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Seemann. 367 ausreicht. Nicht allein aber nach oben hin, sondern auch seit wärts streben die erwärmten Luftmolecüle ihrer grösseren Span nung gemäss sich auszudehnen, und dies ist die Ursache, dass bei Sonnenaufgang die Stillen, die des Nachts in der Nähe des Landes lagerten, stets weiter seewärts drängen, und dort, wo an den Küsten Landwinde zum Ausdruck gelangen , diese nach Sonnenaufgang auffrischen und nun ebenfalls am weitensten see wärts vordringen, wofür der Verfasser eine Anzahl von Beispie len anführt. Von Schicht zu Schicht theilt sich bei weiterer Ausdehnung die grössere Spannung der höher liegenden Luft mit und von hier aus fliesst dann Luft seitwärts ab. Wo sie hinströmt, nimmt der Druck zwar zu, doch wird darum der Seewind nicht sofort landeinwärts dringen, da die über dem Lande befindliche Luft so lange vollständig jenem zunehmenden Gewicht auf dem Meere das Gleichgewicht zu halten vermag, als die Wärme schnell zunimmt und die dadurch bewirkte Spannungs zunahme am Lande noch grösser oder wenigstens ebenso gross ist, als die Druckzunahme auf dem Meere durch oberen Zufluss vom Lande. Sobald aber von 10 oder 11 Uhr ab die Wärme langsamer zunimmt, dann ist der stetig vermehrte Druck auf dem Meere in der Lage, den Kampf mit Erfolg aufzunehmen: dann dringt, die Seebrise landeinwärts. An ihrer Grenze, gegen die Windstille, geht nun das Aufsteigen der wärmeren Luft, welche vom Lande abgedrängt worden, vor sich. Die Seebrise kommt jedoch noch nicht zur vollen Geltung, solange die Wärme, wenn auch langsam, doch stetig zunimmt; erst wenn die Tempe ratur gegen 2 und 3 Uhr abnimmt, dann frischt sie auf und dringt unbehindert landeinwärts. Diese Temperaturabnahme wirkt durch Volumverminderung äusserst günstig für den See wind, welcher deshalb von 3 bis 6 Uhr überall am stärksten weht. Dagegen ist die weitere Volumverminderung während der Nacht für das Zustandekommen eines kräftigen Landwindes äusserst nachtheilig, und darin auch der Grund zu finden, dass nirgends der Landwind als solcher allein die Kraft des Seewindes erreicht und er erst auffrischt, wenn gegen Morgen die Volum verminderung aufhört, oder vielmehr schon dann, wenn die Tem-