2 B. Eigenschaften der Atmosphäre und Beimengungen zu derselben. Referent: Dr. von Rohr in Berlin. T. L. Phipson. The Chemical Constitution of the atmosphere from remote geological periods to the present time. Chem. News 67, 135—136. Die verschiedensten Ansichten über das Mischungsverhältniss von Sauerstoff, Stickstoff und Kohlensäure zur atmosphärischen Luft sind in der Entwickelung der chemischen Wissenschaften geäussert worden. Zunächst sprachen sich Jean Baptiste Dumas und Justus von Liebig dahin aus, das Mischungsverhältniss sei stets das gleiche gewesen, thierische und pflanzliche Organismen ver hielten sich bezüglich ihrer Athmung zu Sauerstoff und Kohlensäure gerade entgegengesetzt, und daraus sei die gleich bleibende Zu- sammensetzung der Luft zu erklären. Ihnen stehen Berzelius und Mulder gegenüber, welche eine fortwährende Abnahme des Sauer stoffes der Luft seit dem Beginne des Lebens auf der Erde für nothwendig halten. Der verstorbene Professor Koene in Brüssel, an den sich der Verf. besonders anschliesst, ist einer diametral ent gegengesetzten Ansicht. Bei den hohen Temperaturen sehr früher geologischer Perioden gab es in der Luft überhaupt keinen Sauer stoff, die Atmosphäre bestand aus Stickstoff, Kohlensäure und Wasser dampf. Allmählich entwickelten sich Pflanzen und Thiere, die der Erde grosse Mengen Kohlenstoff und Stickstoff zuführten, die der Luft entzogen wurden. Sauerstoff dagegen blieb mehr und mehr zurück, und man kann sein Wachsen in Verbindung bringen mit der Zunahme der Nerven- und Gehirnsubstanz. Im Einzelnen diese Theorie zu stützen, ist vor der Hand unmöglich, da wir über die Athmungsvorgänge niederer Lebewesen zu wenig wissen. Der Hauptpunkt der KoENE’schen Lehre ist jedenfalls der, dass durch unvollständigen Zerfall organischer Substanz Sauerstoff weniger ge bunden wird, als die anderen Bestandtheile der Luft, diese muss also immer sauerstoffreicher werden und dadurch den Lebensprocess