Volltext Seite (XML)
730 45. Physikalische Geographie. Im Anschluss an die Beobachtungen des Erdbebens zu Ischia, über welches schon 1883 berichtet ist, bat Hr. Daubree ausführlich die Möglichkeit dargelegt, wie hochgespannte Dämpfe und Gase Erderschütterungen hervorrufen köunen. Dies gilt wenigstens von den vulkanischen Erdbeben. Nimmt man nur eine Temperatur der vulkanischen Herde von 1000° au (kritische Temperatur des Wassers 332°), so muss die Spannung des Wasserdampfes gleich kommen der Explosionskraft der deto nierendsten Gase; schon bei 500° müsste der eingeschlossene Dampf eine ungeheure Spannung erreichen. Nach Versuchen mit starken Eisenröbren in die Wasser eingeschlossen war, muss der Druck mehrere Tausend Atmosphären betragen, und muss der Dampf eine Dichtigkeit von ungefähr 0,9 gehabt haben. Die Annahmen, welche man machen muss, um diese That- sache für die Erdbebentheorie zu verwenden, sind durchaus unge künstelt. Die Zufuhr von Wasser zu den inneren Höhlungen kann entweder direkt oder durch Capillarität und Schwere zusam men geschehen. Dringt das Wasser zu den Reservoirs mit glühen den Massen vor, so hat man den hohen Druck: wenn durch irgend eine Ursache, sei es dass die Wand des Reservoirs schmilzt oder die Spannung des Dampfes den Widerstand der Wand überwindet, die Expansivkraft zur Wirkung kommt, müssen Erdbeben entstehen. Den Dislokationen wird durch Hin. Daubree bei den nicht vulkanischen Erdbeben nur in sofern eine Wirkung beige messen, weil durch diese Wärme entstehen würde, welche die Bildung von Wasserdampf veranlassen würde. Aber auch hier genügt von vornherein die Annahme von Hohlräumen in Tiefen von 11-38 km (Tiefe der Erschütterungsherde), die Annahme der stetigen Temperaturzunahme nach innen und des Eindringens von Wasser in diese Höhlungen um solche Erdbeben zu erklären. Zusammenstösse fester Körper und Zusammenstürze vermögen das Erdbeben nicht zu erklären. Die Explosionskratere, Maare, (Eifel) lassen sich durch plötzliche Ausbrüche hochgespannter Gase erklären; auch die Meteoritenbeobachtungen und Protube-