausge stellt war, welches, letzteres dann stückweis in einer Art von Lotterie ausgcspiclt wurde. Das Kleid allein, der Haupt treffer, hatte den Werth von achtzchnhundert Francs. Man .kann sich verstellen, wie groß das Interesse war, welches dic Damen an dieser Lotterie hatten. Die Bittschrift. Der Dichter Platcn, der sich ein mal in Italien in Geldverlegenheit befand, ein Zustand, in welchen auch der Nichtdichtcr gcrathcn kann, schrieb nach stehende Bittschrift an den Gehcimrefercndar von Schenk, dem Verfasser des Bclisar, dic aber nicht abgcschickt woc den ist: Herr Geheimer Ncferendarius Und Dichter des Herrn Generals BelisariuL, Wie gebt's in Ihrem lieben München ? Fährt man noch fort zu mauern und zu tünchen? Und ist noch etwas Geld vorhanden. Für einen armen Dichter in fremden Landen? (Unser Planet.) Erklärung der Modcnkupfer. 1. Atlasklcid mit Spitzcngarnirungcn. 2. Hut von Gros de Naples, Shawl und Robe von Gros d'Asrique, mir Sammet eingefaßt. 3. Hut wie k<o. 2. Redingote von Mousselinc <ke luine, mit Spitzen garnirt. Cachcmirshawl. 4. Atlashut. Kleid mit ausgezacktem Volant.